Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Laschet lobt die Konkurrenz

Geschmack hat er ja, der Sohn des Kanzlerkan­didaten. Er meint, dass Habeck und Maas gut aussehen

- VON DANIEL WIRSCHING

Düsseldorf Es soll ja Leute geben, die sehnlichst auf den Beginn des Bundestags­wahlkampfs warten. Also auf den echten, den um Inhalte. Vielleicht kommt der auch noch, das Land kann einen fairen Wettstreit um die besten Ideen für die Zukunft gut gebrauchen. Bis dahin scheint es sich mit anderem aufhalten zu wollen und zu müssen. Mit tatsächlic­hen oder vermeintli­chen Schmutzele­ien. Und mit Äußerlichk­eiten.

Für die wiederum hat Johannes „Joe“Laschet, Jahrgang 1989, nicht nur ein Auge, er verdient damit sein Geld. Wie man das heute eben so macht – als Influencer. Der Sohn des Unionskanz­lerkandida­ten Armin Laschet ist Mode-influencer mit mehr als 95000 Followern auf Instagram. Und als solcher beeinfluss­t er andere – zum Beispiel zum Kauf eines Maßhemds oder Maßanzugs von „van Laack“. Oder stellt mal schnell einen Kontakt zwischen dem Textilhers­teller und dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten her, der praktische­rweise sein Vater ist. Wegen der Bestellung von Corona-schutzausr­üstung.

Jedenfalls: Zum Interview mit dem zum Springer-verlag gehörenden Online-lifestylem­agazin Iconist erschien er in einer Florentine­r Hotellobby, auf dem Weg zur Pitti-uomo-messe,

in einem cremefarbe­nen Einreiher mit Spitzrever­s, wie Iconist akribisch vermerkt, „das Einstecktu­ch mit Mikromuste­r ist farblich auf sein hellblau gestreifte­s Hemd mit Leinenstru­ktur abgestimmt“. Statt Krawatte trage er die oberen zwei Knöpfe seines Hemdes offen, „etwas Männerbrus­t blitzt hervor, je nachdem wie er sich bewegt“. Allein das: atemberaub­end.

Vor allem, wenn man sich vorstellt, die Sätze wären über Armin Laschet geschriebe­n worden.

Und es kommt noch besser. Laschet, also Joe, lobt Spd-außenminis­ter Heiko Maas und Grünen-politiker Robert Habeck. Maas wisse, wie man kombiniere. „Ich glaube nur, dass die Sakkos etwas zu viel Schulterpo­lster haben“. Habeck, der oft T-shirt zum Anzug trägt, sehe auch „ganz gut aus“. Ebenso findet Laschet, also Joe, Gefallen an FDP-CHEF Christian Lindner, genauer: an dessen klassische­m Einstecktu­ch. Für FDP und Einstecktu­ch kann sich auch Laschet senior erwärmen.

Fragt sich: Sind Laschet Juniors Äußerungen versteckte Wahlkampf-empfehlung­en? Oder haben wir es mit einer überaus subtilen Form der Schmutzele­i zu tun? Und wie findet er eigentlich den Kleidungss­til seines Vaters?

Interessan­t wäre auch, wie Joe (nach eigener Aussage beeindruck­t vom „Gentleman-look“von James Bond oder Michael Corleone aus „Der Pate“) bei potenziell­en Wählern von Armin (Bergmannss­ohn aus Aachen und selbsterkl­ärter Mann des Volkes) ankommt. Wobei: Dass er seinem Vater Stimmen bringt, scheint unwahrsche­inlich. Auch, weil unter seinen Fans einige gewiss noch nicht wählen dürfen.

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Männer im Anzug (von links): Robert Habeck, Armin und Joe Laschet sowie Heiko Maas.
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Fotos: K. Nietfeld, H. Kaiser, C. Soeder/dpa
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