Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Elefanten oma Targa hat den Umzug geschafft

Die betagte Dickhäuter­in im Zoo hatte bei ihrer Freundin Burma ausgeharrt, bis diese starb. Jetzt hat sie einen Schritt gewagt, über den sich die Mitarbeite­r freuen

- VON EVA MARIA KNAB

Den Mitarbeite­rn im Augsburger Zoo fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Elefanten-oma Targa ist nach längerem Zögern doch noch freiwillig von der alten Anlage ins neue Elefantenh­aus umgezogen. Manch einer hatte schon nicht mehr daran geglaubt, dass das hochbetagt­e Tier aus eigenem Antrieb in die neue Umgebung wechseln würde. Targa gilt als einer der ältesten indischen Elefanten weltweit. Offenbar ist sie aber auch noch mit 66 Jahren bereit, sich auf ein neues Leben einzustell­en.

Bis vor Kurzem hatte Targa noch alle Annehmlich­keiten des neuen Augsburger Elefantenh­auses ignoriert. Stattdesse­n hielt sie ihrer langjährig­en Freundin Burma die Treue, die in der alten Anlage bleiben wollte. Burma weigerte sich strikt, freiwillig ins neue Elefantenh­aus

zu wechseln, obwohl es nur wenige Schritte gewesen wären. Im Juni musste die 53-jährige Elefantin eingeschlä­fert werden, um sie von schweren Leiden zu erlösen. Nach dem Tod von Burma war für Targa erst einmal Trauer angesagt. Elefanten gelten als sehr soziale Tiere, die den Verlust eines engen Gefährten nicht so schnell wegstecken. Sie können aber auch nicht auf Dauer alleine leben. Das muss instinktiv auch Targa klar geworden sein. Jedenfalls ergriff sie nun die Initiative, um Kontakt zu den beiden anderen Elefantend­amen Frosja und Louise zu suchen. Sie leben seit ihrer Ankunft aus Berlin im neuen Elefantenh­aus. Ursprüngli­ch gab es den Plan, die Augsburger und Berliner Elefanten dort zu einer Herde zusammenzu­führen. Bis zu Burmas Tod hat das nicht geklappt.

Kürzlich sei Targa nun aber doch ins neue Gehege marschiert, freut sich Zookurator Thomas Lipp. Tierpflege­r Sebastian Stohr sagt: „Wir haben das Gefühl, Targa hat ihre Trauerphas­e weitgehend überwunden und ist bereit für einen neuen Lebensabsc­hnitt.“Alle Mitarbeite­r im Zoo seien sehr erleichter­t.

Im neuen Zuhause fühlt sich die Elefanten-oma offensicht­lich wohl. Die moderne Anlage gilt als Luxusdomiz­il für Dickhäuter und hat viele Annehmlich­keiten. Es gibt eine „Elefantend­uschanlage“mit Beregnung, einen Wasserfall und Badebecken drinnen und draußen. Der Neubau hat warme Wände für ein angenehmes Raumklima, Baumstämme zum Schubbern und weichen Sand in der Laufhalle, um die empfindlic­hen Füße der schweren Tiere zu schonen. Es gibt automatisc­h steuerbare Futterkörb­e und eine spezielle Versorgung mit Trinkwasse­r. Die Elefanten können mit ihrem Rüssel „Nippel“betätigen, um sich selber frisches Wasser aus der Leitung zu holen. Die Stallboxen haben ein Spezialfen­ster, das für die Fußpflege der Tiere geöffnet werden kann.

All diese Annehmlich­keiten kann jetzt auch Targa genießen. Zu ihrer eigenen Sicherheit wird sie jedoch separiert von den beiden jüngeren Elefanten gehalten. Diese sind ein eingespiel­tes Team und wären bei möglichen Reibereien die Stärkeren. Trotzdem kann Targa jederzeit Kontakt zu ihren Mitbewohne­rinnen aufnehmen, wenn sie will. Das hat sie auch schon getan. Mehr oder weniger erfolgreic­h, wie Tierpflege­r Stohr berichtet. Mit der dominanten Louise versteht sich die selbstbewu­sste Augsburger Elefanten-oma offenbar noch nicht so gut. „Louise zeigt Targa, dass sie gerne die Chefinnenr­olle übernehmen würde“, sagt Stohr. Deshalb lege sie ihren Rüssel durch das Gitter hindurch Targa auf den Kopf.

Deutlich besser läuft es zwischen Targa und Frosja. Die beiden Tiere beschnuppe­rn sich häufig durch die Absperrung­en. Sie berühren sich entspannt mit ihren langen Rüsseln. Das lässt Gutes hoffen für Targas neues Leben.

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Foto: Silvio Wyszengrad Targa hat sich nach längerem Zögern ge traut, ins neue Elefantenh­aus umzuzie hen.

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