Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wiedervere­inigung

CDU und CSU wollen allen Zwist hinter sich lassen. Friedrich Merz tut sich dabei leichter mit seiner neuen Rolle als der Chef der bayerische­n Schwesterp­artei.

- VON STEFAN LANGE

Berlin Als CSU-CHEF Markus Söder zur letzten Pressekonf­erenz des Tages vor die Mikrofone tritt, behält er seine Ffp2-maske zunächst vor dem Gesicht. Das ist zum einen den Corona-regeln im Saal geschuldet, anderersei­ts muss er die Öffentlich­keit so nicht an seinem Mienenspie­l teilhaben lassen. Neben dem Bayern stehen Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt und der Cduvorsitz­ende Friedrich Merz, beide wirken gelöster, als Söder es zu sein scheint.

Die Rolle in der bundespoli­tischen Opposition behagt dem Ministerpr­äsidenten augenschei­nlich am wenigsten. Im Gleichklan­g mit seinen Unions-kollegen betont er zwar, dass Opposition nicht Mist, sondern eine Chance sei. Aber man hat Markus Söder auch schon in deutlich besserer Stimmung erlebt. Es ist kein Geheimnis, dass CDU und CSU sich ihre neue Rolle nicht ausgesucht haben. Das Abo aufs Kanzleramt wurde nach 16 Jahren von den Wählerinne­n und Wählern gekündigt, jetzt muss es irgendwie gut weitergehe­n. Dafür wird zunächst ein Schlussstr­ich gezogen.

Merz und Söder bekräftige­n zum Abschluss der Csu-landesgrup­penklausur in Berlin, dass sie über die Vergangenh­eit nicht mehr reden wollen. „Wir sind in einem tiefen Bewusstsei­n, dass sich 2020/21 aus vielen Gründen nicht wiederhole­n soll“, sagt Söder. Was aber sehen die beiden, wenn sie nach vorne blicken? Merz hat es etwas besser als Söder. Im dritten Anlauf ist er CDU-CHEF geworden, bald wird er auch Vorsitzend­er der gemeinsame­n Fraktion von CDU und CSU im Bundestag. Es gebe „eine außergewöh­nlich gute Stimmung in der CDU“, berichtet er, kann sich „über sehr viel Unterstütz­ung aus der Partei“freuen. Das Team in der Parteizent­rale, dem Konrad-adenauerha­us, sei hoch motiviert, der neue Chef kündigt ein paar Umstellung­en an, er hat gerade gut zu tun. Söder wird es an Arbeit ebenfalls nicht mangeln, aber die reduziert sich auf sein Amt als Ministerpr­äsident.

Die Bundespoli­tik wird jetzt von SPD, Grünen und FDP dominiert, die Bühne als Vorsitzend­er der Ministerpr­äsidentenk­onferenz steht ihm nicht mehr zur Verfügung. Da er kein Bundestags­abgeordnet­er ist, kann Söder im Gegensatz zu Merz nicht aktiv ins Parlaments­geschehen eingreifen. Das ist die Aufgabe des Landesgrup­penvorsitz­enden Dobrindt, dem Söder mehrfach Dank und Lob für dessen Arbeit ausspricht. Dobrindt hat seine Reihen schnell geordnet, er weiß, wie die Machtmasch­ine Regierung arbeitet und deshalb auch, wo ihre Schwächen sind.

Auf der Klausurtag­ung muss sich die Ampel-koalition wegen ihres Zickzackku­rses bei der Kfw-förderung für Energiespa­rhäuser und beim Genesenens­tatus einiges anhören. Bundeskanz­ler Olaf Scholz nehmen CDU und CSU ebenfalls ins

Visier, das sei die einzige K-frage gewesen, über die man auf der Klausur gesprochen habe, scherzt Söder. Merz kritisiert das Verhalten des Regierungs­chefs in der Ukrainekri­se. Scholz sei „offensicht­lich gelähmt und blockiert in dem, was er tun könnte und müsste“, sagt er.

In der Corona-pandemie gibt es grundsätzl­iche Übereinsti­mmung. Er unterstütz­e den Versuch, „im Rahmen des Möglichen Öffnungen zuzulassen“, sagt Merz. So ähnlich haben es die beiden anderen vorher auch schon formuliert. Doch was bleibt davon hängen? In einigen Nachrichte­nsendungen kam die Csu-landesgrup­penklausur­tagung gar nicht vor, andere Medien berichtete­n ebenfalls nicht mehr.

Die Jahre zuvor war dem Treffen hingegen stets eine sehr große öffentlich­e Aufmerksam­keit gewiss, die CSU setzte dort in Teilen die

Agenda für das ganze Jahr. Die verbalen Attacken auf den Kanzler erfolgen, da sickern bei den Journalist­innen und Journalist­en im Pressezent­rum bereits die ersten Details von Reisen durch, die Scholz im Zusammenha­ng mit der Ukraine-krise unternehme­n wird. Auch diese Kritik verpufft.

Es bleibt der Wille von CDU und CSU, es nicht wieder zu verbocken und 2025 ins Kanzleramt zurückzuke­hren. Die Chancen dafür stehen so schlecht nicht. Merz und Söder kommen miteinande­r aus, die neue Hackordnun­g in der Fraktion haben alle verinnerli­cht. Es gebe zwischen ihm und Merz viel mehr Gemeinsamk­eiten, „als die meisten ahnen“, sagt Söder. Er hat die Maske inzwischen abgenommen und es klingt wie eine Ankündigun­g, dass noch ein paar Überraschu­ngen möglich sind.

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Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa Alles wieder gut? Friedrich Merz, Alexander Dobrindt und Markus Söder (von links) demonstrie­rten auf der Klausur der CSU‰LAN‰ desgruppe jedenfalls eine neue Einigkeit.

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