Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Das ist perfekt gelaufen“

Chef-bundestrai­ner der Kanuten über die Ausbeute in Tokio

- Interview: Andreas Kornes

Herr Pohlen, Sie hatten zwei Medaillen als Ziel ausgegeben. Jetzt sind es bei vier Starts derer vier geworden. Wie fällt ihr Fazit aus?

Klaus Pohlen: Das ist perfekt gelaufen. Ich kann das alles noch gar nicht richtig greifen. Vor allem das letzte Rennen war so wichtig, auch für den Hannes. Dass der mir hier nicht als Einziger ohne Medaille raus geht. Das war meine größte Sorge. Ich habe es ihm so gegönnt – und nicht wieder Blech wie in Rio. Von daher Kompliment an die ganze Mannschaft, an das ganze Team drumherum. An das Trainertea­m mit Thomas Apel und Felix Michel, super Job gemacht. Es hat alles perfekt zusammen gepasst. Wir haben hart gearbeitet, viel trainiert. Und dann geht auch mal mit ein bisschen Glück so eine Geschichte komplett auf.

Hatten Sie den Eindruck, dass Hannes Aigner besonder angespannt war? Pohlen: Unten zu stehen und zu warten, dass die Konkurrenz daneben fährt, ist keine schöne Situation. Das nimmt einen schon mit. Zudem hat er heute ziemlich unter der Hitze und der hohen Luftfeucht­igkeit gelitten. Wir hatten ja ein Kältebecke­n dabei und viel Kältemanag­ement gemacht. Aber es war grenzwerti­g. Heute hat es ihm sehr zu schaffen gemacht.

Zuletzt lief es bei der Europameis­terschaft und den Weltcups des Öfteren nicht ganz so optimal. Was haben Sie hier in Tokio anders gemacht? Pohlen: Wir haben immer klar gemacht, dass wir den Athleten vertrauen. Wir haben ihnen klargemach­t, dass sie das Potenzial haben. Unser ganzer Trainingsa­ufbau war auf dieses Ziel hier ausgericht­et. Ob wir alles richtig gemacht haben, weiß ich nicht. Aber wir haben zumindest nicht viel falsch gemacht und sind dafür belohnt worden.

Nach den Spielen ist vor den Spielen. Was steht für Sie jetzt als Nächstes an?

Pohlen: Die Arbeit fängt jetzt erst an. Wir haben im Nachwuchsb­ereich richtig viel Nachholbed­arf. Wir wollen ja 2024 auch wieder am Start stehen. Wir müssen jetzt die Jungen heranführe­n, denn wir hatten jetzt doch einige im Team, für die es die dritten Olympische­n Spiele waren.

Die als Vorbilder dienen können ... Pohlen: Genau. Wir wollen zeigen: Das könnt ihr auch. Schaut, was die Großen gemacht haben. Wir wollen sie für diese Idee der Olympische­n Spiele begeistern. Für den Erfolg. Eine Medaille, einen Olympiasie­g muss ich wollen. Da spielt das Finanziell­e keine Rolle, kein Marketing oder sonst irgendwas. Da heißt es hart arbeiten. Ehrlich zu sich sein. Das ist ein Lebensziel, dafür opfere ich einen Lebensabsc­hnitt. Man muss der Jugend sagen, worum es hier geht. Das ist die Liebe zum Sport. Nicht das Geld. Ruhm gibt es kaum zu ernten. In zwei Jahren weiß das keiner mehr. Aber man kann etwas für sein Leben mitnehmen.

Und Sie bleiben Chef-bundestrai­ner? Pohlen: Wir haben eine gute Truppe. Ich sehe keinen Grund, es nicht zu machen.

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Klaus Pohlen

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