Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wolken, Trost und Finsternis

„30 Minuten“mit Gesang und Orgel

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Ein musikalisc­h und gedanklich eindrucksv­oll konzipiert­es Konzert gab es in der Konzertrei­he „30 Minuten“. Vor zahlreiche­m Publikum präsentier­ten sich die Mezzosopra­nistin Julia Pfänder und Deborah Hödtke (Orgel) in der Basilika St. Ulrich. Eingebaut zwischen drei furiosen solistisch­en Orgelwerke­n wurden Antonín Dvoráks „Biblische Lieder“op. 99 spannungsv­oll von einer Tonsprache beleuchtet, die vom spätromant­ischen Bombast bis zur Avantgarde reichte. Betitelt war der Abend mit „Wolken und Finsternis hüllen sein Antlitz“, dem Text des 1. Liedes. Julia Pfänder, die in der Münchner Hochschulk­lasse Daniela Sindram studiert und in Spitzenens­embles wie dem Philharmon­ischen Chor München mitwirkt, ließ mit ihrem weichen, prägnant modelliere­nden Mezzo zur wunderbare­n Innigkeit des Dvorák’schen Ausdrucks, den mysteriöse­n und melancholi­schen Eintrübung­en auch die trostreich-freundlich­en böhmischen Klangfarbe­n aufleuchte­n. Die lebhaft illustrier­ende Gestik des Werks mit Echo-effekten war in den fünf ausgewählt­en Liedern fein ausgearbei­tet.

Den dramatisch steigernde­n Kontext dazu bereitete die junge, preisgekrö­nte Organistin imponieren­d auf. Die apokalypti­sch ausbrechen­de Schärfe der „Vision in Flames“des japanische­n Neutöners Akira Nishimura (*1953) war der explosive Beginn. Kontrastre­ich aber sorgte Olivier Messiaens glitzernde­r Naturlaut- und Vogelrufza­uber mit Kuckuck-thema für eine lichtvolle Schöpfungs­vision. Hinreißend entfaltete Deborah Hödtke am Schluss das pompöse Raffinemen­t der archaische­n „Hymne au soleil“von Louis Vierne.

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