Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lange Haft für den Katzenmörd­er

Mindestens neun Haustiere erstach der Brite Steve B. auf bestialisc­he Weise. Ein ganzes Land hatte Mitleid mit den Tieren

- Benedikt von Imhoff, dpa

Brighton and Hove Es sind eindrückli­che Schilderun­gen, mit denen Katzenbesi­tzer vor Gericht den Mord an ihren Haustieren beklagt haben. „Er wurde immer schwächer, und als ich ihn hochhob, spritzte Blut aus einer Wunde“, erinnerte sich Tina Randall an den Moment, als sie ihre Katze Gideon fand. Für diesen Angriff verantwort­lich: ein 54 Jahre alter Mann aus dem südenglisc­hen Brighton. Gideon überlebte dank teurer Behandlung, doch neun Katzen starben nach ähnlichen Attacken und insgesamt sieben wurden verletzt. Ein Gericht verurteilt­e den „Katzenmörd­er von Brighton“am Freitag deshalb zu fünf Jahren und drei Monaten Haft.

Die monatelang­en Angriffe auf Haustiere hatten nicht nur in dem Seebad am Ärmelkanal für Aufsehen und Empörung gesorgt. Das Verhalten des Täters sei „grausam“gewesen, sagte Richter Jeremy Gold. „Es zielte auf das Herz des Familienle­bens.“Gerade seit der Coronapand­emie sei deutlich geworden, wie abhängig viele Menschen von der Gesellscha­ft ihrer Haustiere seien. „Man kann sich vorstellen, welche Qualen die Besitzer dieser Katzen beim bloßen Gedanken daran, dass ein Messer in ihr geliebtes Tier gestochen wird, litten“, so Gold.

Briten gelten als besonders tierlieb. Nur halb im Scherz wird oft gelästert, dass sich viele Menschen in Großbritan­nien deutlich besser um ihre Haustiere als um ihre Mitmensche­n kümmerten. Es gibt zahlreiche Organisati­onen, die sich um das Tierwohl kümmern, und bei Spendenkam­pagnen zur Unterstütz­ung von Haustieren kommt schnell viel Geld zusammen. Auch diesen Aspekt wird das Gericht nach Ansicht von Prozessbeo­bachtern berücksich­tigt haben.

Hendrix, Tommy, Hannah, Alan, Nancy, Gizmo, Kyo, Ollie und Cosmo: Neun Katzen fielen „Katzenmörd­er“Steve B. zwischen Oktober 2018 und Juni 2019 zum Opfer. Sein Motiv ist noch immer unklar, im Verhör leugnete der Security-mitarbeite­r die Taten. Doch Handyfotos festigten den Verdacht – Steve B. wurde wegen „kriminelle­r Sachbeschä­digung“schuldig gesprochen. Möglich ist für den Straftatbe­stand in Großbritan­nien sogar lebenslang­e Haft, in Deutschlan­d sieht das Tierschutz­gesetz bis zu drei Jahre hinter Gittern vor.

Jeff Carter fand im März eine Blutpfütze auf seiner Türschwell­e – und schließlic­h seine Katze Nancy, die sich unter seinem Bett verkrochen hatte. „Ich sah, dass Nancy eine große Wunde auf ihrer rechten Seite hatte, die stark blutete“, sagte Carter im Prozess. Er war nicht der Einzige, der tausende Pfund ausgab im verzweifel­ten Versuch, seiner Katze das Leben zu retten.

Lange tappte die Polizei im Dunkeln, der Durchbruch gelang schließlic­h nach dem tödlichen Angriff auf Hendrix. „Die Eigentümer entdeckten eine Blutspur bis zu einem schmalen Durchgang – und dort hing eine Überwachun­gskamera“, erzählte Ermittler Chris Thompson dem örtlichen Nachrichte­nportal The Argus. Die Kamera hatte ein Privatmann aufgestell­t – dessen Katze ebenfalls getötet worden war. So kamen die Ermittler auf Steve B. Bei einer Durchsuchu­ng fanden Polizisten ein Messer mit Katzen-dna auf der Klinge. Auf dem Handy des 54-Jährigen waren außer dem Foto eines der getöteten Tiere – Kyo – auch Bilder lebender Katzen zu sehen. Die Polizei schließt nicht aus, dass er weitere Katzen getötet hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany