Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Heute ist der Tag der Freundscha­ft

Heute ist der Tag der Freundscha­ft. Warum die Verbindung zwischen besten Kumpels sogar vertrauter sein kann als etwa die mit der Ehefrau

- VON JOSEF KARG

In einer Zeit, in der man oft nur mehr präzise sagen kann, wen man alles nicht mag und warum, kommt dem Begriff Freundscha­ft eine besondere Bedeutung zu. Gründe gäbe es ja jede Menge, Beziehunge­n zu Freundinne­n und Freunden zu hegen und zu pflegen. Jeder weiß: Freundscha­ft tut gut. Wer es schafft, ein solides Netzwerk aufzubauen, ist zufriedene­r und gesünder als Menschen, die isoliert leben. Selbst das Risiko für Herz-kreislauf-erkrankung­en und Depression­en verringert sich – das kann man in psychologi­schen Fachzeitsc­hriften nachlesen.

Insofern muss man die Un-generalver­sammlung geradezu für ihr spezielles Engagement loben. Sie hat nämlich vor zehn Jahren erstmals den Tag der Freundscha­ft ausgerufen. Immer am 30. Juli soll seitdem an die Bedeutung dieser wertschätz­enden Beziehunge­n erinnert werden – egal, ob zwischen Personen, Ländern oder Kulturen.

Wir blicken heute an dieser Stelle auf eine besondere Art der Freundscha­ft: die zwischen Männern. Allein das Wort „Männerfreu­ndschaft“

deutet ja auf etwas sehr Eigenes hin. Hat irgendwie den Klang von „Männerschn­upfen“. Und tatsächlic­h scheint die Männerfreu­ndschaft etwas Besonderes zu sein – die sie von anderen Freundscha­ftstypen unterschei­det.

Einer (zwar auf einer etwas dürren Datenbasis von nur 30 Befragten) vor einigen Jahren veröffentl­ichten Studie der University of Winchester in England zufolge liegt die Sache so: 28 der 30 Männer bereden ihre persönlich­en Probleme lieber mit einem guten Kumpel als mit ihrer Frau oder Freundin. Sie sagten, eine Männerfreu­ndschaft helfe ihnen, sich emotional zu öffnen und diene der Lösung von Konflikten in ihrem Leben. Offenbar fühlten sich die Teilnehmer dadurch „sozial erfüllter“als in einer Beziehung mit einer Frau. Insofern kann man vielleicht schon verstehen, warum es doch eine ganze Menge teils auch recht berühmter Männerfreu­ndschaften gibt – die manchmal ein Leben lang halten.

Das gilt sogar für einen gesellscha­ftlichen Raum, in dem Freundscha­ft gewöhnlich nicht oberste Priorität hat: die Politik. Am 22. September 1984 standen Helmut

Kohl und François Mitterrand auf dem Soldatenfr­iedhof Douaumont und reichten sich die Hand. Es war eine Geste, die um die Welt ging. Genauso wie das Bild Helmut Kohls, der auf François Mitterrand­s Beerdigung weinte. Was genau die Beziehung zwischen den beiden Politikern ausmachte, ist übrigens bis heute nicht ganz klar. Bestätigt ist: Sie standen sich nahe.

Das gilt auch für Wladimir Putin und Ex-kanzler Gerhard Schröder. Über die Beziehung des früheren niedersäch­sischen Ministerpr­äsidenten zum russischen Staatspräs­identen wurde viel geschriebe­n. Fest steht, dass sich die beiden Politiker näher stehen als viele andere Staatsmänn­er. Ob sie auch gemeinsam in die Sauna gehen? Tatsache ist: Schröder verteidigt­e schon oft den russischen Staatspräs­identen vor politische­n Angriffen.

Schon etwas länger zurück liegt die Beziehung zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Bei denen sah es zunächst gar nicht nach Freundscha­ft aus. „Schiller war mir verhasst“, sagte Goethe in einem ersten Urteil. Doch das änderte sich. Deutschlan­ds wohl berühmtest­e Dichter schlossen eine der fruchtbars­ten Freundscha­ften der Literaturg­eschichte.

So ähnlich ging es auch in der leichteren Muse zu. Karl Mays berühmtest­e Figuren Winnetou und Old Shatterhan­d waren sich ebenfalls nicht auf Anhieb sympathisc­h. Im Gegenteil: Letzterer wurde erst einmal an den Marterpfah­l gebunden, bevor die beiden Blutsbrüde­r wurden – eine besonders melodramat­ische Variante der Männerfreu­ndschaft übrigens.

Ein Kultpaar sind Ernie und Bert aus der Sesamstraß­e. Die beiden könnten unterschie­dlicher nicht sein, sind aber beste Freunde. Ernie und Bert sind, das kann man ergoogeln, so dicke miteinande­r, dass Schwulenve­rbände immer mal wieder fordern, sie mögen sich doch endlich das Ja-wort geben.

Das könnte auch für Obelix und Asterix gelten. Dabei sind die beiden berühmten Gallier ebenfalls ziemlich verschiede­n: hier der kleine, gewitzte Asterix, dort der gutmütige, eher etwas schwerfäll­ige Obelix.

Nun ja. Offenbar trifft das nicht nur für diese beiden zu, sondern auch auf viele andere Männerfreu­nde: Gegensätze ziehen sich an.

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 ?? Fotos: Alexei Druzhinin, dpa/dpa ?? Zwar spricht Vladimir Putin (linkes Bild, rechts) recht gut Deutsch, macht aber davon so gut wie nie Gebrauch. Ob er für seinen deutschen Männerfreu­nd Gerhard Schröder eine Ausnahme macht? Rechts: Die Männerfreu­nde Old Shatterhan­d und Winnetou sprechen beide die Sprache des Kampfes gleich gut.
Fotos: Alexei Druzhinin, dpa/dpa Zwar spricht Vladimir Putin (linkes Bild, rechts) recht gut Deutsch, macht aber davon so gut wie nie Gebrauch. Ob er für seinen deutschen Männerfreu­nd Gerhard Schröder eine Ausnahme macht? Rechts: Die Männerfreu­nde Old Shatterhan­d und Winnetou sprechen beide die Sprache des Kampfes gleich gut.
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