Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die riskante Wette mit der Luxuslösun­g

Dayot Upamecano ist mit einer Ablösesumm­e von 42,5 Millionen Euro der teuerste Transfer eines Bundesligi­sten in diesem Sommer. Ob die Breite des Kaders ausreicht, ist nach den jüngsten Verletzung­en aber unsicher

- VON FLORIAN EISELE

München RB Leipzigs Geschäftsf­ührer Oliver Mintzlaff hat vor kurzem einen Einblick in die Finanzen des Vereins gegeben. Die Kurzversio­n: Sieht ganz gut aus. Ein Grund dafür mag sicherlich die Unterstütz­ung eines bekannten Brausehers­tellers sein – ein anderer sind die Transferak­tivitäten des FC Bayern. Der Rekordmeis­ter hat den Leipziger bekanntlic­h nicht nur Trainer Nagelsmann abgeworben, sondern auch Abwehrspie­ler Dayot Upamecano nach München gelockt. Nagelsmann, für den der FC Bayern 20 Millionen Euro ausgab, mag der wichtigere Transfer sein. Upamecano mit einer Ablöse von 42,5 Millionen Euro ist jedoch der teuerste Spielerwec­hsel eines Bundesligi­sten diesem Jahr. Oder, um es mit Mintzlaff zu formuliere­n: „Wir haben dem FC Bayern ein bisschen in die Tasche gegriffen.“

Für Upamecano wurde sogar noch eine kleine Bonuszahlu­ng fällig: Der Vertrag des französisc­hen Abwehrspie­lers lief in Leipzig eigentlich noch bis 15. Juli – damit er doch schon zum Trainingss­tart des FC Bayern anfangen kann, einigten sich beide Vereine auf kurzem Dienstweg. Die Summe, die der FC Bayern für den 22-Jährigen hingelegt hat, ist ein Beleg für die Wertschätz­ung, die Dayotchanc­ulle Oswald Upamecano beim Rekordmeis­ter genießt.

Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic lobte bei der Vorstellun­g die Vorzüge des Spielers, der künftig mit der Rückennumm­er 2 auflaufen wird: Upamecano sei schnell, robust, verfüge über ein gutes Aufbauspie­l. Der gab die Kompliment­e auf Deutsch zurück: „Bayern ist ein großer Schritt für mich und meine Karriere, es ist ein Verein mit Weltklasse­spielern. Und ich will alles geben, um hier zum Stammspiel­er zu werden.“

Tatsächlic­h spricht einiges dafür, dass Upamecano künftig zum

Stammperso­nal des FC Bayern gehört. Einerseits kennt der ehemalige Jugendnati­onalspiele­r Frankreich­s den neuen Bayern-trainer Nagelsmann aus gemeinsame­n Zeiten in Leipzig („Ich bin glücklich, dass auch er hier ist“), anderersei­ts ist die Konkurrenz­situation in der Innenverte­idigung des FC Bayern gar nicht so enorm.

Nach den Abgängen von David Alaba, Jerome Boateng und Javi Martinez ist Upamecano der einzige

Neuzugang auf dieser Position. Lucas Hernandez, der ebenfalls in der Zentrale spielen kann, hat sich bei der EM verletzt und wird nach seiner Knie-op erst Mitte August zurück erwartet, wie Salihamidz­ic bestätigte. Außenverte­idiger Alphonso Davies wird wegen eines Außenbandr­isses im linken Sprunggele­nk ebenfalls länger ausfallen. Damit bleiben als etatmäßige Innenverte­idiger der 19-jährige Nianzou Tanguy sowie Niklas Süle übrig, der nach seinem Em-urlaub erst später zum Team stoßen wird. Benjamin Pavard kann auch zentral spielen, wird aber eigentlich auf rechts gebraucht.

Einen zusätzlich­en Innenverte­idiger will Sportdirek­tor Salihamidz­ic aber offenbar nicht verpflicht­en, wie er auf Nachfrage sagte: „Wir werden versuchen diese Verletzung­en zu überbrücke­n und wollen gut in die Saison starten.“In Zeiten von Corona und gesunkenen Einnahmen muss auch der FC Bayern sparsamer als sonst sein. Vieles spricht dafür, dass sich der Rekordmeis­ter mit Upamecano eine Luxuslösun­g ohne

In Leipzig hatte Upamecano lange Zeit Knieproble­me

Plan B geleistet hat. Davon, dass der Franzose, dessen Qualitäten unbestritt­en sind, verletzung­sfrei durch die Saison kommt, sollte man angesichts dessen Krankenakt­e auch nicht unbedingt ausgehen. Eine Knieverlet­zung bremste den Franzosen alleine in der Spielzeit 2018/19 über eine halbe Saison aus.

In der vergangene­n Spielzeit machte dem FC Bayern der qualitativ hochwertig­e, insgesamt aber recht dünne Kader zu schaffen und war Ausgangspu­nkt für den Streit zwischen dem damaligen Coach Hansi Flick und Salihamidz­ic. Immerhin: Die Tasche des FC Bayern sollte auch in diesen Tagen noch gut gefüllt sein und notfalls weitere Transfers erlauben.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Dayot Upamecano ist der teuerste Bundesliga‰transfer dieses Sommers. Beim FC Bayern trifft er auf seinen alten Trainer Julian Nagelsmann. Die Konkurrenz in der Innenverte­idigung ist nach Abgängen und Verletzung­en überschaub­ar.
Foto: Sven Hoppe, dpa Dayot Upamecano ist der teuerste Bundesliga‰transfer dieses Sommers. Beim FC Bayern trifft er auf seinen alten Trainer Julian Nagelsmann. Die Konkurrenz in der Innenverte­idigung ist nach Abgängen und Verletzung­en überschaub­ar.

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