Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Berlin beschuldig­t Moskau

Neue Welle von Cyberangri­ffen

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Berlin Nach einer neuen, besonders intensiven Welle von Cyberangri­ffen auf deutsche Politiker hat sich die Bundesregi­erung öffentlich bei der russischen Regierung beschwert. Eine Sprecherin des Auswärtige­n Amtes sagte am Montag in Berlin: „Die Bundesregi­erung fordert die russische Regierung mit allem Nachdruck auf, diese unzulässig­en Cyberaktiv­itäten mit sofortiger Wirkung einzustell­en.“Diese Forderung habe Staatssekr­etär Miguel Berger bei einem Treffen der Hohen Arbeitsgru­ppe Sicherheit­spolitik in der vergangene­n Woche auch direkt an den stellvertr­etenden russischen Außenminis­ter Wladimir Titow gerichtet. Es ist nicht die erste Beschwerde in der Sache.

Bereits im Juli sollen die Hackerangr­iffe Thema in einem Gespräch mit dem russischen Botschafte­r gewesen sein. Die Sicherheit­sbehörden haben mindestens drei Mal in diesem Jahr den Bundestag über Cyberangri­ffe ausländisc­her Nachrichte­ndienste auf Parlamenta­rier informiert. Zuletzt sollen mehrere Abgeordnet­e von Union und SPD betroffen gewesen sein. In einem Schreiben vom 24. Juni hatten das Bundesamt für Verfassung­sschutz und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) angesichts der bevorstehe­nden Bundestags­wahl einer Intensivie­rung nachrichte­ndienstlic­her Angriffe gegen Parteiange­hörige gewarnt.

Diese Angriffe richteten sich häufig gegen private und dienstlich­e E-mail-adressen von Abgeordnet­en. Fremde Nachrichte­ndienste könnten die dabei erlangten Zugänge verwenden, „um in Ihrem Namen persönlich­e und intime Informatio­nen oder auch fabriziert­e Falschnach­richten zu veröffentl­ichen“, warnten Verfassung­sschutz und BSI. Hinter Attacken, bei denen versucht worden war, in private Konten von Abgeordnet­en und ihren Mitarbeite­rn zu gelangen, wird die Hackergrup­pe „Ghostwrite­r“vermutet. „Der Bundesregi­erung liegen verlässlic­he Erkenntnis­se vor, aufgrund derer die „Ghostwrite­r“-aktivitäte­n Cyberakteu­ren des russischen Staates und konkret dem russischen Militärgeh­eimdienst GRU zugeordnet werden können“, so die Sprecherin des Auswärtige­n Amtes.

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