Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn Fledermäuse in Wohnungen fliegen
Im Spätsommer landen die Säugetiere oft in Küchen, Wohn- und Schlafzimmern. Am Wochenende wurde deshalb zweimal die Feuerwehr alarmiert. Wie die Tiere hineinkommen und wie man ihnen wieder hinaus hilft
Augsburg ist für Fledermäuse offenbar ein gutes Pflaster. Dass sich die Flugkünstler in der Stadt wohlfühlen, könnte an den vielen Kanälen und Bächen liegen. Die Fledermäuse nutzen Bäche und Flüsse als Leitsystem, vergleichbar mit einem Straßennetz. Daneben gibt es am Wasser reichlich Insekten, von denen sich die Tiere ernähren. Immer wieder landen die Tiere aber auch an Stellen, an denen sie nicht bleiben sollen. So wie am Wochenende: Zweimal wurde die Augsburger Berufsfeuerwehr gerufen, weil Fledermäuse in Wohnungen eingeflogen waren und sich die dort Wohnenden nicht zu helfen wussten. Aktuell ist die Zeit, in der das besonders oft passiert. Experten sagen, man müsse nicht gleich die Feuerwehr alarmieren – man könne sich in solchen Fällen meist auch selbst helfen.
Ein Fledermauseinsatz spielte sich in der Nacht zum Samstag, gegen 0.15 Uhr in einer Wohnung in der Pferseer Straße ab. Laut Feuerwehr waren zehn Fledermäuse über ein offenes Fenster in eine Wohnung geflogen und hingen dort an der Decke. Die Feuerwehr fing die Eindringlinge mit einem Kescher und einem Leintuch ein und setzte die Tiere wieder aus. In der Nacht zum Montag gegen 1.30 Uhr waren die Feuerwehrleute dann wieder gefragt. In einer Wohnung in der Schertlinstraße waren Fledermäuse ins Schlafzimmer und in die Küche eingezogen. Eine dort lebende Mutter mit ihrem kleinen Kind habe ängstlich und sehr aufgebracht den Notruf gewählt, berichtet die Feuerwehr. Man habe schnell drei Fledermäuse einfangen können, sagt Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel. Die weiteren Tiere seien dann ohne Zutun der Feuerwehr aus dem Schlafzimmer geflattert.
Augsburg ist laut dem hiesigen
Fledermausschutzverein bekannt für zahlreiche Gebäudeeinflüge junger Zwergfledermäuse, die sich jedes Jahr im August und September ereignen. Der Verein schreibt dazu: „Die Gebäudeeinflüge in Gruppen, die bisher nur bei dieser Art beobachtet wurden, sind wissenschaftlich noch nicht ganz verstanden, doch es wird vermutet, dass sich die circa acht bis zehn Wochen alten Zwergfledermäuse zu dieser Zeit auf der Suche nach möglichen Quartieren für den Herbst, Winter und das nächste Jahr befinden.“Junge Fledermäuse seien, wie alle Säugetiere, sehr neugierig und gerieten dadurch leider immer wieder in Gefahr. Vor allem in der Augsburger Innenstadt fliegen sie häufig über gekippte Fenster ins Gebäude, können bei gekippten Fenstern aber nicht mehr hinausfliegen.
Der Fledermausschutzverein rät deshalb, Fenster nachts nur bei geschlossenen Rollläden zu kippen. Besonders wichtig sei das bei Büroräumen, die übers Wochenende nicht genutzt werden. Fledermäuse würden dann mitunter mehrere Tage nicht entdeckt, was für sie gefährlich sei, da sie verdursten könnten. Um die Tiere wieder loszuwerden, müsse man nicht die Feuerwehr rufen, sagt Claudia Weißschädel vom Fledermausschutzverein. „Es reicht, abends das Fenster weit zu öffnen, das Licht auszumachen und die Tür zum Zimmer zu schließen.“Die Tiere würden dann von alleine wieder aus dem Zimmer fliegen.
Wenn es nicht möglich ist, das Fenster abends zu öffnen, etwa in einer Firma, rät der Verein, das am Boden sitzende oder an der Wand hängende Tier vorsichtig mit einem Tuch zuzudecken, es mit dem Tuch aufzunehmen und in eine Schachtel mit kleinen Luftlöchern zu setzen. Die Fledermaus sollte in einem Schuhkarton mit kleinen Löchern, einem trockenen Tuch (Küchenrolle) und einer mit Wasser gefüllten flachen Schale, etwa einem Marmeladenglasdeckel, bis zum Sonnenuntergang aufbewahrt werden. Ab der Dämmerung kann man die Fledermaus im Freien aussetzen. Beim Anfassen der Fledermäuse sollte man sich immer mit einem Tuch oder Handschuhen schützen, weil die Tiere beißen und damit das Tollwutvirus übertragen können.