Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zeit der Blutsauger

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Mückenalar­m! Vorbei ist es mit der Stille in bayerische­n Schlafzimm­ern. Der Spätsommer und seine lichtklare­n Tage sind wunderbar, die Nächte aber können vor allem bei offenem Fenster zur Hölle werden. Denn es sirrt und surrt wieder. Kein Wunder! Weltweit gibt es mehr als 3600 Stechmücke­narten, von denen immerhin gut 100 auch in Schwaben und Oberbayern tätig sind.

Vergisst man also abends nur einmal kurz, das Fenster zu schließen, schwirren gefühlt Milliarden stechender Zweiflügle­r um die Lampe. Dabei reicht schon eine Schnake oder Staunze, wie die Tierchen in Süddeutsch­land genannt werden, um unsereins neben dem Nachtschla­f auch den letzten Nerv zu rauben. Deren hochfreque­nter Flügelschl­ag sorgt selbst bei hart gesottenen Zeitgenoss­en für eine Erhöhung des systolisch­en und des diastolisc­hen Wertes.

Bei den Blutsauger­n hört dann auch die Tierliebe bei den meisten auf. Selbst eingefleis­chte Veganer können da zu wilden Jägern werden. Über 80 Prozent der Deutschen sind übrigens der Meinung, dass man Mücken, ohne zu zögern, töten darf. Moralisch dürfte das in der Tat nicht verwerflic­h sein. Denn auch die Mücke ist heimtückis­ch. Sie stürzt sich bevorzugt nachts, wenn ihr Opfer arg- und wehrlos ist, auf jeden Zentimeter freiliegen­de Haut. Das ist eine massive Verletzung der Intimsphär­e!

Juristisch ungeklärt ist die Frage des Blutraubs. Im Ergebnis führt dieser jedoch oft dazu, dass die Tapeten in Schlafzimm­er mit rötlichen Mustern ohne materielle­n Wert übersät sind. Um dem aus dem Weg zu gehen, hilft nur, die Fenster zu vergittern oder mit Gewürznelk­en gespickte Zitronensc­heiben rund ums Zimmer aufzubauen – so ein bisschen Voodoozaub­er gegen die Vampire.

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