Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Augsburger Kunden im Zwiespalt
Die Sache ist eigentlich ganz klar: Wer die Wahl zwischen zwei gleichwertigen T-shirts hat, die auch beide gefallen, der wird sich in den meisten Fällen für das reduzierte Teil entscheiden. Logisch. Keiner gibt gerne mehr Geld aus als nötig. Das ist jetzt nach dem Corona-lockdown nicht anders, als es vorher schon war. Ist das Angebot an reduzierter Ware groß, wird es damit für all jene Händlerinnen und Händler schwer, die eigentlich lieber an ihrer Preisgestaltung festhalten würden. Sie sind dann, je nach Produkt, fast schon dazu gezwungen, auch selbst den Rotstift anzusetzen, wollen sie einen Teil des Umsatzkuchens abhaben. Zunehmend zum Problem wird dies in Corona-zeiten, wo für manche Augsburger Händlerinnen und Händler nach wie vor jeder Euro zählt. Das betrifft gerade kleinere Händler oder Fachgeschäfte.
Der Wunsch, der Kunde und die Kundin würden sich solidarisch zeigen und auch den regulären Preis bezahlen, ist nachvollziehbar. Aber die Kundschaft steckt in einem Zwiespalt. Wer gibt schon gerne mehr Geld aus als nötig. Dazu kommt: Über Jahre sind die Menschen durch Rabattaktionen im Handel dazu erzogen worden, nach Schnäppchen Ausschau zu halten und auch gezielt danach zu fragen. In manchen Branchen wird offen mit der Niedrigpreis-garantie geworben. Sie besagt: Sieht man ein Produkt anderswo günstiger, erhält man den gleichen Preis. Dass Kundinnen und Kunden das nun auch beim Kleider- oder Schuhkauf versuchen, können auch manche Verkäuferinnen nachvollziehen. Das sei nur menschlich, finden sie. Umgekehrt gewährt auch der Handel aus Solidarität keine Rabatte für finanzschwache Kunden.
Apropos finanzschwach: Auch bei manchem Kunden und mancher Kundin hat der Corona-lockdown ein Loch im Geldbeutel hinterlassen: Stichwort Kurzarbeitergeld. Diese Menschen nutzen jetzt die Chance, gute Ware für kleines Geld zu erhalten. Auch das kann man verstehen.