Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bill Nighy ist wieder im Kino zu sehen
Bill Nighy wollte eigentlich Journalist werden. Sein Plan B: berühmter Schauspieler. Wie es dazu kam und was er auf seinem Grabstein stehen haben will
Der Name Bill Nighy ist vielen unbekannt, doch sein Gesicht kennen eigentlich alle. Die Jüngeren kennen ihn vielleicht als zwielichtigen Rollstuhlfahrer und Stadtgründer Howard Clifford in „Meisterdetektiv Pikachu“. Wer etwas älter ist, kennt ihn möglicherweise als Zombie-stiefvater aus „Shaun of the Dead“, als bösen Pirat mit Tintenfischbart Davy Jones aus „Fluch der Karibik“oder als Zaubereiminister Rufus Scrimgeour aus den Harry-potter-filmen. Seine wohl bekannteste Rolle ist aber die als alternder Rockstar Billy Mack in der romantischen Weihnachtskomödie „Tatsächlich Liebe“. Nun kommt die Rolle als beziehungsunfähiger Napoleon-fan im Film „Wer wir sind und wer wir waren“hinzu, der in dieser Woche angelaufen ist.
„Leute kommen zu mir hin und sagen mir, dass dieser Film sie auf alle möglichen Arten und Weisen berührt hat“, sagte er dem britischen Boulevardblatt The Mirror. Andere Schauspielerinnen und Schauspieler würde das vielleicht nerven, doch Nighy ist stolz darauf. Einen Spruch der Figur möchte er sogar auf seinen Grabstein einmeißeln lassen, wie er erzählte: „Hey Kinder, kauft keine Drogen. Werdet Rockstars, dann geben die Leute sie euch umsonst.“
Dass Nighy ein Star werden würde, war alles andere als ausgemacht. Geboren wurde er 1949 in der
Kleinstadt
Catterham als Sohn einer schottisch-irischen Psychiatriekrankenschwester und eines englischen Schornsteinfegers, der zum Automechaniker umgesattelt hatte. Nighys Berufswunsch nach der Schule war Journalist. Sein Plan scheiterte jedoch daran, dass er zu schlecht in der Schule war. Auch ein handwerklicher Beruf fiel aus, da er wegen einer Erbkrankheit seinen Ring- und seinen kleinen Finger nicht bewegen kann. Statt für die Zeitung zu schreiben musste er sie also erst einmal austragen, um sich durchzuschlagen. Zumindest bis er einen Platz an der renommierten Schauspielschule Guildford School of Dance and Drama bekam. Die Aufführungen waren keine leichte Aufgabe für den chronisch nervösen Nighy: „ Ich stand immer hinter der Bühne und habe mich selbst verrückt gemacht“, erinnert er sich einmal. Nach zehn Jahren als Theaterschauspieler wurde er 1991 mit einer Filmrolle im Erotikdrama „Men’s Room“erstmals britannienweit berühmt. „Ich wurde für eine Weile mit jemandem verwechselt, der gut im Bett ist. Das war schön“, wird er zitiert. Ein Jahr später hörte er mit dem Trinken auf, nachdem er jahrelang Alkoholiker gewesen war.
International bekannt wurde Nighy 2003. Er fand eine Nische in Hollywood als „verwirrter Mann mittleren Alters“, wie er es nennt. Er hat eine Tochter namens Mary Nighy mit seiner ehemaligen Lebensgefährtin Diana Quick. Die beiden sind ebenfalls Schauspielerinnen. In seiner Freizeit beschäftigt er sich gerne mit Literatur und Mode.