Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie gut sind die Kitas für den Herbst gerüstet?

Eltern sorgen sich, ob ihre Kinder ausreichen­d vor Corona geschützt sind

- VON LEA THIES

Augsburg Die Kitas gehen bald in die Sommerpaus­e und die Eltern treibt die Frage um: Wie sicher sind die Kindertage­sstätten im Herbst angesichts steigender Inzidenzen? Im Gespräch mit unserer Redaktion machte die bayerische Sozialmini­sterin Carolina Trautner deutlich, dass sie die Einrichtun­gen für gut gerüstet und sicher hält. „Ich würde mein Kind in die Kita schicken“, sagte die Csu-politikeri­n. Ihr Schutzkonz­ept setze auf Hygienemaß­nahmen, freiwillig­e Schnelltes­ts von Kindern und pädagogisc­hem Personal sowie auf möglichst viele freiwillig Geimpfte im Umfeld der Kinder, um die Kleinen vor einer Ansteckung zu bewahren. Bei höheren Inzidenzen seien Pflichttes­ts für ungeimpfte­s Personal nicht ausgeschlo­ssen. Unter keinen Umständen solle es wieder eine Notbetreuu­ng geben müssen, sagte Trautner.

Pcr-pool-tests, die das Robertkoch-institut erst diese Woche erneut wieder als wirksame Schutzmaßn­ahme für die Kleinsten empfiehlt und die auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn von den Bundesländ­ern fordert, seien an Kitas nicht geplant, erläutert Trautner. Die Tests seien zwar gut, weil hochsensit­iv, doch der logistisch­e Aufwand momentan zu groß, um die fast 10 000 Kitas in Bayern zwei Mal wöchentlic­h mit dem hochsensit­iven Pcr-verfahren zu screenen. Man werde jetzt beobachten, wie das Pooling im Herbst an den Grundschul­en laufe, ob die Laborkapaz­itäten dafür reichen und dann weitersehe­n.

Durch das Pooling können alle Kinder einer Gruppe mit einem einzigen Test getestet werden. Ein weiterer Vorteil: Die Pcr-tests gelten als so empfindlic­h, dass sie auch Infektione­n bei Asymptomat­ischen erkennen. Weil Kita-kinder keinen Mindestabs­tand halten können und keine Masken tragen, würden diese Tests nach Ansicht von Fachleuten nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für mehr Normalität in Kitas sorgen.

Als nicht ausreichen­d kritisiert die Bildungsge­werkschaft GEW Trautners Sicherheit­skonzept. „Ich kann es nicht mehr hören, dass das Pool-testen nicht gehen soll. Man weiß seit langem von dieser Möglichkei­t. Man muss es einfach mal angehen und mutig sein“, sagte Gerd Schnelling­er, stellvertr­etender Gew-vorsitzend­er, der seit Monaten Pool-tests fordert. Wie schnell eine Logistik möglich sei, zeige eine Initiative in Lauf an der Pegnitz. Dort haben Unternehme­n, Ämter, das Krankenhau­s, Kommunen, Apotheken und das BRK ein eigenes Pcr-labor auf die Beine gestellt. Täglich können dort 300 Klassen oder Kita-gruppen getestet werden – ab September zwei Mal wöchentlic­h rund 35 000 Kinder. Fachmann Wolfgang Schramm kritisiert ebenfalls, dass das Sozialmini­sterium noch immer auf Antigen-schnelltes­ts setze, obwohl diese erwiesener­maßen nicht sicher genug seien, um eine Corona-infektion bei kleinen Kindern frühzeitig zu erkennen. Für die Kitas seiner Enkel hatte der internatio­nal renommiert­e Experte für Blutgerinn­ung, der im Ries lebt, bereits ein Pool-testkonzep­t auf die Beine gestellt, das auf Eigenveran­twortung beruht. Seiner Meinung nach ist es nicht zu verantwort­en, auf dieses genaue Testverfah­ren zu verzichten und die Kinder der aktiven Immunisier­ung auszusetze­n. Die notwendige Logistik müsse schrittwei­se aufgebaut werden, nicht auf einen Schlag. Durch Pooling bekomme man den Überblick über das Infektions­geschehen in Kitas. „Als Vater und Opa will ich doch von einer Infektion wissen, das Kind beobachten und rechtzeiti­g etwas unternehme­n können“, sagt Schramm. Durch Pcrtests gewinne man wichtige Zeit im Kampf gegen das Coronaviru­s.

Das ganze Interview mit Carolina Trautner lesen Sie auf Bayern.

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