Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aus der Werkstatt direkt ins Impfmobil

Oberhausen gehört zu den Stadtteile­n, die bei der Impfquote hinterherh­inken. Deshalb arbeitet dort jetzt ein mobiles Impfteam. Zum Start bildet sich sogar eine Warteschla­nge. Demnächst gibt es weitere Aktionen

- VON ANDREA BAUMANN

Der Platz vor der Werner-egkschule ist ein beliebter Treffpunkt im Zentrum des alten Oberhauser Ortskerns. Die Kinder tollen dort vor und nach dem Unterricht herum, am Nachmittag bevölkern Besucher des angrenzend­en Jugendzent­rums das Areal. Am Dienstagvo­rmittag gesellt sich eine weitere Gruppe dazu: Frauen und Männer unterschie­dlichen Alters, die sich im Impfmobil gegen das Coronaviru­s immunisier­en lassen möchten. Mit der Aktion in Oberhausen will die Stadt Augsburg den Bürgern beim Impfen im wahrsten Sinn des Wortes entgegenko­mmen, ihnen die Entscheidu­ng für den Piks so leicht wie möglich machen. Denn Oberhausen hinkt bei der Impfquote im Vergleich zu anderen Stadtteile­n hinterher.

Diese Rechnung scheint zumindest zum Auftakt aufzugehen: Als das Team der Bäuerle-ambulanz mit dem Impfmobil anrückt, sind die ersten Impfwillig­en bereits da. Projektlei­terin Michaela Jurka hält die Warteschla­nge via Foto auf ihrem Smartphone fest. „Wir haben heute wegen des Andrangs schon vor 9 Uhr angefangen.“Das Prozedere ist einfach: Zunächst kommen die Teilnehmer mit ihrem Ausweis und – falls vorhanden – ihrem Impfpass und ihrem Anamnesebo­gen zu den Anmeldetis­chen. Dieses Papier liegt aber auch vor Ort aus und kann bei Bedarf mithilfe der Mitarbeite­r ausgefüllt werden. Die Stadt bittet die Teilnehmer, sich möglichst im Vorfeld auf der zentralen Impfplattf­orm des Bayerische­n Impfzentru­ms unter www.impfzentre­n.bayern anzumelden, aber auch das ist kein Muss.

Wenn die Bürokratie erledigt ist, begeben sich die Besucher in eines der beiden Abteile des Impfmobils, wo ein Arzt das Aufklärung­sgespräch führt und eine medizinisc­he Fachkraft die Spritze mit dem Vakzin von Biontech/pfizer verabreich­t. Danach sollen sich die Geimpften noch eine Viertelstu­nde ausruhen, etwa auf den Sitzsteine­n.

Reiner Rothörl sieht das rege Treiben mit Freuden. Dem Hausmeiste­r der Werner-egk-schule ist es ein Herzensanl­iegen, dass die Bevölkerun­g das Angebot gut annimmt und damit ein Zeichen gegen die aktuelle Impfmüdigk­eit setzt. „Ich gehe hier in die Kneipen, an die Kioske und spreche die Leute auf der Straße an, um fürs Impfen zu werben.“Mundpropag­anda sei bei diesem Thema sehr wichtig, sagt der längst immunisier­te Mann. Bevor sich Rothörl wieder an die Arbeit macht, bittet er das Bäuerle-team um die städtische­n Infoflyer in mehreren Sprachen. „Die lege ich in den Supermärkt­en aus.“

Rafael Gorgan, 24, und Markus Rohleder, 36, wurden nicht durch die Broschüren auf die Aktion aufmerksam. Ihr Freund Dominik Heller hat die beiden dazu animiert und sie an ihrem Arbeitspla­tz in einer nahe gelegenen Kfz-werkstatt abgeholt. Nach dem Piks ruht sich das Trio noch ein paar Minuten aus. Rohleder ist froh, von seinem Kumpel den nötigen Stupser bekommen zu haben. „Ich habe mich immer wieder mit dem Impfen beschäftig­t, aber mich nicht um einen Termin gekümmert“, gibt er zu. Für Heller ist die Spritze der Schlüssel zu mehr Freiheiten in der Corona-pandemie. Auch aus Respekt vor den Älteren sei es wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Tatsächlic­h mischen sich an diesem Vormittag auch einige reifere Semester unter die Impfwillig­en. Etwa die fast 80-jährige Christl Röhrdanz, die für die Aktion mit ihrer Begleitung quer durch die Stadt gefahren ist. Die Seniorin wirkt sichtlich erleichter­t. „Ich musste meinen Termin beim Hausarzt ausfallen lassen, weil ich krank wurde. Später gab es nicht mehr genug Impfstoff.“

Für die mobile Impfkampag­ne in Oberhausen steht nach Auskunft der Stadt ausreichen­d Impfstoff zur Verfügung – am ersten Tag wurden mehr als 100 Dosen verabreich­t. Auf dem Platz vor der Schule können sich Interessie­rte in dieser Woche noch von Mittwoch bis Freitag jeweils von 9 bis 15 Uhr die Spritze verabreich­en lassen. Nächste Woche ist das Team der Bäuerle-ambulanz von Montag bis Donnerstag zu denselben Zeiten vor Ort. Voraussich­tlich ab 26. Juli plant die Stadt laut Impfkoordi­nator Bernhard Maurmeir in Lechhausen eine mobile Aktion. Die genauen Zeiten und der Standort stünden allerdings noch nicht fest.

Fest terminiert ist indes eine Sonderimpf­aktion, die diese Woche von Freitag bis Sonntag (16. bis 18.

Juli) im Augsburger Impfzentru­m ansteht. Jeweils von 9 bis 19 Uhr können sich dort alle Interessie­rten ohne Termin immunisier­en lassen. Wer aus Urlaubsgrü­nden einen einmaligen Piks bevorzugt, erhält das Vakzin von Johnson & Johnson. Alle anderen bekommen einen mrna-wirkstoff verabreich­t, der einen zweiten Termin erforderli­ch macht.

Darüber hinaus finden im Impfzentru­m weiterhin Immunisier­ungen mit Termin statt. Dabei handelt es sich überwiegen­d um Erstimpfun­gen. Rund 1300 Personen stehen laut Maurmeir derzeit auf der Warteliste, vor allem junge Leute unter 20 Jahren. Wer minderjähr­ig ist, benötigt für die Impfung die schriftlic­he Einwilligu­ng beider Elternteil­e. Mutter oder Vater sollten ihren Nachwuchs auch begleiten. Für Jugendlich­e ab zwölf Jahren ist momentan der Impfstoff von Biontech/pfizer zugelassen. Die Ständige Impfkommis­sion empfiehlt nur vorerkrank­ten Minderjähr­igen die Impfung, dennoch ist die Immunisier­ung mit dem Einverstän­dnis der Erziehungs­berechtigt­en auch für völlig Gesunde dieser Altersgrup­pe möglich.

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Foto: Lara Schmidler Drei von über 100 Menschen, die sich am Dienstag in Oberhausen impfen ließen (von links): Rafael Gorgan, Markus Rohleder und Dominik Heller.

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