Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der irre Beigbeder
Neues vom Ego des französischen Stars
Man spricht ja vom Alter Ego, wenn jemand über sich selbst in einer Verwandlung spricht – wie es Fréderic Beigbeder einst in der Roman gewordenen Abrechnung mit Werbebranche unter dem Titel „39,90“getan hat und damit zu einem der französischen Star-autoren wurde. Octave Parango nannte er seine Ichfigur damals, und so heißt sie nun zum dritten Mal „Der Mann, der vor Lachen weinte“.
Aber eigentlich geht es beim inzwischen 55-jährigen Beigbeder (außer er schreibt schöne andere Bücher wie zuletzt „Oona und Sallinger“) völlig blank und unverwandelt um das Ego – das aller Wahrscheinlichkeit nach (siehe auch „Ein französischer Roman“) sein ganz großes eigenes ist. Also faselt der inzwischen ziemlich abgehalfterte Octave hier wieder über Kokain und Frauengeschichten und über sich und sich und sich.
Aber auch wenn das wieder zu keinem Roman taugt: Fréderic Beigbeder versteht es eben doch auch immer wieder, mit ungeheurem essayistischen Drive und herrlich spitzer Feder über die Gesellschaft zu schreiben, zu der er selbst nun seit Jahrzehnten als Promi-faktotum gehört. In diesen Passagen allein ist er Michel Houellebecq ebenbürtig.
Diesmal geht es über das Medium des Radios (für das Beigbeder wie Parango arbeitete) um Humor und Politik zu den Gelbwesten. Streckenweise zum Überblättern, aber in Sätze zum Unterstreichen. Beigbeder eben.
Übs. von Claudia Marquardt, Piper, 320 S., 22 Euro