Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Rückkehr der besonderen Art

In Heidenheim begann der sportliche Aufstieg von Niklas Dorsch. Nach seinem Wechsel aus Belgien zum FCA spielte er erstmals wieder dort. Es war keine einfache Partie für ihn

- VON ROBERT GÖTZ

Es dauerte, bis Niklas Dorsch am Mittwoch nach dem 2:1(2:0)-Testsieg des FC Augsburg gegen den 1. FC Heidenheim in den Kabinentra­kt der Voith-arena, der Heimstätte des Zweitligis­ten, kam. Er hatte viele Hände zu schütteln und musste sich von vielen verabschie­den. Schließlic­h hatte sich der Neuzugang des FCA von 2018 bis 2020 hier in Heidenheim vom Bayerntale­nt zum gefragten Zweitligad­efensivspi­eler entwickelt. Im Sommer 2020 verpflicht­ete ihn der belgische Erstligist KAA Gent für 3,5 Millionen Euro. Ein Jahr und eine tolle U21-EM von Dorsch später, die für ihn und Deutschlan­d mit dem Titelgewin­n endete, holte ihn der FCA für rund sieben Millionen Euro zurück in die Bundesliga.

„Es war schön mal wieder hier zu spielen. Ich war das erste Mal wieder hier, seit ich gegangen bin“, sagte Dorsch. Er war froh, dass er mit dem FCA den Test in der Länderspie­lpause gewonnen hatte. „Ich wusste, dass sie auch in den Testspiele­n immer 100 Prozent geben.“

Auch für Fca-trainer Markus Weinzierl war das Erfolgserl­ebnis nach dem misslungen­en Saisonauft­akt mit nur einem Punkt nach drei Bundesliga-spielen der wichtigste Aspekt der Partie. „Wir haben gewonnen und es ging darum, sich über 90 Minuten auszupower­n. In der Länderspie­lpause ist es immer angenehmer zu spielen, als zu trainieren, deswegen hat das Spiel seinen Zweck voll und ganz erfüllt.“

Natürlich darf so ein Test nicht überbewert­et werden, denn es war wie so oft, ein munteres personelle­s Wechselspi­elchen. So begann Fchtrainer Frank Schmidt mit nur einem Zweitliga-stammspiel­er die Partie, dafür beorderte er in der zweiten Hälfte sein Stammperso­nal fast vollständi­g auf den Platz. Fcatrainer Markus Weinzierl machte es umgekehrt. Am Ende standen bei ihm Dominic Schmidt, Henri Koudossou, Fabio Gruber, Tim Civeja und Fabian Wessig gleich fünf Nachwuchss­pieler auf dem Platz. Nicht verwunderl­ich, dass Weinzierl in der zweiten Hälfte lautstark an der Seitenlini­e dirigieren musste. „Wichtig war, dass wir wenigstens gewinnen, da habe ich mitorganis­iert. Das hat schon gepasst.“

Doch auch am nordöstlic­hen Ende der Schwäbisch­en Alb waren die Probleme, mit der der FCA zu Saisonbegi­nn kämpft, nicht zu übersehen. Die mangelnde Chancenaus­wertung im Sturm und die Probleme in der Defensivze­ntrale.

In den Tagen vor dem Ende der Transferpe­riode hatte der FCA noch einmal versucht, personell nachzulege­n. Vielleicht auch um den Verlust von Rani Khedira zu kompensier­en, der anscheinen­d doch schwerer wiegt, als erwartet. Kevin Vogt sollte Erfahrung und Stabilität bringen, doch Hoffenheim blockte einen möglichen Transfer ab. So muss Niklas Dorsch möglichst schnell in die Rolle des zentralen Defensiv-lenkers wachsen. Ein Risiko, dass der FCA mit dem 23-Jährige ohne Bundesliga-erfahrung eingeht. Dorsch sagt: „Dass der Anfang schwer wird, wusste ich. Die Bundesliga hat ein ganz anderes Niveau als die belgische Liga. Deswegen habe ich schon gesagt, ich brauche das eine oder andere Spiel, um reinzukomm­en.“Er sieht sich aber auf einem guten Weg: „Ich will auf meine Leistung gegen Leverkusen aufbauen, noch mehr Verantwort­ung übernehmen, noch fitter werden, um in den wichtigen Momenten im Spiel da zu sein.“

Das war er in Heidenheim auch in einer ungewohnte­n taktischen Formation. Am Ende brachte der FCA den 2:0-Vorsprung zur Halbzeit durch Tore von Alfred Finnbogaso­n (14.) und Raphael Framberger (33.) bei einem Gegentreff­er von Jonas Föhrenbach (70.) über die Zeit.

Dorsch spielte als Sechser vor einer Dreier-abwehr (Robert Gumny, Reece Oxford und der überzeugen­de Dominic Schmidt), mit Daniel Caligiuri und Mads Pedersen auf den Halbpositi­onen. Ein rund 60-minütiges Experiment, mit dem Weinzierl die taktische Flexibilit­ät erhöhen will, das aber auch etwas aus der Not geboren war. „Die Taktik war dem geschuldet, wer spielfähig war“, sagte Weinzierl nach dem Test. Ob er die auch beim nächsten Punktspiel gegen Union Berlin (11. September) spielen lassen wird, wird wohl auch von der personelle­n Lage abhängen. In Heidenheim fehlten in der Defensivab­teilung Felix Uduokhai, Arne Meier (muskuläre Probleme), Jeffrey Gouweleeuw (Adduktoren), Tobias Strobl (Sprunggele­nk) und Jan Moravek (Adduktoren).

Aber egal welche Taktik der FCA in Berlin anwenden wird, Niklas Dorsch hat sich nur ein Ziel gesetzt: „Das Spiel gewinnen.“

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Foto (2): Christian Kolbert Denis Thomalla und Niklas Dorsch spielten von 2018 bis 2020 beim 1. FC Heidenheim zusammen. Am Mittwoch verabschie­deten sie sich nach dem Testspiel freundscha­ft‰ lich.

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