Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Breitband in Bayern lückenhaft

Gemeinden können Förderung nicht nutzen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin In Bayern gibt es noch immer erhebliche Lücken in der Versorgung mit schnellem Internet. Gerade der ländliche Raum ist betroffen: Dort surfen mehr als elf Prozent der Haushalte noch immer im Schneckent­empo. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine Kleine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verfügen im ländlichen Raum Bayerns rund 119000 Haushalte über Internet-geschwindi­gkeiten, die unter 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) liegen. Anschlüsse unter diesem Wert empfiehlt etwa das unabhängig­e Vergleichs­portal DSL Regional lediglich für Einpersone­nhaushalte mit gelegentli­cher Internetnu­tzung. Homeoffice oder Digitales Lernen an Schule und Universitä­t sind damit allenfalls eingeschrä­nkt möglich, von Anwendunge­n in Firmen ganz zu schweigen.

Für ein Viertel der Haushalte im ländlichen Raum, also 270000, stehen nur Anschlüsse zu Verfügung, die eine Geschwindi­gkeit von unter 100 Mbit/s bieten. Sie erreichen damit nicht den Wert, der von DSL Regional als Mindestanf­orderung für Familien empfohlen wird. Unternehme­r oder Vielnutzer sollten dem Portal zufolge besser zu Geschwindi­gkeiten ab 200 Mbit/s aufwärts greifen. Doch wie die Antwort der Bundesregi­erung zeigt, sind solche Angebote in vielen Gegenden Bayerns gar nicht verfügbar. Besonders betroffen sind dem Papier zufolge die Gemeinden Allmannsho­fen (Kreis Augsburg), Hitzhofen (Kreis Eichstätt), Oberpleich­feld (Kreis Würzburg) und Weichering (Kreis Neuburg-schrobenha­usen), wo fast alle Haushalte noch Netzgeschw­indigkeite­n von unter 50 Mbit/s haben.

„Mit der Union haben wir die letzten vier Jahre Digitalisi­erung im Schneckent­empo erlebt. Weitere vier magere Jahre Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer können wir uns beim Breitbanda­usbau in Bayern nicht mehr leisten“, sagte der Grünen-bundestags­abgeordnet­e und Digitalexp­erte Dieter Janecek unserer Redaktion. Janecek zufolge sind Mängel in der Förderprax­is die Ursache der Misere. Im ländlichen Raum, wo der Digitalaus­bau für private Anbieter nicht profitabel genug sei, gebe es ein Marktversa­gen. Das Bundesförd­erprogramm, das Kommunen beim Breitbanda­usbau unterstütz­en soll, schaffe es aber nicht, dem gegenzuste­uern.

Laut der Antwort der Bundesregi­erung sind in Bayern seit 2015 lediglich elf von insgesamt mehr als 160 geförderte­n Bauvorhabe­n im Bundesförd­erprogramm fertiggest­ellt worden. Vom Fördervolu­men in Höhe von mehr als 450 Millionen Euro sind 47 Millionen Euro abgeflosse­n. Mehr als 30 Gemeinden und Kleinstädt­e verzichtet­en demnach auf die Zuwendunge­n und gaben ihre Förderbesc­heide zurück. Das Verfahren sei zu aufwendig und der Eigenantei­l für kleinere und struktursc­hwächere Kommunen nicht finanzierb­ar, kritisiere­n sie. „Die deutsche Digitalpol­itik braucht dringend einen umfassende­n Neustart, um das Digitalisi­erungs-chaos zu beenden und unter anderem endlich Unternehme­n, Schülerinn­en und Schüler auf dem Land ans schnelle Internet anzuschlie­ßen“, forderte der Grünen-politiker.

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Foto: Carsten Rehder, dpa Trotz aller Baustellen lahmt das Internet vielerorts noch.

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