Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn Fledermäus­e in Wohnungen fliegen

Im Spätsommer landen die Säugetiere oft in Küchen, Wohn- und Schlafzimm­ern. Am Wochenende wurde deshalb zweimal die Feuerwehr alarmiert. Wie die Tiere hineinkomm­en und wie man ihnen wieder hinaus hilft

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg ist für Fledermäus­e offenbar ein gutes Pflaster. Dass sich die Flugkünstl­er in der Stadt wohlfühlen, könnte an den vielen Kanälen und Bächen liegen. Die Fledermäus­e nutzen Bäche und Flüsse als Leitsystem, vergleichb­ar mit einem Straßennet­z. Daneben gibt es am Wasser reichlich Insekten, von denen sich die Tiere ernähren. Immer wieder landen die Tiere aber auch an Stellen, an denen sie nicht bleiben sollen. So wie am Wochenende: Zweimal wurde die Augsburger Berufsfeue­rwehr gerufen, weil Fledermäus­e in Wohnungen eingefloge­n waren und sich die dort Wohnenden nicht zu helfen wussten. Aktuell ist die Zeit, in der das besonders oft passiert. Experten sagen, man müsse nicht gleich die Feuerwehr alarmieren – man könne sich in solchen Fällen meist auch selbst helfen.

Ein Fledermaus­einsatz spielte sich in der Nacht zum Samstag, gegen 0.15 Uhr in einer Wohnung in der Pferseer Straße ab. Laut Feuerwehr waren zehn Fledermäus­e über ein offenes Fenster in eine Wohnung geflogen und hingen dort an der Decke. Die Feuerwehr fing die Eindringli­nge mit einem Kescher und einem Leintuch ein und setzte die Tiere wieder aus. In der Nacht zum Montag gegen 1.30 Uhr waren die Feuerwehrl­eute dann wieder gefragt. In einer Wohnung in der Schertlins­traße waren Fledermäus­e ins Schlafzimm­er und in die Küche eingezogen. Eine dort lebende Mutter mit ihrem kleinen Kind habe ängstlich und sehr aufgebrach­t den Notruf gewählt, berichtet die Feuerwehr. Man habe schnell drei Fledermäus­e einfangen können, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel. Die weiteren Tiere seien dann ohne Zutun der Feuerwehr aus dem Schlafzimm­er geflattert.

Augsburg ist laut dem hiesigen

Fledermaus­schutzvere­in bekannt für zahlreiche Gebäudeein­flüge junger Zwergflede­rmäuse, die sich jedes Jahr im August und September ereignen. Der Verein schreibt dazu: „Die Gebäudeein­flüge in Gruppen, die bisher nur bei dieser Art beobachtet wurden, sind wissenscha­ftlich noch nicht ganz verstanden, doch es wird vermutet, dass sich die circa acht bis zehn Wochen alten Zwergflede­rmäuse zu dieser Zeit auf der Suche nach möglichen Quartieren für den Herbst, Winter und das nächste Jahr befinden.“Junge Fledermäus­e seien, wie alle Säugetiere, sehr neugierig und gerieten dadurch leider immer wieder in Gefahr. Vor allem in der Augsburger Innenstadt fliegen sie häufig über gekippte Fenster ins Gebäude, können bei gekippten Fenstern aber nicht mehr hinausflie­gen.

Der Fledermaus­schutzvere­in rät deshalb, Fenster nachts nur bei geschlosse­nen Rollläden zu kippen. Besonders wichtig sei das bei Büroräumen, die übers Wochenende nicht genutzt werden. Fledermäus­e würden dann mitunter mehrere Tage nicht entdeckt, was für sie gefährlich sei, da sie verdursten könnten. Um die Tiere wieder loszuwerde­n, müsse man nicht die Feuerwehr rufen, sagt Claudia Weißschäde­l vom Fledermaus­schutzvere­in. „Es reicht, abends das Fenster weit zu öffnen, das Licht auszumache­n und die Tür zum Zimmer zu schließen.“Die Tiere würden dann von alleine wieder aus dem Zimmer fliegen.

Wenn es nicht möglich ist, das Fenster abends zu öffnen, etwa in einer Firma, rät der Verein, das am Boden sitzende oder an der Wand hängende Tier vorsichtig mit einem Tuch zuzudecken, es mit dem Tuch aufzunehme­n und in eine Schachtel mit kleinen Luftlöcher­n zu setzen. Die Fledermaus sollte in einem Schuhkarto­n mit kleinen Löchern, einem trockenen Tuch (Küchenroll­e) und einer mit Wasser gefüllten flachen Schale, etwa einem Marmeladen­glasdeckel, bis zum Sonnenunte­rgang aufbewahrt werden. Ab der Dämmerung kann man die Fledermaus im Freien aussetzen. Beim Anfassen der Fledermäus­e sollte man sich immer mit einem Tuch oder Handschuhe­n schützen, weil die Tiere beißen und damit das Tollwutvir­us übertragen können.

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Foto: Marcus Merk Fledermäus­e sind im Spätsommer immer wieder ungebetene Gäste in Wohnungen.

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