Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Augsburger Bär ist zurück
Es gibt Ureinwohner Bayerns, von denen – trotz ihrer wohlklingenden Namen – nur selten die Rede ist, zum Beispiel das „wählerische Glückswidderchen“(ein Schmetterling) oder der „singende Heidegrashüpfer“(eine Feldheuschrecke). Derlei Getier gab es hier schon vor Millionen von Jahren, also lange, lange bevor die ersten Menschen in der ehemaligen römischen Provinz Raetia sich selbst Bayern nannten. In – erdgeschichtlich gesehen – kürzester Zeit ist es für die Viecherl ziemlich ungemütlich geworden. Das „wählerische Glückswidderchen“etwa kann nur dort überleben, wo noch die Bergkronwicke (ein Schmetterlingsblütler) wächst. Der „singende Heidegrashüpfer“dagegen mag kurzes Gras. Obwohl auch er zu den bedrohten Arten zählt, dürften seine Überlebenschancen etwas besser stehen.
Für Schlagzeilen sorgte jetzt der „Augsburger Bär“– ein Tier, von dem wohl sogar die meisten Augsburger wenig bis nix wussten. Fachleute berichten, dass einzelne Exemplare zuletzt nur noch im Inntal und im Berchtesgadener Land gesichtet wurden. Insofern ist es eine kleine biologische Sensation, dass Naturforscher nun im Nationalpark Bayerischer Wald gleich dutzende Tiere entdeckten. Anders als einst Braunbär Bruno, der aus Italien zugewandert war und in den oberbayerischen Bergen einsam seine Kreise zog, muss der Augsburger Bär nicht damit rechnen, heimtückisch erschossen zu werden. Er ist nämlich kein echter Bär, sondern ein Nachtfalter. Und ein besonders schöner noch dazu.