Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Unsere Figuren leben nicht in Entenhause­n“

Ein paar tausend Cartoons hat das Duo Hauck und Bauer in den letzten 17 Jahren gezeichnet. Im Literaturh­aus München ist ein Querschnit­t zu sehen. Im Gespräch verrät das Duo, wie gesellig man es sich vorstellen muss

- Interview: Dieter Oßwald

Herr Bauer, Herr Hauck, was erwartet einen in der Ausstellun­g?

Elias Hauck: Es gibt nicht nur Cartoons zu sehen, sondern zum Beispiel auch Filme aus unserer Arbeit für „Anke hat Zeit“. Und befreundet­e Künstler interpreti­eren Cartoons von uns: Der Bildhauer Sigi Böttcher, der Maler Michael Sowa, der Dichter Thomas Gsella! Dominik Bauer: Auch für eingefleis­chte Fans dürfte viel Unbekannte­s dabei sein. Vor allem aus unserer Frühphase.

Hauck: Wir staunen schon selbst!

Welches war Ihr erster Cartoon? Haben sich die Figuren entwickelt? Hauck: Unser allererste­r gemeinsame­r Witz ist wohl in der Zwiebelfis­ch-kneipe in Charlotten­burg entstanden, Ende 2002. Ein Mann beim Bier sagt was.

Bauer: Oder zwei Männer beim Bier. Hauck: Viel weiter haben wir uns aber nicht entwickelt, außer vielleicht, dass die Figuren nicht mehr am Tresen rauchen.

Wie viele Cartoons mittlerwei­le entstanden?

Hauck: Unser erster Strip in der FAS wurde zur Oscarverle­ihung 2003 veröffentl­icht, ich rechne jetzt mal, das sind 17 Jahre, jeden Sonntag, also mal 52 … viel! Und dazu noch die regelmäßig­en Veröffentl­ichungen in Titanic, Cicero, Spiegel Online usw. Bauer: Es werden schon insgesamt ein paar tausend sein.

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Wie lange dauert es, einen Cartoon zu machen: Welcher ging am schnellste­n, welcher dauerte ewig?

Hauck: Die Kunst ist ja, die Cartoons so aussehen zu lassen, als hätte man sie in Sekundensc­hnelle gezeichnet. Und im besten Fall ist das auch ganz genau so. Aber es gibt auch schon mal fünf, sechs Anläufe, bis alles „sitzt“, die Nase, der Mund, die Augen.

Bauer: Bei der Ideenfindu­ng ist das eigentlich ähnlich. Mal geht es schnell und mal quält man sich über lange Zeit mit der treffenden Formulieru­ng. Das ist so, als würde man Fußballer fragen, wie lange er braucht, um ein Tor zu schießen.

Keuch, Kicher, Trööt finden sich bei H&b-männchen selten. Warum verzichten Sie auf den „Erikativ“, der Lautsprach­e im Stil der deutschen Donald-duck-übersetzer­in Erika Fuchs? Bauer: Grübel!

Hauck: Es ist ja kein bewusster Verzicht, unsere Figuren leben eben nicht in Entenhause­n. Wär aber mal ein schöner Versuch!

Welcher Cartoon hat die größte Reaktion hervorgeru­fen?

Bauer: Der im Internet meistgetei­lte H&b-witz ist auch gleichzeit­ig unsere meistverka­ufte Postkarte. Ein Lehrer sagt zu einem Elternpaar: „Nun, Ihr Kind ist nicht hochbegabt, Sie sind nur beide sehr, sehr dumm.“

Können Sie mir verraten, wer zu Ihrer klassische­n Cartoon-kundschaft gehört?

Hauck: Kundschaft, lol. Wenn es doch Kundschaft wäre. Die Leute schauen sich halt unsere Cartoons auf dem Handy an, im besten Fall gibt’s ein Like.

Bauer: Nein, im besten Fall kaufen sie sich unsere Bücher und Kalender oder auch mal eine Originalze­icheinen nung. Aber Kundschaft – ich weiß nicht. Kundschaft müsste man doch auch beraten, oder?

Hauck: „Hatten Sie eher an was Schwarzhum­origes gedacht oder eher an etwas Leichtverd­auliches?“Bauer: Furchtbar.

Wie viele Künstler hierzuland­e können vom Cartoon leben?

Hauck: 100.

Bauer: Ich glaube, weniger. Manche Kollegen müssen noch nebenbei als Richter arbeiten oder eine Werbeagent­ur führen.

Wie groß ist die Konkurrenz in diesem Genre?

Hauck: Klingt vielleicht langweilig oder uncool, aber unsere Szene ist einfach nur drollig. Wir treffen uns alle regelmäßig bei Preisverle­ihungen und Ausstellun­gen, und da geht es eigentlich nur darum, warum der Wein diesmal so knausrig ausgeschen­kt wird. Wir wollen einfach alle nur zusammen trinken.

Bei Komikern gilt die Legende vom traurigen Clown. Wie gesellig muss man sich Cartoonist­en vorstellen? Hauck: Wenn ich Clown wäre, wäre ich auch traurig.

Bauer: Oh ja. Da ist man direkt wieder sehr froh, Cartoonist zu sein.

 ?? Fotos: Hauck & Bauer, Catherina Hess ?? Das Münchner Literaturh­aus präsentier­t in seiner aktuellen Ausstellun­g Cartoons und stellt darin die Arbeit des Duos Hauck und Bauer vor. Die Schau läuft noch bis zum 19. September.
Fotos: Hauck & Bauer, Catherina Hess Das Münchner Literaturh­aus präsentier­t in seiner aktuellen Ausstellun­g Cartoons und stellt darin die Arbeit des Duos Hauck und Bauer vor. Die Schau läuft noch bis zum 19. September.
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