Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Turnhallen‰misere: Schüler müssen weit fahren

Kurz vor dem Start ins neue Schuljahr hat die Stadt mehrere Sporthalle­n gesperrt. Schulen müssen deshalb beim Sportunter­richt umplanen. Es gibt zwar Ersatzlösu­ngen – doch die kosten Zeit und Geld

- VON MIRIAM ZISSLER

Den Start ins neue Schuljahr hat sich Angelika Felber, die Schulleite­rin des Augsburger Jakob-fuggergymn­asiums anders vorgestell­t. Für sie begann es mit der Nachricht, dass eine der beiden Turnhallen der Schule nicht genutzt werden kann wegen eines Wassereint­ritts im Fundament. Die mögliche Alternativ­e - die Sporthalle Haunstette­n muss nun ebenfalls geschlosse­n werden. Für ihre Schülerinn­en und Schüler musste weiter nach einer Halle gesucht werden. Mit dem Schicksal steht das Fugger-gymnasium nicht alleine da. An weiteren Augsburger Schulen können die Turnhallen nicht genutzt werden. Um Ausweichmö­glichkeite­n wahrnehmen zu können, müssen teils längere Anfahrten in Kauf genommen werden.

Dabei wäre der Sportunter­richt gerade jetzt wichtig, nachdem er im vergangene­n Schuljahr oft ausgefalle­n ist und wegen des Corona-lockdowns lange nicht stattgefun­den hat. Zum Ende des Schuljahre­s waren auch Schülerinn­en und Schüler des Holbein-gymnasiums in die Offensive gegangen. Unter dem Raummangel an ihrer Schule in der Innenstadt leide auch der Sportunter­richt, hatten sie kritisiert. „Wir haben mindestens eine Turnhalle zu wenig“, sagte Schülerspr­echer Emil Winklharre­r. Deshalb müsse man für den Sportunter­richt drei verschiede­ne Turnhallen im Stadtgebie­t anfahren. Das habe Auswirkung­en auf den Unterricht: Mit dem Umziehen blieben von einer Doppelstun­de Sport am Ende nur 45 Minuten übrig. Das neue Schuljahr hat noch nicht einmal richtig begonnen, da hat sich die Situation in der Augsburger Schullands­chaft bereits weiter zugespitzt.

Die Dreifachtu­rnhalle des Rudolf-diesel-gymnasiums (RDG) in Hochzoll ist ab sofort gesperrt. Aufgrund von massiven Wassereint­ritten sind Schäden in der Dachkonstr­uktion entstanden, die eine umfangreic­he Reparatur erfordern. Mit dem Ausfall der Halle ist für das gesamt Schuljahr zu rechnen, teilt die Stadt in einer Mitteilung mit. Schulleite­rin Susanne Täufer hofft, dass die Sanierung der Halle bald in Angriff genommen wird. Das Dieselgymn­asium wird derzeit rundum saniert. Der zweite Bauabschni­tt ist gerade beendet. „Die Sanierung der würde eigentlich im dritten Bauabschni­tt an die Reihe kommen“, so Täufer. Doch das dauere der Beginn der Arbeiten ist noch nicht einmal absehbar. Der Sportunter­richt sei zwar gesichert - die Schüler könnten die Hallen der DJK Hochzoll und des TSV Friedberg nutzen und würden mit Bussen hinund hertranspo­rtiert. „Aber natürlich verliert man auf diesem Weg Zeit. Das ist keine Dauerlösun­g und kostet die Stadt ja auch viel Geld“, sagt Täufer. Die Lage der Augsburger Sporthalle­n sei eine „Katastroph­e“unter der Vereine und Schulen leiden müssten.

Nachdem auch die Sporthalle in Haunstette­n für einen längeren Zeitraum nicht mehr genutzt werden kann, verschärft sich die Situation zusätzlich. Anlässlich von Wartungsar­beiten an der Lüftungsan­lage wurden Anzeichen eines Marderbefa­lls an der Dämmung festgestel­lt. Eine Überprüfun­g ergab, dass es sich dabei um schadstoff­haltiges Material handelt. Derzeit werde ein Sanierungs­konzept erstellt. Mit dem Ausfall der Sporthalle Haunstette­n stehen nun nicht nur die Johannstra­uß-grundschul­e und die Albert-einstein-mittelschu­le ohne Halle da. Dem Jakob-fugger-gymnasium fehlte zunächst eine Alternativ­e - wenngleich die lange Anfahrt aus dem Stadtjäger-viertel in der Innenstadt bis nach Haunstette­n ohnehin alles andere als optimal gewesen wäre.

Der Stadt bleibt aber nichts anderes, als Ausweichlö­sungen zu suchen und Bustransfe­rs zu buchen. Bei der Anmietung der Sporthalle­n werde aber darauf geachtet, „dass sich diese möglichst im nahen Umfeld der betroffene­n Schule befinden, um so kurze Transportz­eiten sicherzust­ellen“, sagt Bildungsre­ferentin Martina Wild (Grüne). Sofern der Weg für die Schülerinn­en und Schüler zu Fuß zu weit sei, organisier­e die Schulverwa­ltung einen entspreche­nden Bustransfe­r. Zeitverlus­te wegen der Busfahrten ließen sich nicht verhindern, so Wild. Sie erklärt aber: „Unser Ziel ist es stets, die Schulen bestmöglic­h für den Sportunter­richt aufzustell­en.“

Doch viele freie Kapazitäte­n gibt es derzeit nicht mehr, es wird eng. Fugger-schulleite­rin Angelika Felber telefonier­te selbst die umliegende­n Schulen des Gymnasiums ab auf der Suche nach Platz für den Sportunter­richt - und hatte erst kein Glück. Nun sind ihre Schülerinn­en und Schüler aber versorgt: Sie habe Stunden in der Erhard-wunderlich­sporthalle am Wittelsbac­her Park buchen können - und vom Schulverwa­ltungsamt weitere Alternatit­urnhalle ven für drei Gruppen erhalten. „Wir haben ohnehin gute Ausweichmö­glichkeite­n mit dem nahe gelegenen Plärrerbad und dem Eisstadion. Daneben haben wir auch Außensport­anlagen direkt an unserer Schule“, sagt sie. Dort gibt es einen Hartplatz auf dem Fußball oder Basketball gespielt werden kann, ein Beach-volleyball-feld, eine Laufbahn, sowie eine Sprung- und Wurfanlage. „Daneben haben wir auch noch einen Gymnastikr­aum, den wir nutzen könnten“, sagt sie. „Aber natürlich ist das alles nicht optimal und nur eine vorübergeh­ende Lösung.“Das Diesel-gymnasiums verfügt zwar ebenfalls über Außensport­anlagen. Susanne Täufer gibt aber zu Bedenken, dass man diese nicht „verlässlic­h“nutzen könne. Es hänge vom Wetter ab. Und wenn schönes Wetter sei, dann fehlten die Umkleiderä­ume, die ebenfalls gesperrt seien.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das Dach der Dreifachtu­rnhalle am Rudolf‰diesel‰gymnasium ist undicht. Nun ist die Halle gesperrt und die Schülerinn­en und Schüler werden mit Bussen in andere Hallen transporti­ert.
Foto: Silvio Wyszengrad Das Dach der Dreifachtu­rnhalle am Rudolf‰diesel‰gymnasium ist undicht. Nun ist die Halle gesperrt und die Schülerinn­en und Schüler werden mit Bussen in andere Hallen transporti­ert.

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