Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Romys Mutter, Hitlers Liebling?
25 Jahre nach ihrem Tod werden Erinnerungen an Magda Schneider wach – und die sind nicht alle positiv
Schönau Mehr als 1000 Kilometer entfernt von der kleinen Gemeinde Boissy-sans-avoir westlich von Paris, in der ihre Tochter Romy beerdigt wurde, ist Magda Schneider begraben. Vor alpiner Kulisse befindet sich ihr Grab auf dem Bergfriedhof in Schönau am Königssee. Romy Schneider starb Ende 1982 mit 43, ihre Mutter wurde mehr als doppelt so alt. Sie starb vor 25 Jahren im Alter von 87 Jahren. Auch heute ist das Leben des einstigen Ufa-stars, an den sich Millionen vor allem als herzliche Mutter aus Ernst Marischkas „Sissi“-filmen erinnern, noch Spekulationsstoff.
Das „Haus Mariengrund“in
Schönau bei Berchtesgaden war seit Mitte der 30er Jahre ihr Refugium. Hier verlebte auch die kleine Romy ihre Kindheit. Das Haus steht nicht weit vom Obersalzberg, also dem Bergrücken am fast 1900 Meter hohen Kehlstein, auf dem Adolf Hitler sein Landhaus zum repräsentativen Berghof ausbauen ließ. Magda Schneider war dort auch zu Gast, Hitler war ein Fan ihrer Schauspielkunst, die junge Mimin wusste sich der Zuneigung des Diktators nicht zu erwehren. Oder wollte sie das gar nicht?
Magda Schneider sei eine Opportunistin gewesen, sowohl bei den Nazis als auch später in den 50ern, sagt die Publizistin und Feministin Alice Schwarzer in der Doku „Ein Abend mit Romy“von 2017, die auf einem ausführlichen Gespräch mit Romy Schneider im Jahr 1976 beruht. Sogar Gerüchte über eine mögliche Affäre Schneiders mit Hitler gab es – wurden aber mehrfach dementiert.
Der Werdegang der 1909 in Augsburg geborenen Installateurstochter Magda Schneider glich zunächst einem Traum. Nach ersten Berufsjahren als Stenotypistin ließ sie sich als Sängerin ausbilden. Erste größere Erfolge hatte sie am Münchner Gärtnerplatztheater mit Operetten. Ab den frühen 30ern wurde sie zum Kinostar, etwa mit „Zwei in einem Auto“(1931). Die künstlerisch wohl wichtigste Rolle gab ihr Max Ophüls in der Verfilmung von Schnitzlers „Liebelei“(1933); eine Rolle, die später auch Tochter Romy in „Christine“(1958) an der Seite von Alain Delon verkörperte. In ihren Erinnerungen „Wenn ich zurückschau ...“aus dem Jahr 1990 beschrieb Magda Schneider ihr stets aufrechterhaltenes Selbstbild: „Ich war nie ein Luxusweibchen, sondern das, was ich oft auf der Leinwand gespielt habe: eine Frau aus dem Volk, die das Mundwerk und das Herz auf dem rechten Fleck hat.“