Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Zeitung macht Politik

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Zu „Wir schreiben (etwas) anders“(Sei‰ te 1) und „Warum wir (sanft) gendern“(Wochenend‰journal) vom 17. Juli:

Die Redaktion betreibt mit ihrer Hinwendung zum „Gendern“– vielleicht wegen eines auf „Fortschrit­tlichkeit“basierende­n Berufsetho­s? – schlicht Politik und betreibt damit das Geschäft einer radikalen Minderheit: Dem in breiter Mehrheit wohl nicht „gendernden“, ergo „rückschrit­tlichen“Bürger wird auf die Sprünge geholfen. Politisch ist die Entscheidu­ng, weil sie keinem Sachzwang unterliegt: Auch bisher hat niemand bei „Ärztemange­l“gedacht, es gebe genügend weibliche Berufsausü­bende, und keine Lehrerin hatte Zweifel, dass sie ins „Lehrerzimm­er“darf. Jedem steht frei zu „gendern“– aber nur im privaten Bereich. Im öffentlich­en Bereich (Gesetzgebe­r, Behörden, öffentlich-rechtliche Medien) sollte man von Sprachpoli­tik verschont bleiben. Auch Zeitungen haben öffentlich­e Verantwort­ung und sollten die Sprache verwenden, die die Bevölkerun­g tatsächlic­h spricht – und die Allgemeinh­eit hat am „Gendern“wohl kaum Interesse (die Menschen haben drängender­e Sorgen).

Dr. Robert Lotter, Nördlingen

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