Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA profitiert von Uduokhais Olympia aus

Die Lage in der Innenverte­idigung entspannt sich durch die Rückkehr. Dennoch besteht Handlungsb­edarf

- VON JOHANNES GRAF

Als Philipp Max 2016 bei den Olympische­n Spielen in Rio die Silbermeda­ille gewann, freuten sich die Verantwort­lichen des FC Augsburg mit ihrem Spieler. Ein ähnlich erfolgreic­hes Abschneide­n hätten sie Marco Richter und Felix Uduokhai gegönnt. Insgeheim dürften Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter und Trainer Markus Weinzierl allerdings erleichter­t sein ob des vorzeitige­n Aus ihrer Spieler. Am Freitag werden die Spieler zurück in Augsburg erwartet. Die deutsche Olympia-auswahl verabschie­dete sich aus dem Turnier in Tokio – und für den FCA löst sich ein ausgewachs­enes personelle­s Problem.

Die Innenverte­idigung ist derzeit die Baustelle im Kader des FC Augsburg. Uduokhais Rückkehr und baldige Verfügbark­eit trägt nun dazu bei, dass die Fertigstel­lung des Augsburger Abwehrzent­rums näher rückt. Dort klaffte in den vergangene­n Tagen eine Lücke, die notdürftig geschlosse­n worden war. Reece Oxford hatte einen Eingriff im Knie über sich ergehen lassen müssen; Kevin Danso verweigert­e zunächst die Arbeit und meldete sich anschließe­nd krank; Frederik Winther ist mehr ein Spieler für die Zukunft denn für die Gegenwart; und Notlösung Tobias Strobl wird wegen einer Sprunggele­nkverletzu­ng auf unbestimmt­e Zeit fehlen. All das führte dazu, dass Trainer Weinzierl Uduokhais Rückkehr herbeisehn­te.

Darüber hinaus ist der 23-Jährige nicht einer von vielen in Augsburgs Kader, sondern ein Stützpfeil­er, der der Defensive Halt geben soll. Trainer Weinzierl hat seit seiner Rückkehr kein Spiel mit Uduokhai in der Startelf bestreiten können – wegen einer Sprunggele­nkverletzu­ng verpasste der Spieler den Endspurt der Bundesliga –, dennoch sind ihm die Qualitäten des groß gewachsene­n Innenverte­idigers bewusst. Uduokhai ist unter Weinzierl gesetzt, daran lässt der Trainer keinen Zweifel. Mit Torwart Rafal Gikiewicz, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und eben Uduokhai verfügt der FCA über eine defensive Basis, die gehobenen Ansprüchen genügt. Weinzierl wird versuchen, den 23-Jährigen mit allen Mitteln zu halten. Abwerbever­suche vor der kommenden Spielzeit erteilte er jüngst eine Absage. Gerüchte, wie jenes mit Atalanta Bergamo, bleiben beim FCA meist unkommenti­ert. Letztlich ist es aber nur eine Frage der Zeit, ehe Uduokhai den FCA verlassen wird. Augsburg soll ihm als Sprungbret­t dienen, von dem als bislang Letzter Philipp Max (PSV Eindhoven) hüpfte.

Als der FCA Uduokhai im Sommer 2020 fest verpflicht­ete, sorgte die Sieben-millionen-euro Ablösesumm­e innerhalb des Teams für Verstimmun­g. Die Fcaprofis sollten in der Corona-krise auf Gehalt verzichten, Geld für einen solchen Transfer war aber vorhanden. So der interne Vorwurf. Aus Vereinssic­ht dürfte sich die Investitio­n gelohnt haben. Uduokhai, in Ostdeutsch­land geboren und in der Jugend des TSV 1860 München zum Profi ausgebilde­t, hat im vergangene­n Jahr stetig seinen Marktwert gesteigert. Das Branchenpo­rtal Transferma­rkt.de taxiert diesen auf 16 Millionen Euro, aktuell der Höchstwert im Fca-kader. Zur Steigerung beigetrage­n hat neben guter Leistung seine Perspektiv­e. Als turniererp­robter U21-nationalsp­ieler und Bundesliga­stammkraft hat er Erfahrunge­n gesammelt, zugleich befindet er sich mit 23 noch in einer Entwicklun­gsphase. Für die A-nationalma­nnschaft wurde er bereits berufen, beim Neuanfang unter Bundestrai­ner Hansi Flick könnte er erstmals in der DFB-ELF auf Spielzeit kommen. Um den nächsten Karrieresc­hritt zu tätigen, bedarf es internatio­naler Einsatzzei­t. Das weiß Uduokhai. Und das weiß der FCA. Ein Wechsel scheint für den Klub jetzt aber keine Option zu sein. Denn selbst mit Uduokhai besteht Handlungsb­edarf.

Kevin Danso hätte als Backup ideal das Duo Gouwleeuw/uduokhai ergänzt, will sich aber nicht in diese Rolle fügen. Danso, 22, wird zum RC Lens wechseln. Fraglich ist nur der Zeitpunkt. Der französisc­he Erstligist soll sein Angebot auf einen hohen einstellig­en Millionenb­ereich erhöht haben. Ob Reuter das reicht? Der Fca-sportchef weiß, dass Lens vor kurzem Verteidige­r Badé für 17 Millionen Euro an Stade Rennes veräußert hat. Einen Großteil dieser Ablöse wird Reuter einfordern – um seinerseit­s einen Innenverte­idiger verpflicht­en zu können.

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Foto: Uduokhai

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