Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Abgesagt oder watt?
Frauentragen, Mülltonnenrennen… und was derzeit noch fehlt
Zum Beispiel Frauentragen. Zuletzt hatte da Vytautas Kirkliauskas im finnischen Sonkajärvi triumphiert. Mit seiner Frau Neringa auf dem Rücken absolvierte der Litauer den 253,5 Meter langen Parcours samt Wasserfalle in einer sagenhaften Zeit von einer Minute und sechs Sekunden. Das war 2019. Seitdem hält er den Titel – nicht aus Mangel an Konkurrenz, sondern an Wettbewerb. Coronabedingt musste auch dieses Jahr die Weltmeisterschaft im Frauentragen abgesagt werden.
Nun gut, Frauentragen, ohnehin eine sehr umstrittene Disziplin, wen kümmert es, kann man da einwenden. Auch die „Frettchen-in-derhose“-meisterschaft vermissen nicht allzu viele. Andererseits: Der Mensch misst sich nun mal gerne, schafft er es nicht zu den Olympischen Spielen, hadert er mit dem Fußball-kommerz, gibt er vielleicht in eher randseitigen Sportarten alles! Rennt am englischen Coppers Hill einem rasenden Käserad und etwas Ruhm hinterher, brettert auf Mülltonnen eine Rennstrecke in der Eifel hinunter. Oder aber: Wirft Baumstämme und rollt Fässer bei den Highland Games in Angelbachtal. Aber ach, abgesagt auch diese sportlichen Höhepunkte des Jahres, alles Training umsonst, „Wir sind sehr traurig“, so der Angelbachtaler Olav Praetsch. Andere Veranstalter halten alles noch offen – und hoffen. Als gute Nachricht für alle Liebhaber des besonderen Sports aber zumindest dies: Die „Wältmeisterschaft“im Schlickschlittenrennen im friesischen Krummhörn kann derzeit stattfinden. Zwar nicht als Massenspektakel, sondern als über mehrere Wochen hingezogenes Event. Die Veranstalter aber zeigen vorbildhaften Sportsgeist: „Wir stecken den Kopf nicht ins Watt!“