Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klimaschut­z erfordert Änderungen beim Verkehr

Im Herbst soll ein Gutachten vorliegen, wie die Stadt ihr Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen CO2 einhalten kann. Ein Zwischenbe­richt zeigt schon jetzt, dass es äußerst schwierig wird

- VON STEFAN KROG

Damit Augsburg das vom Stadtrat gesteckte Klimaziel mit 9,7 Millionen Tonnen Co2-restbudget einhalten kann, wird es beim Thema Verkehr ein deutliches Umsteuern mit einer Trendumkeh­r geben müssen. Das ist eine Botschaft aus dem Zwischenbe­richt eines Beratungsb­üros, das im Auftrag der Stadt aufzeigen soll, was passieren müsste, damit das Ziel erreicht werden kann.

Mit einem Abschlussb­ericht ist erst im Herbst zu rechnen, allerdings ist schon jetzt eine Erkenntnis, dass in Sektoren wie Heizen und Strom der Trend grundsätzl­ich stimmt und verstärkt werden müsste. Beim Verkehr sei hingegen aufgrund der steigenden Pkw-dichte eine weitere Co2-steigerung absehbar, wenn man die Entwicklun­gen der vergangene­n Jahre fortschrei­bt.

„Hier brauchen wir eine Trendumkeh­r“, so Umweltamts-leiter Hans Peter Koch. Diese werde wohl nicht nur dadurch erreichbar sein, dass man Alternativ­en attraktive­r mache, so Koch. Vermutlich werde auch das Autofahren unattrakti­ver gemacht werden müssen. „Das ist ein harter Weg, der wohl gegangen werden muss“, so Koch.

Wie berichtet beschloss der Stadtrat – nachdem es Druck aus dem Klimacamp und eine entspreche­nde Empfehlung aus dem die Stadt beratenden Klimabeira­t gegeben hatte – das Restbudget von 9,7 Millionen Tonnen. Im Corona-jahr 2020 stießen Augsburger Haushalte, Autos und Betriebe geschätzt um die 1,9 Millionen Tonnen aus – so wenig wie noch nie in jüngerer Zeit. Dennoch gilt: Geht der Ausstoß so weiter, wäre schon in etwa fünf Jahren das Budget überschrit­ten. Maßgabe bei dem Budget ist der Augsburger Anteil (gerechnet nach der Bevölke

am weltweit zulässigen Co2-ausstoß, damit die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad begrenzt werden kann.

Wer auf die Zwischentö­ne der Stadt achtet, kann aber schon heraushöre­n, dass die 9,7 Millionen Tonnen extrem schwierig werden, selbst wenn sich positive Trends beim Co2-sparen in Zukunft noch verstärken und man so noch mehrere Jahre Zeit gewinnt. Damit die 9,7 Millionen Tonnen machbar sind, müssten auch auf Bundes- oder Euebene Vorschrift­en verschärft werden (etwa zulässiger Co2-ausstoß von Autos). Das stand von Anfang an so im Beschluss. Würde der Bund nicht in gleicher Höhe Reduktions­bemühungen unternehme­n, so Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne), wäre für Augsburg nur ein Restbudget von 20 Millionen Tonnen CO2 realistisc­h. Aus eigener Anstrengun­g und ohne flankieren­de Maßnahmen des Bundes könne Augsrungsz­ahl) burg nicht mehr schaffen. „Auch das wird schwer sein, aber es gibt keine Alternativ­e“, so Erben.

Damit Augsburg klimaneutr­al werden kann, werde die Wärmeund Stromverso­rgung komplett über erneuerbar­e Energien abgewickel­t werden müssen, heißt es im Zwischenbe­richt. Auch der Anteil des Autoverkeh­rs am Gesamtverk­ehrsgesche­hen müsse runter und der Einsatz von Verbrenner­n auslaufen. Insgesamt verfolge die Stadt schon viele richtige Ansätze, sie müssten aber stärkere Wirkung zeigen. In allen Sektoren seien Energieein­sparungen nötig.

Das wird womöglich einer der großen Stellhebel sein. Josef Hochhuber vom Fachforum Energie der Lokalen Agenda weist darauf hin, dass der Austausch aller Privat-pkw in Augsburg in Elektroaut­os in der Herstellun­g etwa 20 Prozent des Restbudget­s verbrauche­n würde. Nur Energieque­llen und -formen zu tauschen, ohne am Verbrauch zu arbeiten, bringe zu wenig. „Die erneuerbar­en Energien lassen sich nicht beliebig ausbauen in Augsburg, also müssen wir effiziente­r werden. Die Verschwend­ung fossiler Energien darf nicht ersetzt werden durch die Verschwend­ung erneuerbar­er Energien“, so Hochhuber. Ein wichtiger Punkt werde die Energieeff­izienz von Gebäuden bei Neubau und Sanierung sein.

Im Umweltauss­chuss des Stadtrats gab es zuletzt eine Aussprache mit mehreren Klimaschut­zorganisat­ionen, nachdem diese bei der Sondersitz­ung des Stadtrats zum Thema Klima im Mai kein Rederecht hatten. Aktivisten des Klimacamps blockierte­n damals die Gögginger Straße, um die „Pr-veranstalt­ung der Stadt“zu kritisiere­n. Janika Pondorf, 17, hielt den Stadträten jetzt abermals vor, die Krise zu ignorieren. „Mit den wenig ambitionie­rten Plänen der Stadt werden die 1,5 Grad bald überschrit­ten sein.“

Umweltrefe­rent Erben sagte, dass die Studienerg­ebnisse zur Klimaneutr­alität bis Herbst vorliegen sollen und im November im Stadtrat debattiert werden sollen. Man brauche solide Daten, wenn man solide weitermach­en wolle. Allerdings zeichnet sich schon ab, dass es noch harte Diskussion­en geben dürfte, wenn es ans Eingemacht­e geht.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) ?? Mehr erneuerbar­e Energieque­llen im Autoverkeh­r und vor allem insgesamt weniger Autos ‰ das ist ein Ergebnis aus einem Zwi‰ schenberic­ht für eine Studie, wie Augsburg klimaneutr­al werden kann.
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Mehr erneuerbar­e Energieque­llen im Autoverkeh­r und vor allem insgesamt weniger Autos ‰ das ist ein Ergebnis aus einem Zwi‰ schenberic­ht für eine Studie, wie Augsburg klimaneutr­al werden kann.

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