Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Aus dem Boot auf das Rad
Dem Leichtgewichts-duo gelingt mit Silber Historisches. Das Rennen in Tokio könnte aber das letzte für die beiden gewesen sein
Jonathan Rommelmann und Jason Osborne haben als erste deutsche Leichtgewichts-ruderer eine olympische Medaille gewonnen. Das Duo aus Krefeld und Mainz musste sich nur knapp Irland geschlagen geben und holte die Silbermedaille. Bronze ging an das italienische Boot. Seit der Olympia-premiere 1996 in Atlanta war es noch keinem deutschen Doppel-zweier gelungen, die Medaillenränge zu erreichen. Bei den Frauen hingegen hatte es 2000 und 2004 Silber gegeben.
Nun hoben Rommelmann/osborne mit einem mutigen Rennen auch die Männer in die olympischen Geschichtsbücher. Lange waren sie an der Spitze, mussten die starken Iren aber auf dem letzten Teil der 2000 Meter doch noch vorbeiziehen lassen.
Ihr Selbstbewusstsein für das Projekt Edelmetall hatten sich die beiden Leichtgewichts-aushängeschilder vor allem in Österreich geholt. Im Trainingslager unmittelbar vor Beginn der Spiele habe man „noch einmal einen großen Schritt nach vorn gemacht und nun viele Boote im Griff gehabt“.
Das Rennen in Tokio könnte allerdings auch das letzte des erfolgreichen deutschen Duos gewesen sein. „Für mich gibt es jetzt aber erst einmal eine andere Challenge mit dem Radfahren. Ich würde das gern mal versuchen“, sagte Osborne nach seinem Silber-coup. Der zweite Platz wäre ein würdiger Abschied vor Osbornes Abenteuer als Radprofi, das wie erwartet demnächst starten soll. „Das war wie ein Sieg für uns. Wir haben Silber gewonnen, da muss man sich nicht für schämen“, sagte Rommelmann. Er will nun sein Medizin-studium abschließen.
Zu konkreten Plänen wollte sich Osborne, der in der Vergangenheit bereits bei den deutschen Straßenradmeisterschaften im Einzelzeitfahren teilgenommen hatte, nicht äußern. „Genaue Infos kann ich nicht geben“, sagte der 27-Jährige. „Im Hintergrund habe ich da sehr gute Leute, die für mich gute Arbeit geleistet haben. Ich bin zuversichtlich, dass man einen guten Rennstall findet.“Infrage käme das österreichische Team Tirol-ktm, dass durch den früheren Biathleten Florian Lipowitz bereits gute Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht hat. Auch der deutsche Toprennstall Bora-hansgrohe folgt diesem Trend, nahm in diesem Jahr den Skibergsteiger Anton Palzer unter Vertrag.