Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Hoch auf die Lifeguards

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Um es klar zu sagen: Gut, dass am Rand eines Schwimmbec­kens Menschen stehen, die aufpassen. Bekannterw­eise sinkt die Zahl derer, die sicher von A nach B schwimmen können, beständig. Es gibt immer weniger Schwimmbäd­er in Deutschlan­d, wo Schwimmkur­se stattfinde­n könnten. Seit Corona gab es dann eh fast keinen Unterricht mehr im Wasser.

Alles höchst bedauerlic­h, denn unter Umständen ist Schwimmen eine Fähigkeit, die das Leben retten kann. Deshalb an dieser Stelle ein Hoch auf all die ehrenamtli­chen Lebensrett­erinnen und -retter, die an den Beckenränd­ern und Seen dieses Landes stehen und aufpassen.

Ihnen allen möchte man ein Publikum wünschen, wie es sich gerade in einem Schwimmbad im japanische­n Tokio tummelt. Dort finden die olympische­n Schwimmwet­tbewerbe statt. Die besten Schwimmeri­nnen und Schwimmer der Welt, alle auf einem Fleck versammelt. Perfekt trainierte Athleten. Muskelpake­te.

Überwacht von einem Mann im gelben Hemd. Lifeguard leuchtet in großen Lettern auf dem Rücken. In der Hand hält er eine rote Rettungsbo­je, die mit einer Leine am Oberkörper befestigt ist. Seinen Blicken entgeht nichts. Aufmerksam registrier­t er jede Bewegung im Wasser. Schlendert entspannt am Beckenrand auf und ab, wechselt nach zehn Minuten die Seite. Er muss das große Ganze im Blick behalten. Dieser Mann trägt Verantwort­ung. Er strahlt die natürliche Autorität aus, die es braucht, einem Haufen jugendlich­er Rabauken klar zu machen, dass Arschbombe­n hier nicht erlaubt sind. Hier nicht! Und vor dem Schwimmen wird geduscht. Will doch keiner diesen ganzen Schweiß im Wasser haben. Und bitte: Badeschlap­pen. Fußpilz gibts auch in Japan.

Der Kollege hinten beim Sprungbeck­en sitzt auf einem Klappstuhl. Regungslos. Konzentrie­rt. Auch er umwabert von der Aura der Macht. Viel los heute auf dem Turm. Ein paar Jugendlich­e wollen die Zuschauer mit Salti und Schrauben beeindruck­en. Aber bitte einer nach dem anderen. Ordnung muss sein.

Alles läuft in ruhigen Bahnen. Die beiden haben das hier im Griff. Nur die netten älteren Damen mit den gerüschten Badehäubch­en sind heute nicht da. Wahrschein­lich zu viele Wellen im Becken, nicht gut für die Dauerwelle. Nächste Woche wieder, wenn diese muskelbepa­ckte Horde endlich verschwund­en ist.

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Foto: ako Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Vor allem beim Schwimmen.
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