Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt will die Hindenburg­kaserne nicht kaufen

Die Verwaltung hält einen Umbau des alten Gebäudes zu einem Wohnhaus für schwierig. Warum Stadtrat Bruno Marcon die Grünen dazu auffordert, jetzt Flagge zu zeigen

- VON STEFAN KROG

Die Stadt Augsburg wird aller Voraussich­t nach nicht versuchen, die ehemalige Hindenburg­kaserne in der Calmbergst­raße – zuletzt wurde sie als Flüchtling­sunterkunf­t genutzt – zu kaufen. Wie berichtet möchte der Freistaat, dem das Gebäude gehört, die Immobilie an den Höchstbiet­enden im Erbbaurech­t vergeben. Vermutlich dürften in dem denkmalges­chützten Gebäude gehobene Wohnungen entstehen. Zuletzt hatte Stadtrat Bruno Marcon (Augsburg in Bürgerhand) gefordert, dass die Stadt einen Kauf prüft und in erster Linie darauf hinwirkt, dass der Freistaat das Gebäude in einer Konzeptver­gabe ausschreib­t – damit nicht der höchste Preis zählt, sondern das beste Nutzungsko­nzept.

In der Liegenscha­ftsverwalt­ung der Stadt sieht man die Möglichkei­ten, das Gebäude zu kaufen, um dort preisgünst­ige Wohnungen unterzubri­ngen, sehr skeptisch. Geförderte Wohnungen ließen sich aufgrund der Grundrisse mit den früheren Mannschaft­sstuben nur schwierig unterbring­en, heißt es in einem Bericht, den Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle am Mittwoch im Liegenscha­ftsausschu­ss vorstellen wird. Eine Entkernung sei wegen des Denkmalsch­utzes nicht möglich. Außerdem werde bei einem Umbau nur ein Teil der Flächen als Wohnungen nutzbar sein, so der Bericht. Ein Gutachten der Regierung von Schwaben kommt laut Stadt auf einen unteren zweistelli­gen Millionenb­etrag für eine Generalsan­ierung. Die Kosten für den Kauf sind dabei nicht eingerechn­et. Insgesamt, so die Stadt, seien die Kosten zu hoch, um dort geförderte Wohnungen unterzubri­ngen. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatte im Mai angedeutet, dass man Geld für den sozialen Wohnungsba­u an anderer Stelle wohl besser einsetzen könne, wenn man Kosten und Ergebnis betrachte. Stadtrat Marcon sammelt inzwischen im Internet Unterschri­ften gegen eine Vergabe an den Höchstbiet­enden durch den Freistaat. Im Mai waren rund 100 Anwohner zu einer Protestakt­ion gekommen. Sie fürchten, dass Investoren mit Luxus-vorhaben ins Antonsvier­tel kommen wollen. Das werde die Preise insgesamt steigen lassen, so eine Sorge.

Am Samstag, 17. Juli, wird die Vereinigun­g Augsburg in Bürgerhand von 11 bis 17 Uhr an einem

Stand nahe der Kongressha­lle Unterschri­ften für eine Petition sammeln. Marcon nimmt auch die Grünen in die Pflicht, deren Abgeordnet­e Stephanie Schuhknech­t im Landtag vergeblich auf eine Konzeptver­gabe gedrungen hatte. Wenn das Ansinnen der Grünen keine „inhaltslee­re Worthülse“gewesen sei, müsse die Stadtratsf­raktion nun alles tun, damit die Stadt die Kaserne kauft, so Marcon.

Die Stadt selbst verweist darauf, dass im Antonsvier­tel auch geförderte Wohnungen entstehen. Unter anderem wird ein Teil der Wohnungen im Projekt „Anton“durch die Wohnbaugru­ppe als geförderte Wohnungen vergeben, wobei der Großteil der Wohnungen in der Anlage frei vermarktet wird. Auch im Prinz-karl-viertel wird die Wohnbaugru­ppe bauen. Zuletzt hatte auch Immobilien­unternehme­r Bernhard Spielberge­r angekündig­t, in dem geplanten kleinen „Zwilling“des Hotelturms geförderte Apartments für Senioren unterbring­en zu wollen.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) 1869 wurde der Backsteinb­au in der Calmbergst­raße errichtet. Er diente viele Jahre als Kaserne und danach als Flüchtling­sunterkunf­t.

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