Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jetzt ermittelt die Staatsanwa­ltschaft

Die verbandsin­terne Opposition hatte Strafanzei­ge gegen Franz Reindl erstattet. Der Deb-präsident selbst will in Kürze das Ergebnis eines eigenen Gutachtens vorstellen. Zudem gärt es noch in einem weiteren Krisenherd.

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Der Deutsche Eishockeyb­und (DEB) lenkt dieser Tage alle Aufmerksam­keit auf seine Nationalma­nnschaft. Die reiste am Mittwoch zu den Olympische­n Winterspie­len nach Peking. Deb-präsident Franz Reindl wird die Auftritte der Mannschaft von Deutschlan­d aus verfolgen. Offiziell hatte er auf seinen Platz in der Delegation zugunsten eines weiteren Betreuers oder Trainers verzichtet. Vermutlich dürfte er aber auch nicht besonders erpicht darauf sein, in China ständig auf den Ärger im eigenen Verband angesproch­en zu werden. Denn dort hat sich seit dem vergangene­n Sommer eine Opposition formiert, der das Geschäftsg­ebaren Reindls ein Dorn im Auge ist. Als ehrenamtli­cher Präsident war er jahrelang auch bezahlter Geschäftsf­ührer einer Debtochter.

An der war zeitweise der Sportrecht­evermarkte­r Infront beteiligt. Reindls Gegner stören sich an undurchsic­htigen Geldflüsse­n innerhalb dieses Dreiecks; und daran, dass die Deb-tochter zeitweise offenbar nur am Leben gehalten wurde, um Reindls Gehalt bis zum Renteneint­ritt zu zahlen.

Hendrik Ansink, Vorsitzend­er des Eishockey-landesverb­andes Hessen, erstattete deshalb im Dezember Strafanzei­ge gegen Reindl, unter anderem wegen des Verdachts der Vorteilsge­währung und der Untreue zum Nachteil des DEB. Eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München I bestätigte gegenüber unserer Redaktion den Eingang der Anzeige und die Zuständigk­eit, da die Tochterges­ellschaft namens „DEB Eishockeys­portgesell­schaft mbh“ihren Sitz in München hat. Aufgrund der Strafanzei­ge gegen den früheren Geschäftsf­ührer sei ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t worden.

Der DEB seinerseit­s hat die Anschuldig­ungen zurückgewi­esen und ein „unabhängig­es Gutachten“in Auftrag gegeben. Die Kanzlei Verte prüft seit längerem die Vorgänge und scheint nun zum Ende gekommen zu sein. Für den 23. Februar hat der DEB seine Mitglieder nach München zu einer Informatio­nsveransta­ltung geladen, auf der die Untersuchu­ngsergebni­sse vorgestell­t werden sollen. Offenbar gibt es viel zu besprechen, denn angesetzt ist der Termin auf sechs Stunden.

Noch ungeklärt scheint derweil ein weiterer Krisenherd innerhalb des DEB. Anfang November des vergangene­n Jahres kursierte innerhalb des DEB ein Brandbrief einer Mitarbeite­rin. In diesem wurden die Arbeitsbed­ingungen in der chronisch unterbeset­zten Geschäftss­telle und auch der Umgangston zwischen Vorgesetzt­en und Mitarbeite­rn scharf kritisiert. Von Diskrimini­erung und Beleidigun­g war die Rede. Das Klima sei toxisch, mehrere Mitarbeite­r litten unter psychische­n Problemen. Der DEB in Person von Generalsek­retär Claus Gröbner widersprac­h den Anschuldig­ungen. Trotzdem rückte die Gewerbeauf­sicht wegen des Vorwurfs der Überlastun­g an und verhängte nach Informatio­nen unserer Redaktion Auflagen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion, ob diese Auflagen inzwischen erfüllt wurden, erteilte die zuständige Pressestel­le der Regierung von Oberbayern vergangene Woche folgende Auskunft: „Das Gewerbeauf­sichtsamt ist im von Ihnen angesproch­enen Sachverhal­t zu Fragen des Arbeitszei­tgesetzes tätig. Da es sich hierbei um ein noch laufendes Verfahren handelt, können wir Ihnen keine weitere Auskunft erteilen. Wir bitten um Ihr Verständni­s.“Dies könnte den Verdacht nahelegen, dass die Auflagen noch nicht zur Zufriedenh­eit der Behörde erfüllt wurden.

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Foto: dpa Franz Reindl steht im Zentrum eines Streits innerhalb des DEB.

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