Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die schwere Wahl der Kleidung
Gefällt es oder gefällt es nicht, das ist hier die Frage. Die Bekleidung der deutschen Olympiamannschaft wird häufig mit einer gewissen Skepsis begleitet. Nicht immer treffen die Designer den Geschmack von allen. Ob es in diesem Jahr gelungen ist? Die Eröffnungsfeier am Freitag wird Klarheit bringen, wenn die teilnehmenden Nationen ins Pekinger Vogelnest einlaufen. Es ist die Bewährungsprobe für die Designer. Wird es Spott geben wie 2021 in Tokio, als das mintgrüne Outfit kombiniert mit neon-farbenen Schuhen nicht bei jedem Sportler gut ankam? Oder wird es gar Jubelstürme in den sozialen Medien geben?
Klar ist: Funktionalität ist wichtig, dicke Jacken sind bei der Kälte Pekings zu empfehlen. Doch auch modisch müssen sie überzeugen. Die Kleidung wird von einem asymmetrischen Color-blocking dominiert sein. Experten wissen, dass damit das blockweise Versetzen von Farbflächen gemeint ist. Was auch sonst?! Die dominierenden Farben sind, wie Ausrüster Adidas betont, „ein intensives, frisches, junges Gelb statt Gold sowie ein frisches, junges Rot“. Die Nationalfarben sind also vertreten, zumindest in Abwandlung, da natürlich auch schwarz eingearbeitet wurde.
Auffällig sind die Kopfbedeckungen. Auf einer roten Mütze ist ein Tigermuster gestickt, was im ersten Moment wenig Verbindung zur deutschen Olympiamannschaft erkennen lässt. Zumindest sind Tiger eher selten in den heimischen Wäldern zu finden. In China aber hat am Dienstag das Jahr des Tigers begonnen, weshalb eine solche Raubkatze doch sinnvoll erscheint. Und ein gewisser Biss kann ja bei Olympischen Spielen auch nicht schaden. Das Design stammt von Stefanie Böhler, einer ehemaligen Langläuferin.
Benedikt Doll, der Biathlet aus dem Schwarzwald, hat Gefallen an der Kleidung gefunden. Er hält sie für gelungen, andere Sportler sind in ihrer Meinung eher zurückhaltend. Was vielleicht auch als stumme Zustimmung gewertet werden kann. Oder als Angst vor einer zu harschen Kritik. Langläuferin Victoria Karl findet das ein oder andere Teil wenig vorteilhaft, da zu kurz. Entscheidend ist ohnehin, dass die Kleidung warm hält. Im Zweifel mehrere Schichten tragen, die Handschuhe sind ohnehin schon dicker genäht worden, zudem werden von dem ein oder anderen Athleten Wärmesocken in der Kälte Chinas ausprobiert. Zumindest bei denen ist es egal, wie sie aussehen.