Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Klärschlam­m auf Feldern: Stadt kontert Kritik

Umweltrefe­rent Reiner Erben sagt, der Stadt seien beim Thema Klärschlam­m die Hände gebunden. Die einfachste Lösung wäre aus Sicht der Stadt eine Trinkwasse­rleitung in die „Sieben Häusle“

- VON STEFAN KROG

Nach der harschen Kritik von einigen Haushalten aus der Siedlung „Sieben Häusle“an der Stadt Augsburg, die auf den dortigen Feldern nördlich der Autobahn das Ausbringen von Klärschlam­m erlaubt, kontert Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Die Stadt habe aus rechtliche­n Gründen keinerlei Möglichkei­ten, das zu verhindern, sofern bestimmte Rahmenbedi­ngungen wie Menge oder Bodenbesch­affenheit eingehalte­n würden. Eine auf Klärschlam­mentsorgun­g spezialisi­erte Firma verspritzt dort den Schlamm, der aus kleineren Gemeinden im Allgäu kommt, auf Feldern gegen Zahlung an den Landwirtsc­haftsbetri­eb. Die gesetzlich­en Vorgaben würden dort eingehalte­n, so das Umweltrefe­rat.

Die Siedler und Siedlerinn­en fürchten um die Qualität des Trinkwasse­rs, das sie aus Brunnen hochpumpen. Ans Trinkwasse­rnetz ist die Siedlung nicht angeschlos­sen. Eine Klage, mit der eine Siedlerin die Ausweisung als Trinkwasse­rschutzzon­e erreichen wollten, hatte 2019 keinen Erfolg. Anschlussz­wang ans Trinkwasse­rnetz der Stadtwerke besteht für die Häuser an der Neuburger Straße wegen der abgeschied­enen Lage zwischen dem Augsburger Siedlungsg­ebiet und der Gersthofer Stadtgrenz­e nicht, allerdings würden die Stadtwerke dorthin eine Leitung legen.

Die Kosten für den Hausanschl­uss wären gleich hoch wie im restlichen Stadtgebie­t, auch wenn die Stadtwerke mehr Kosten hätten, so Erben. „Die Schwierigk­eit ist: Alle müssten mitmachen.“Denn aufgrund der Länge der Leitung drohe mangelnder Durchfluss und Stagnation­swasser, wenn sich weniger als die 39

Haushalte in der Siedlung einen Anschluss legen lassen. „Ein Einzelner, und die gibt es ja, kann den Anschluss somit verhindern“, so Erben.

„Auf der anderen Seite dann aber so zu tun, als würden wir es den Leuten dort zumuten, vergiftete­s Wasser aus dem Boden zu ziehen, ist eine Unverschäm­theit.“

Spätestens in elf Jahren dürfte die Klärschlam­m-ausbringun­g kein Thema mehr sein. Dann darf er nicht mehr direkt auf Feldern verspritzt werden. Der Klärschlam­m aus der Augsburger Kläranlage wird ohnehin verbrannt. Ab Sommer 2024 soll er im Gersthofer Industriep­ark in einer geplanten Anlage verwertet werden. 30.000 Tonnen pro Jahr sollen dort in die Öfen gehen. Die Anlage will auch den Klärschlam­m aus anderen regionalen Kläranlage­n nutzen. Aus der Asche soll Phosphor gewonnen werden, der für die Düngemitte­lherstellu­ng benötigt wird. Umweltschü­tzer kritisiere­n das Projekt.

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Foto: Nicolas Armer, dpa Kommunen suchen verstärkt nach Abnehmern für Klärschlam­m.

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