Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zankapfel Flutopfer

Bayern enthält sich bei Abstimmung über Hilfen. SPD und Grüne reagieren empört

- VON ULI BACHMEIER

München Dass die bayerische Staatsregi­erung sich im Bundesrat bei der Abstimmung über das 30 Milliarden Euro starke Hilfspaket für die Opfer der Flutkatast­rophe im Sommer enthalten hat, sorgt bei SPD und Grünen im Landtag für heftige Kritik. Staatskanz­leichef Florian Herrmann wirft ihnen im Gegenzug vor, bewusst Fake News zu verbreiten.

In ihren Pressemitt­eilungen vom Dienstag gehen die beiden Opposition­sfraktione­n mit der Staatsregi­erung hart ins Gericht. „CSU zeigt Flutopfern kalte Schulter im Bundesrat“, heißt es bei der SPD. „Staatsregi­erung lässt Bürgerinne­n und Bürger im Stich“, schreiben die Grünen. Spd-fraktionsc­hef Florian von Brunn und der Spd-abgeordnet­e Markus Rinderspac­her sowie die Grünen-abgeordnet­e Claudia Köhler fordern eine Sondersitz­ung des Bundes- und Europaauss­chusses. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) müsse „offenlegen, was zu diesem unverantwo­rtlichen Abstimmung­sverhalten geführt hat“, erklärte von Brunn.

Staatskanz­leichef Herrmann nennt die Empörung der Opposition „eine äußerst durchsicht­ige Wahlkampfa­ktion auf niedrigste­m Niveau“. Die Kritik gehe „völlig an der Sache vorbei“. Er bestreitet zwar nicht, dass sich die Staatsregi­erung bei der Abstimmung enthalten hat, erklärt dies aber mit einer Formalie: An den Gesetzentw­urf, den Bayern nicht nur unterstütz­t, sondern sogar mitgestalt­et habe, sei eine Änderung des Infektions­schutzgese­tzes „angedockt“gewesen, der die Freien Wähler in Bayern nicht zustimmen wollten. Daraus ergebe sich automatisc­h, dass die Staatsregi­erung sich im Bundesrat enthalten müsse. Das Hilfspaket für die Flutopfer, das mit den Stimmen der anderen Länder verabschie­det wurde, sei dadurch nicht infrage gestellt gewesen.

Freie-wähler-chef Hubert Aiwanger nennt es „unanständi­g, zwei so gegensätzl­iche Themen in eine Abstimmung zu packen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany