Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der ungewöhnli­che Sommer des Carlos Gruezo

Der Mittelfeld­spieler des FCA fällt zunächst wegen einer Corona-erkrankung aus, ehe er doch noch für Ecuador bei der Copa America zum Einsatz kommt. In Augsburg hat er es nun mit einem neuen Konkurrent­en zu tun

- VON MARCO SCHEINHOF

Von Müdigkeit keine Spur. Sagt zumindest Carlos Gruezo. „Ich bin zu 100 Prozent fit“, meint der Mittelfeld­spieler des FC Augsburg. Am Sonntag war er zurück in Deutschlan­d, Jetlag hat er überwunden. Er kenne das ja. „Ich bin ja schon seit zwei Jahren hier und das daher gewohnt“, sagt der 26-Jährige ganz entspannt. An das Reisen hat er sich gewöhnt. An die verschiede­nen Zeitzonen und das unterschie­dliche Klima auch. Anderersei­ts erinnert ihn das Wetter derzeit in Deutschlan­d sehr an seine Heimat. „Das ist wie in Ecuador“, sagt Gruezo und lacht. Zumindest jetzt, wenn die Sonne den Regen mal verdrängt hat.

Gruezo steht im verschwitz­ten Trainingss­hirt neben dem Rasen. Um ihn herum schnappen sich seine Kollegen ihre Fahrräder und fahren zurück in Richtung Kabine. Es war die erste Einheit mit der Mannschaft in diesem Sommer. Am Montag hatte Gruezo seine Fitnesstes­ts im Rosenausta­dion, am Dienstag ging es erstmals in der Vorbereitu­ng für ihn auf den Platz. Gruezo hatte als Nationalsp­ieler Ecuadors länger Urlaub als viele seiner Kollegen. Neben ihm kehrten Fredrik Jensen, Sergio Cordova und Torwart Tomas Koubek am Dienstag ins Teamtraini­ng zurück. Auch sie waren mit ihren Nationalte­ams unterwegs. Koubek hatte mit Tschechien als dritter Torwart eine starke EM erlebt. Das Erreichen des Viertelfin­als sei ein großer Erfolg gewesen, sagt er. Das knappe Aus gegen Dänemark schlug dennoch aufs Gemüt. Jetzt geht es für ihn darum, sich beim FCA gut zu präsentier­en. Allerdings wird er wohl seine dritte Saison in Augsburg von der Bank aus erleben. Rafal Gikiewicz sollte nach seinen starken Leistungen als Nummer eins gesetzt sein. Zumal der Pole nun auch in den Mannschaft­srat berufen wurde.

Mit starker Konkurrenz muss sich auch Gruezo beschäftig­en. Für das defensive Mittelfeld hat der FCA Niklas Dorsch verpflicht­et. Der Neuzugang aus Gent soll die Lücke im Zentrum schließen, die dort seit dem Karriereen­de von Daniel Baier klafft. Die Augsburger Verantwort­lichen hatten hier Bedarf gesehen. Zum einen, weil Tobias Strobl bislang nicht überzeugt hat. Zum anderen, weil auch Gruezo selbst zu wechselhaf­t spielte. Und weil Rani Khedira Augsburg in Richtung Union Berlin verlassen hat. Gruezo geht mit der neuen Situation entspannt um. „Ich habe ihn erst einmal im Training gesehen, aber wir brauchen viele gute Spieler, um unsere Ziele zu erreichen“, sagt er über Niklas Dorsch.

Gruezo hat aufregende Wochen hinter sich. Eigentlich hätte er von Beginn an mit Ecuador an der Copa America teilnehmen sollen. Doch mitten in der zuvor gespielten Wmqualifik­ation ereilte ihn eine positive Corona-diagnose. Gruezo musste in Quarantäne, er litt nur unter leichten Symptomen. Schon in der zweiten Woche konnte der 26-Jährige wieder mit dem Training beginnen, das er Schritt für Schritt steigerte. Zum Viertelfin­ale kehrte er sogar in Ecuadors Kader bei der Copa zurück. „Das war natürlich nicht leicht, mir hat der Rhythmus gefehlt“, sagt Gruezo zum 0:3 gegen Argentinie­n. Danach stand für ihn ein kurzer Urlaub in seiner Heimat und später in Kolumbien an. Er arbeitete aber parallel an seiner Fitness. Mit einem Privattrai­ner, mit dem er auch die Vorgaben und Pläne aus Augsburg umsetzte.

Schließlic­h will Gruezo topfit in die neue Saison gehen. Der 26-Jährige ist ehrgeizig, nur der Kampf gegen den Abstieg reicht ihm nicht. Er schielt eher in Richtung einstellig­e Tabellenpl­ätze. Jetzt geht es für ihn erst einmal darum, wieder in den Rhythmus mit der Mannschaft zu kommen. Beim Trainingsl­ager war Gruezo noch nicht dabei, dafür aber durfte er am Mittwoch bei der 1:2-Testspiel-niederlage gegen Paris St. Germain 15 Minuten Spielpraxi­s sammeln.

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Foto: Guillaume Souvant, dpa Carlos Gruezo durfte gegen Paris Saint Germain (am Ball Xavi Simons) in der letzten Viertelstu­nde noch Spielpraxi­s sammeln.

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