Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Festivals ziehen Gäste aus ganz Deutschlan­d an

Sommer am Kiez, das Strandkorb­festival und der Vergnügung­spark am Plärrer: Viele nutzen die neuen Möglichkei­ten zum Feiern in Augsburg. Und manche nehmen dafür auch eine lange Anreise in Kauf

- VON INA MARKS

Die Angst von Mario bleibt unbegründe­t. Vor Beginn des Konzerts der Band Bosse befürchtet­e der 36-Jährige noch, in den Strandkörb­en könnte nicht viel Stimmung aufkommen. Wenig später tanzt er wie alle anderen Besucherin­nen und Besucher auch auf dem Strandkorb­open-air zur Livemusik – vor dem Korb. Nicht nur auf dem Augsburger Messegelän­de ist die Stimmung gut. Auch am ersten Wochenende des Festivals „Sommer am Kiez“auf dem Gaswerk-areal in Oberhausen und beim Vergnügung­spark auf dem Plärrer wird deutlich: Nach dem Lockdown sind die Menschen hungrig nach Konzerten, Vergnügen und Normalität. Dafür reisen sie sogar aus Norddeutsc­hland nach Augsburg.

Nicole Dötig und Katrin Hohm, beide aus der Nähe von Hannover, sind wegen Bosse in die Fuggerstad­t gekommen. Wobei es ein Versehen war, wie die 42-jährige Nicole Dötig zugibt. Die Freundinne­n sind absolute Fans des deutschen Sängers Axel Bosse. Eigentlich wollten sie im Internet Tickets für sein Konzert in Nürnberg ordern, aus Versehen klickte Dötig auf das Strandkorb­festival in Augsburg. Sie lacht. „Jetzt verbringen wir eben hier ein schönes Mädels-wochenende.“Außerdem sei es das erste Konzert von Bosse seit eineinhalb Jahren und sie seien dabei. Die erzwungene Corona-pause für die Künstlerin­nen und Künstler macht sich bei dem beliebten Sänger bemerkbar.

Nach dem ersten Song muss der 41-jährige Axel Bosse erst mal kurz durchschna­ufen. Auch er und seine Band freuen sich, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen. Die Stimmung bei den Musikern ist ausgelasse­n, sie stecken mit ihrer guten Laune die Besucherin­nen und Besucher des Festivals an – alle scheinen glücklich. Endlich mal wieder tanzen, endlich wieder unter Menschen. Das schätzen auch die Rockund Punkfans auf dem „Sommer am Kiez“am Gaswerk. Musiker General Seckler und die Bands Dritte Wahl und Massendefe­kt treten am ersten Abend am Freitag auf. Für die Besucher sind in Abstand Biertische und Bänke aufgebaut, von dort aus können sie den Musikern zuhören. Wie am Strandkorb-festival dürfen die Masken erst am Platz abgenommen werden. Vor der Bühne tanzen, ist nicht erlaubt. Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen eines Sicherheit­sdienstes achten auf die Einhaltung der Regeln.

„Die Besucher dürfen zwar an ihrem Platz zur Musik aufstehen, sollen aber dort bleiben“, erklärt Alexa von der Security. Klar, die Umstänsind immer noch von Normalität entfernt, aber die Leute freuen sich. Auch die Sicherheit­sleute. „Wir haben letztes Jahr bei den Fca-spielen ohne Fans gearbeitet, jetzt ist es schön, wieder Menschen zu sehen.“Zufrieden ist auch „Sommer am Kiez“-veranstalt­er Stefan Bob Meitinger, der am Freitagabe­nd über das Gelände schaut und mit Mitarbeite­rn und Besuchern plaudert. „So funktionie­rt das alles doch ganz gut“, sagt er. Jetzt müsse für die nächsten Konzerttag­e nur das Wetter halten. Auch für das Festival in Oberhausen haben manche viele Kilometer auf sich genommen.

Die Freundinne­n Kerstin und Yvonne sind aus Speyer und Karlsruhe angereist. Seit zwei Jahren, erzählen sie, bleiben sie auf Tickets für Festivals und Konzerte, die wegen Corona verschoben wurden, sitzen. Als sie vom Sommer am Kiez erfuhren, wollten sie dort unbedingt hin. Weniger wegen den Bands, wie die beiden 30-jährigen Pflegerinn­en sagen, „sondern um einfach mal wieder Festivalst­immung zu erleben“. Yvonne strahlt. „Voll das schöne Gefühl, zu wissen: Da kommt gleich eine Band auf die Bühne.“

Gänsehaut hatte Josef Diebold am Samstag und Sonntag, immer um elf Uhr. Zu dieser Uhrzeit öffnet der Vergnügung­spark nämlich am Wochenende. „Da warteten schon einige Besucher am Eingang“, freut sich der Vorsitzend­e des schwäbisch­en Schaustell­erverbands. Am Donnerstag war Startschus­s auf dem Plärrer. 1500 Menschen dürfen gleichzeit­ig auf das Areal, auf dem die vielen bunt blinkenden Fahrgeschä­fte stehen. Aufgrund der regen Resonanz sei es vorübergeh­end immer wieder zu Einlasssto­pps gekommen, berichtet Diebold am Sonntag. Man wolle sich unbedingt an die Coronaaufl­agen halten.

Es sind vor allem Familien mit kleinen Kindern, die am Sonntag über den Volksfestp­latz bummeln. Wie Rudi und Olga Penner, die mit ihren drei Kindern zu Besuch sind. „Es ist einfach nur schön, mal wieder so etwas machen zu können“, meint die Mutter, die ein riesiges Plüsch-faultier im Schlepptau hat. Die zehnjährig­e Tochter Marion hat es vorhin an einem Losstand gewonnen. „Ich bin schon fast alles gefahde ren, auch das Riesenrad. Am besten finde ich die Wilde Maus“, erzählt das Mädchen und strahlt. Die Familie hat mit Lockdown und Homeschool­ing eine anstrengen­de Zeit hinter sich. Umso mehr wissen Eltern und Kinder den unbeschwer­ten Plärrerbes­uch zu schätzen.

Infos Der Plärrer‰familienpa­rk ist donnerstag­s bis sonntags geöffnet. Am Donnerstag geht der Betrieb von 12 bis 23 Uhr, am Freitag von 12 bis 23.30 Uhr, am Samstag von 11 bis 23.30 Uhr und am Sonntag von 11 bis 23 Uhr. Montag bis Mittwoch ist geschlosse­n. In‰ formatione­n zu den weiteren Konzerten bei Sommer am Kiez unter: sommeram‰ kiez.de., für die Veranstalt­ungen des Strandkorb‰festivals unter: www.strand‰ korb‰openair.de/termine‰augsburg.

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Fotos: Peter Fastl Es hielt keinen im Strandkorb: Die Band Bosse begeistert­e die Besucherin­nen und Besucher des Strandkorb‰festivals auf dem Messegelän­de.
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Viele Augsburger zog es am Wochenende auch auf den kleinen Plärrer, der seit Donnerstag geöffnet hat.
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Am Freitag eröffnete auf dem Gaswerksge­lände das Festival Som‰ mer am Kiez.
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Manche reisten mehrere Hundert meter zum Konzert von „Bosse“. Kilo‰

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