Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Aufwachen, Menschen!“

David Hasselhoff wirbt fürs Impfen. Er spricht über schwere Zeiten und das Feiern, die Liebe und den Zustand der Welt – und über Musik

- Interview: Steffen Rüth

Guten Morgen, David. Wo sind Sie heute?

David Hasselhoff: In Berlin, im Soho

House. Und du?

In Baden-baden.

Hasselhoff: Baden-baden. Die Stadt kenne ich gut. Mit meinem Vater war ich mal bei euch im Kasino. Du konntest dir aussuchen, ob du lieber dein Haus oder deine Frau verspielen wolltest. Hat Spaß gemacht, den anderen zuzugucken. Ich spiele lieber, um zu gewinnen. Und das ist im Kasino eher schwierig.

Sie haben ein Album gemacht mit Coversongs bekannter Hits. Besonders schön ist aber die einzige Originalko­mposition gelungen, „I Will Carry You“. An wen denken Sie bei dem Lied?

Hasselhoff: Mir geht so vieles durch den Kopf, wenn ich dieses Lied höre. Ich denke an meine beiden Töchter, ich denke an meine Frau. Die Welt hat sich so sehr verändert. Das Leben ist ein anderes heute, und wir alle müssen einander tragen und gut aufeinande­r achtgeben. Ich finde, dieser Song hat eine wirklich sehr starke Botschaft. Hoffentlic­h kommt sie bei den Menschen an.

Wer trägt Sie, wenn es Ihnen nicht so gut geht?

Hasselhoff: Meine Frau. Hayley wacht morgens auf und ist sofort guter Laune. „Hallo, Liebling, komm, es ist so ein schöner Morgen“– so begrüßt sie mich.

Wie beginnen Sie danach den Tag? Hasselhoff: Mit meinen Übungen. Ich ziehe jeden Morgen ein strammes Stretching­programm durch. Gymnastik ist das Allerwicht­igste. Ich hebe auch Gewichte, mache Situps, doch am besten sind meine Gummibände­r. Du kannst sie an einem Baum festmachen, an der Tür, ganz egal, und direkt loslegen. Mit Bändern trainierst du sämtliche Muskeln. Ich habe meine wirklich immer und überall mit dabei.

Sie haben 2018 geheiratet. Wie läuft es denn so mit der Ehe?

Hasselhoff: Wir sind seit drei Jahren verheirate­t, aber schon viel länger zusammen. Seit 2012. Mein Gott, das ging so schnell, die Jahre sind vorbeigefl­ogen. Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit meiner Frau zusammen verbringe. Sie bringt mich dazu, innezuhalt­en und das Leben zu lieben, nicht nur die Arbeit und die Bühne. Ich habe die Welt gesehen, aber sie nicht. Neulich waren wir in München, und sie war so begeistert. „Oh mein Gott, schau dir das an“, rief sie die ganze Zeit. Und so entfacht sie auch wieder meine Begeisteru­ng neu.

Wie oft wirst du pro Minute auf der Straße erkannt?

Hasselhoff: Weniger oft, als die meisten denken. Mit Hut und Maske bin ich gut getarnt. Wenn mich Leute freundlich fragen, mache ich aber gern ein Foto mit ihnen. Ätzend ist, wenn sie dich einfach knipsen, ohne zu fragen, wie ein Tier im Zoo. Dann kann ich auch mal sauer werden. Das ist sehr unhöflich.

Sie sind immer der, der fotografie­rt wird. Haben Sie jemals selbst ein Foto von jemand Berühmtem machen wollen?

Hasselhoff: Einmal. Von Prinzessin Diana und ihrem Sohn Harry. Das war am Rande eines Polospiels. Ich versprach ihnen, das Foto niemals jemandem zu zeigen.

„Party Your Hasselhoff“ist ein zünftiges Album zum Feiern. Was braucht man aus Ihrer Sicht sonst noch für eine gute Party?

Hasselhoff: Die besten Partys sind meine Konzerte. Ich verspreche, du gehst inspiriert und singend wieder heim. In meinen Shows bringe ich die Menschen zusammen – Hautfarbe, Aussehen, Religion, Geld, alles ist egal. Wo du auch herkommst, auf David Hasselhoff kannst du dich einigen. Gott gab mir diesen Job, und ich halte es für meine moralische Pflicht, die Leute glücklich zu machen. Meine große Antriebsqu­elle ist mein Vater. (Er nimmt seinen Ehering ab und hält ihn in die Kamera.) Das ist der Ring, den mein Vater 1949 trug, als er meine Mutter heiratete. Heute trage ich ihn. Mein Vater war superlusti­g, ein echter Spaßvogel. Ich bin stolz, dass ich seinen Namen berühmt gemacht habe.

Die Pandemie muss gerade für ein Sozialtier wie Sie hart gewesen sein. Keine Konzerte, keine Umarmungen von anderen Menschen, erzwungene Vereinsamu­ng.

Hasselhoff: Das war keine schöne Zeit. Ich hatte zu Hause noch ganz gut zu tun, konnte Werbespots drehen und das Album aufnehmen, aber jetzt ist es wirklich wichtig, dass wir uns alle mal flott impfen lassen, damit es weitergeht.

Das müssen Sie jetzt sagen. Die deutsche Bundesregi­erung wirbt mit Ihnen fürs Impfen.

Hasselhoff: Ja, aber das ist auch meine private Meinung. Ich verstehe, dass jeder sich frei entscheide­n kann, ob er sich impfen lässt. Aber die Entscheidu­ng gegen eine Impfung kann andere Menschen krank machen oder sogar töten. Und sie zieht das ganze Corona-ding nur noch weiter in die Länge. Impfungen sind die einzige Antwort auf diese Pandemie, die sinnvoll ist. Meine Anwältin hat ihre Mutter an die Seuche verloren, und fünf Tage später starb auch ihr Vater an Corona. Auch ich bin in der Altersgrup­pe, die hätte sterben können. Ich gehöre zu den Leuten, die Glück hatten.

Wissen Sie eigentlich, dass Iggy Pop die Idee für das von Ihnen gecoverte Stück „The Passenger“hier in Berlin in der S-bahn hatte?

Hasselhoff: Ist nicht wahr? Krass. Nein, das wusste ich nicht. Ich weiß, dass David Bowie „Heroes“in Berlin für Christiane F. geschriebe­n hat. Ich kenne den Film und habe mir auch mal den Bahnhof Zoo angeschaut. Aber hey, das ist ein gutes Zeichen, dass Iggy „The Passenger“in Berlin geschriebe­n hat.

Sie werden nächstes Jahr 70. Haben Sie Vorbilder, die noch deutlich älter sind und immer noch sehr aktiv? Hasselhoff: Clint Eastwood! Clint ist 91. Und fantastisc­h.

Haben Sie eigentlich jemals darüber nachgedach­t, sich um ein offizielle­s Regierungs­amt zu bemühen? Clint Eastwood war mal Bürgermeis­ter. Und Ihr Kollege Arnold Schwarzene­gger hat es sogar bis zum Gouverneur von Kalifornie­n gebracht … Hasselhoff: Nein, nein, ich bin in dem Job, den ich mache, besser aufgehoben. Auch als Entertaine­r kann ich aber sagen: Wir müssen dringend etwas tun. Die Natur schickt uns gerade drastische Warnungen, sie sagt: „Aufwachen, Menschen!“Die Flut, die Feuer, mir macht das sehr große Sorgen. Und ich schätze Joe Biden. Er ist ein guter Mann, er kümmert sich um die Menschen. Ich würde ihn, im Rahmen meiner Möglichkei­ten, gerne unterstütz­en und ihm helfen, die Welt zusammenzu­bringen. Biden ist 78. Fast zehn Jahre älter als ich. Und doch steht er jeden Morgen auf und geht zur Arbeit. Wenn ich 78 bin, möchte ich auch mal Tage verbringen, an denen ich nur im Garten sitze und zu meiner Frau sage: Schatz, guck mal, eine Blume.

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Foto: Wesco Taubert
 ??  ?? Seine Karriere
David Hasselhoff, 69, ist gerade in seinem geliebten Berlin, wo er 1989 mit „Looking For Freedom“seinen Welthit aufnahm, um die Rtl‰serie „Ze Network“zu drehen, die Reste der Mauer zu begutachte­n, für deren Erhalt er sich eingesetzt hat und um Werbung zu ma‰ chen für sein neues Album, „Party Your Hasselhoff“heißt es. Zum Weltstar ist der Amerikaner durch die TV‰ Serien „Knight Rider“und „Baywatch“geworden. Er hat zwei Töchter aus erster und lebt in zweiter Ehe.
Seine Karriere David Hasselhoff, 69, ist gerade in seinem geliebten Berlin, wo er 1989 mit „Looking For Freedom“seinen Welthit aufnahm, um die Rtl‰serie „Ze Network“zu drehen, die Reste der Mauer zu begutachte­n, für deren Erhalt er sich eingesetzt hat und um Werbung zu ma‰ chen für sein neues Album, „Party Your Hasselhoff“heißt es. Zum Weltstar ist der Amerikaner durch die TV‰ Serien „Knight Rider“und „Baywatch“geworden. Er hat zwei Töchter aus erster und lebt in zweiter Ehe.

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