Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nur noch Note 4
Schwabens Unternehmerinnen und Unternehmer geben dem Standort keine gute Bewertung. Was sich ändern müsste
Augsburg Vor der Bundestagswahl sortieren viele Organisationen die Lage und formulieren ihre Forderungen an die kommende Regierung. Überraschend negativ fällt das Urteil schwäbischer Unternehmerinnen und Unternehmer über die Qualität des Standorts aus. Sie geben Deutschland im Schnitt nur noch die Schulnote 4, dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer. „Die Corona-krise hat schonungslos aufgedeckt, was in den Unternehmen selbst und in der Wirtschaftspolitik dringend verändert werden muss“, sagte dazu Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben.
Vor allem für die hohen bürokratischen Auflagen (Schulnotenschnitt 4,9), für hohe Energiepreise (Note 4,5) und die Steuern für Unternehmen (Note 4,1) hagelt es schlechte Zensuren. „Über Bürokratie, Energie und Steuern haben wir schon vor der Corona-krise diskutiert. Jetzt rächt sich, dass die scheidende Bundesregierung diese Handlungsfelder ungelöst hinterlässt“, sagte Kopton. Die IHK wertet die Ergebnisse als „Alarmsignal“.
In einigen Bereichen gab es auch gute Noten: Die Unternehmen kommen an Geld und beurteilten die Finanzierungsbedingungen mit der Note 2,4. Auch bei Forschung und Entwicklung kann der Standort punkten (Note 2,5). An der Umfrage beteiligten sich in Schwaben 149 Betriebe.
Von der neuen Bundesregierung erwarten die Betriebe einen „schlankeren, tatkräftigeren Staat“, eine stärkere Digitalisierung der Verwaltung und einen effizienten Umgang mit Haushaltsmitteln. Sorgen bereitet den Unternehmen auch der derzeitige Mangel an Chips und Rohstoffen. Neue Produktionsstätten in Deutschland und Europa könnten das Problem mildern.
Befragt wurden die Firmen auch, was sie aus der Corona-krise gelernt haben. Das Ergebnis: Sie wollen die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbauen (80 Prozent), die Beschäftigten stärker digital kommunizieren lassen (77 Prozent) und die Eigenverantwortung der Belegschaft stärken (71 Prozent).