Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hier entsteht Sauerkraut für Rinder
Vielleicht hast du sie schon mal auf einem Feld oder in einem Stall gesehen: weiße oder schwarze Plastikballen. Da drin ist Silage. Aber wofür ist die gut? Und wie stellt man sie her?
Schafe, Kühe, Pferde und Ziegen fressen am liebsten Gras. Wenn die Tiere im Winter in den Stall müssen oder dauerhaft dort leben, haben die Bauern allerdings ein Problem. Schließlich gibt es drinnen keine Wiese. Wenn seine Tiere im Stall sind, füttert Landwirt Michael Kustermann aus Benningen im Allgäu sie mit Silage (gesprochen: Sie-lah-sche).
Im Winter bekommen Tiere Silage
Silage ist haltbar gemachtes Tierfutter. Meistens Gras, Mais, Klee oder Getreide. Damit Michael Kustermann im Winter genug davon hat, muss er jetzt schon mit der Herstellung anfangen. Er fährt mit der Mähmaschine über die Wiese, auf der er die Silage ernten will. Das kann man sich ein bisschen wie einen Rasenmäher vorstellen. Allerdings ist er so groß, dass er von einem Trecker gezogen werden muss. Damit werden die Pflanzen gemäht und im Anschluss auf den Feldern verteilt.
Dort trocknen sie, bis sie etwa ein Drittel ihrer Feuchtigkeit verloren haben. Ein Drittel heißt, etwas weniger als die Hälfte. Wenn die Silage zu viel Wasser enthält, kann es sein, dass sie schimmelt und anfängt zu stinken. Unter Umständen kann sie die Tiere dann sogar krank machen. Wenn das Gras trocken genug ist, fährt Michael Kustermann mit dem Feldhäcksler drüber. Der schneidet die Pflanzen in etwa vier Zentimeter große Stücke und pustet sie auf einen Anhänger. Damit bringt er die Pflanzenschnitzel dann zum Bauernhof und füllt das grüne Material in ein spezielles Fahrsilo, in das er mit dem Traktor hineinfahren kann.
Dort werden die Pflanzenschnitzel dann mit einem Tieflader ganz dicht zusammengepresst, damit keine Schimmelpilze und Keime hineinkommen. Manche Bauern machen das auch auf dem Feld und lassen ihre Silage dort reifen.
Wenn alles fest genug gepresst ist, spannen Michael Kustermann und seine Mitarbeiter eine Plane über die Pflanzen. Dann kommt keine Luft mehr an sie heran.
Wenn zu viel Luft dran war, mögen’s die Kühe nicht
Wenn die Pflanzen so verrotten, bildet sich Milchsäure. Wie der Name schon sagt, kennst du diese Säure vielleicht von saurer Milch. Die Milchsäure darin stinkt. Sie kommt allerdings auch in Sauerkraut vor. Sauerkraut wird aus Weißkohl gemacht, der ganz ähnlich behandelt wird wie Silage. Hier tötet die Milchsäure Bakterien ab und macht den Kohl haltbar. So ähnlich wie Sauerkraut funktioniert auch die Silage. Durch die Milchsäure ist sie ein bis zwei Jahre haltbar. Doch dabei kann einiges schiefgehen. Wenn zu viel Luft an die Silage kommt, kann sich der Geschmack verändern. Dann schmeckt sie den Tieren nicht mehr. Wenn sich genug Milchsäure gebildet hat, wird die Silage mit einer besonderen Maschine zu großen runden Ballen gepresst, die in einer Plane luftdicht eingewickelt werden. Dann können sie an die Kühe verfüttert werden.