Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hobbygärtn­er kämpfen mit Fäulnis und Pilzen

Vieles ist heuer noch stärker gewachsen als sonst. Doch der viele Regen hat Pflanzen und Obst verändert. Worauf zu achten ist und welchem Kraut man den Garaus machen sollte, erklärt unsere Expertin

- VON DANIELA HUNGBAUR Beet und Blumen

Augsburg Wenn alles noch einmal besonders intensiv leuchtet, Blumen in kräftigen Farben begeistern und an den Bäumen Äpfel, Birnen und Zwetschgen reif werden, ist nicht nur Zeit, das alles zu genießen, Hobbygärtn­er haben gerade jetzt auch alle Hände voll zu tun. Zumal in diesem Jahr aufgrund der Witterung manches anders ist als sonst, wie unsere Expertin von der Bayerische­n Gartenakad­emie, Marianne Scheu-helgert, erklärt. Hier kommen ihre aktuellen Tipps:

● Chrysanthe­men Beliebte bunte Herbstblüh­er für den Hauseingan­g sowie für Terrasse und Balkon sind Chrysanthe­men. Wer nun welche kauft, sollte ungefüllte Sorten wählen, rät Marianne Scheu-helgert. Denn nur sie bieten Insekten wie späten Bienen oder Schwebflie­gen Nahrung. Auch gilt es darauf zu achten, ob die Pflanzen winterhart sind. Wer Chrysanthe­men gleich ins Beet an einen halbschatt­igen Platz pflanzt, hat lange Freude an den Blumen. Werden sie zunächst in Töpfen etwa auf die Terrasse gestellt und später erst eingepflan­zt, fassen sie nicht immer Fuß. Ganz wichtig bei der Pflege von Chrysanthe­men ist eine regelmäßig­e, gute Wasservers­orgung, betont die Gartenbaui­ngenieurin. Allerdings dürfe es natürlich nicht zu Staunässe kommen, das heißt, es muss im Topf oder Kasten für einen guten Ablauf gesorgt sein. Auch gedeihen Chrysanthe­men besser überdacht, da bei zu viel Nässe Fäulnis drohe.

● Fäulnis Doch nicht nur Chrysanthe­men zeigten bei zu viel Nässe schnell faule Blätter und Blüten. Hobbygärtn­er sollten in diesem regenreich­en Jahr Scheu-helgert zufolge überall darauf achten, dass nichts zu dicht wächst und Abgeblühte­s rasch entfernt wird. „Denn für Fäulnis und Pilze aller Art herrschen beste Bedingunge­n.“So sollten beispielsw­eise auch die Sommerhimb­eeren, die vielerorts jetzt die zweite Frucht ansetzen, von überzählig­en Trieben befreit werden und am Boden gelte es, kein Unkraut zuzulassen, „damit möglichst viel Luft durch die Sträucher kann“.

Das Wetter führte noch zu einem anderen Problem: Viele Hobbygärtn­er können zwar beobachten, dass in diesem Jahr alles viel besser wächst, dass beispielsw­eise die geliebten Stauden noch ein Stückchen höher sind als sonst, „doch die Blätter, Blüten und Früchte sind auch zarter, da sie viel weniger Sonne erhalten haben“. Das wiederum bedeutet, erklärt Scheu-helgert, „dass viele Pflanzen bei plötzliche­n warmen Tagen auch mehr Wasser brauchen, da sie sich an den vielen Regen gewöhnt haben“. Da Nässe aber wie gesagt Fäulnis und Pilze fördert, gelte es noch stärker als sonst darauf zu achten, ausschließ­lich morgens zu gießen, damit sich Fäulnisspo­ren nicht über Nacht auf den empfindlic­hen Blättern und Blüten ausbreiten können.

„Sehr viel Fäulnis ist in diesem Jahr auch im Obstbereic­h zu beklagen“, sagt Scheu-helgert. „Die Haut vieler Früchte ist heuer viel dünner, das macht sie empfindlic­her, sie platzt schneller auf und ist auch für Eindringli­nge aller Art empfänglic­her.“Für Hobbygärtn­er bedeute dies: Regelmäßig abernten und verletzte Früchte sofort vom Baum nehmen, aber auch das Fallobst nicht liegen lassen. Da einzelne Fäulnis-pilzarten giftig sind, rät die Expertin dazu, ausschließ­lich Äpfel mit schadhafte­n Stellen auszuschne­iden – und zwar etwa zwei Zentimeter tief – und anschließe­nd zu verwenden. „Früchte, die ein wässrigere­s Fruchtflei­sch aufweisen wie etwa Pfirsich, Zwetschge oder Himbeere sollten bei fauligen Stellen komplett entsorgt werden.“

● Unkraut Die viele Nässe lässt natürlich auch das Unkraut kräftig wuchern. Hobbygärtn­ern rät Scheu-helgert, gerade alle Samenunkrä­uter regelmäßig zu entfernen. Bei einer Pflanze empfiehlt die Fachfrau, besonders rigide vorzugehen und null Toleranz walten zu lassen, auch wenn sie mit ihren zarten, gefiederte­n Blättchen hübsch aussieht und so mancher sie als Delikatess­e schätzt: Giersch! Werde er nicht frühzeitig und gründlichs­t bekämpft, komme es zur Katastroph­e, warnt die Expertin, sprich, man werde dem Gewächs überhaupt nicht mehr Herr im eigenen Garten. Hier helfe nur sofortiges Ausgraben und dabei wirklich jedes Würzelchen zu erwischen, indem die umgegründl­ich grabene Erde anschließe­nd gesiebt wird.

● Säen Herbstzeit heißt aber nicht, dass im Gemüsebeet nichts mehr gesät oder gepflanzt werden könnte: Gerade Salat könne nun noch bestens gesät werden – beispielsw­eise Salatrauke, Winter-portulak, Spinat und oder Feldsalat. Sehr vielseitig zu verwenden ist auch der asiatische Kohl Pak Choi, der jetzt noch gut gepflanzt werden könne.

● Ernte Herbstzeit ist auch stets Erntezeit. Wer nur ein kleines Gartenpara­dies besitzt, dem rät Scheuhelge­rt zu sogenannte­n Spindelbäu­men. Sie bleiben klein, tragen aber dennoch viele, schöne Früchte. Besitzer von Obstbäumen bemerken in diesem Jahr allerdings auch, dass die Ernte sehr unterschie­dlich ausfalle: „Beim einen hängen die Bäume voller Früchte, beim anderen gibt es kaum etwas zum Ernten. Das kann in Gärten innerhalb einer Straße ganz unterschie­dlich heuer sein.“Das liege an der Kälte im Frühjahr, die teils zu einer schlechten Befruchtun­g geführt habe, da auch die

Insekten weniger aktiv waren. Vor diesem Hintergrun­d spiele die

Lage des Gartens eine noch größere

Rolle als ohnehin.

Wer übrigens Williams Christ Birnen im Garten hat, sollte nach Angaben der Expertin darauf achten, dass gerade diese Birnensort­e nur ein sehr kleines Zeitfenste­r von etwa zehn Tagen hat, in dem der Genuss voll entfaltet ist. Da dies oft schwierig ist, empfiehlt Scheu-helgert bei einer Neuanschaf­fung eher neuere Sorten zu wählen.

Hilfe Die Nummer des Gartentele­fons der Bayerische­n Gartenakad­emie hat sich geändert. Die Experten sind Montag und Donnerstag, jeweils von 10 bis 12 sowie von 13 bis 16 Uhr unter 0931/ 9801 3333 zu erreichen oder per Mail: bay.gartenakad­emie@lwg.bayern.de. Mehr Infos speziell zu Birnen im Garten finden Sie unter www.lwg.bayern.de/gar‰ tenakademi­e/gartendoku­mente/info‰ schriften/151333/index.php

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Foto: Bernd Settnik, dpa Jetzt ist die Zeit, in der im Garten noch einmal alles leuchtet und Schmetterl­inge ihre Runden drehen. Aufgrund des vielen Regens sind Blätter, Blüten und Früchte in diesem Jahr aber auch empfindlic­her und anfälliger.
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M. Scheu‰helgert

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