Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Turnhallenmisere: Schüler müssen weit fahren
Kurz vor dem Start ins neue Schuljahr hat die Stadt mehrere Sporthallen gesperrt. Schulen müssen deshalb beim Sportunterricht umplanen. Es gibt zwar Ersatzlösungen – doch die kosten Zeit und Geld
Den Start ins neue Schuljahr hat sich Angelika Felber, die Schulleiterin des Augsburger Jakob-fuggergymnasiums anders vorgestellt. Für sie begann es mit der Nachricht, dass eine der beiden Turnhallen der Schule nicht genutzt werden kann wegen eines Wassereintritts im Fundament. Die mögliche Alternative - die Sporthalle Haunstetten muss nun ebenfalls geschlossen werden. Für ihre Schülerinnen und Schüler musste weiter nach einer Halle gesucht werden. Mit dem Schicksal steht das Fugger-gymnasium nicht alleine da. An weiteren Augsburger Schulen können die Turnhallen nicht genutzt werden. Um Ausweichmöglichkeiten wahrnehmen zu können, müssen teils längere Anfahrten in Kauf genommen werden.
Dabei wäre der Sportunterricht gerade jetzt wichtig, nachdem er im vergangenen Schuljahr oft ausgefallen ist und wegen des Corona-lockdowns lange nicht stattgefunden hat. Zum Ende des Schuljahres waren auch Schülerinnen und Schüler des Holbein-gymnasiums in die Offensive gegangen. Unter dem Raummangel an ihrer Schule in der Innenstadt leide auch der Sportunterricht, hatten sie kritisiert. „Wir haben mindestens eine Turnhalle zu wenig“, sagte Schülersprecher Emil Winklharrer. Deshalb müsse man für den Sportunterricht drei verschiedene Turnhallen im Stadtgebiet anfahren. Das habe Auswirkungen auf den Unterricht: Mit dem Umziehen blieben von einer Doppelstunde Sport am Ende nur 45 Minuten übrig. Das neue Schuljahr hat noch nicht einmal richtig begonnen, da hat sich die Situation in der Augsburger Schullandschaft bereits weiter zugespitzt.
Die Dreifachturnhalle des Rudolf-diesel-gymnasiums (RDG) in Hochzoll ist ab sofort gesperrt. Aufgrund von massiven Wassereintritten sind Schäden in der Dachkonstruktion entstanden, die eine umfangreiche Reparatur erfordern. Mit dem Ausfall der Halle ist für das gesamt Schuljahr zu rechnen, teilt die Stadt in einer Mitteilung mit. Schulleiterin Susanne Täufer hofft, dass die Sanierung der Halle bald in Angriff genommen wird. Das Dieselgymnasium wird derzeit rundum saniert. Der zweite Bauabschnitt ist gerade beendet. „Die Sanierung der würde eigentlich im dritten Bauabschnitt an die Reihe kommen“, so Täufer. Doch das dauere der Beginn der Arbeiten ist noch nicht einmal absehbar. Der Sportunterricht sei zwar gesichert - die Schüler könnten die Hallen der DJK Hochzoll und des TSV Friedberg nutzen und würden mit Bussen hinund hertransportiert. „Aber natürlich verliert man auf diesem Weg Zeit. Das ist keine Dauerlösung und kostet die Stadt ja auch viel Geld“, sagt Täufer. Die Lage der Augsburger Sporthallen sei eine „Katastrophe“unter der Vereine und Schulen leiden müssten.
Nachdem auch die Sporthalle in Haunstetten für einen längeren Zeitraum nicht mehr genutzt werden kann, verschärft sich die Situation zusätzlich. Anlässlich von Wartungsarbeiten an der Lüftungsanlage wurden Anzeichen eines Marderbefalls an der Dämmung festgestellt. Eine Überprüfung ergab, dass es sich dabei um schadstoffhaltiges Material handelt. Derzeit werde ein Sanierungskonzept erstellt. Mit dem Ausfall der Sporthalle Haunstetten stehen nun nicht nur die Johannstrauß-grundschule und die Albert-einstein-mittelschule ohne Halle da. Dem Jakob-fugger-gymnasium fehlte zunächst eine Alternative - wenngleich die lange Anfahrt aus dem Stadtjäger-viertel in der Innenstadt bis nach Haunstetten ohnehin alles andere als optimal gewesen wäre.
Der Stadt bleibt aber nichts anderes, als Ausweichlösungen zu suchen und Bustransfers zu buchen. Bei der Anmietung der Sporthallen werde aber darauf geachtet, „dass sich diese möglichst im nahen Umfeld der betroffenen Schule befinden, um so kurze Transportzeiten sicherzustellen“, sagt Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne). Sofern der Weg für die Schülerinnen und Schüler zu Fuß zu weit sei, organisiere die Schulverwaltung einen entsprechenden Bustransfer. Zeitverluste wegen der Busfahrten ließen sich nicht verhindern, so Wild. Sie erklärt aber: „Unser Ziel ist es stets, die Schulen bestmöglich für den Sportunterricht aufzustellen.“
Doch viele freie Kapazitäten gibt es derzeit nicht mehr, es wird eng. Fugger-schulleiterin Angelika Felber telefonierte selbst die umliegenden Schulen des Gymnasiums ab auf der Suche nach Platz für den Sportunterricht - und hatte erst kein Glück. Nun sind ihre Schülerinnen und Schüler aber versorgt: Sie habe Stunden in der Erhard-wunderlichsporthalle am Wittelsbacher Park buchen können - und vom Schulverwaltungsamt weitere Alternatiturnhalle ven für drei Gruppen erhalten. „Wir haben ohnehin gute Ausweichmöglichkeiten mit dem nahe gelegenen Plärrerbad und dem Eisstadion. Daneben haben wir auch Außensportanlagen direkt an unserer Schule“, sagt sie. Dort gibt es einen Hartplatz auf dem Fußball oder Basketball gespielt werden kann, ein Beach-volleyball-feld, eine Laufbahn, sowie eine Sprung- und Wurfanlage. „Daneben haben wir auch noch einen Gymnastikraum, den wir nutzen könnten“, sagt sie. „Aber natürlich ist das alles nicht optimal und nur eine vorübergehende Lösung.“Das Diesel-gymnasiums verfügt zwar ebenfalls über Außensportanlagen. Susanne Täufer gibt aber zu Bedenken, dass man diese nicht „verlässlich“nutzen könne. Es hänge vom Wetter ab. Und wenn schönes Wetter sei, dann fehlten die Umkleideräume, die ebenfalls gesperrt seien.