Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft
Die verbandsinterne Opposition hatte Strafanzeige gegen Franz Reindl erstattet. Der Deb-präsident selbst will in Kürze das Ergebnis eines eigenen Gutachtens vorstellen. Zudem gärt es noch in einem weiteren Krisenherd.
Augsburg Der Deutsche Eishockeybund (DEB) lenkt dieser Tage alle Aufmerksamkeit auf seine Nationalmannschaft. Die reiste am Mittwoch zu den Olympischen Winterspielen nach Peking. Deb-präsident Franz Reindl wird die Auftritte der Mannschaft von Deutschland aus verfolgen. Offiziell hatte er auf seinen Platz in der Delegation zugunsten eines weiteren Betreuers oder Trainers verzichtet. Vermutlich dürfte er aber auch nicht besonders erpicht darauf sein, in China ständig auf den Ärger im eigenen Verband angesprochen zu werden. Denn dort hat sich seit dem vergangenen Sommer eine Opposition formiert, der das Geschäftsgebaren Reindls ein Dorn im Auge ist. Als ehrenamtlicher Präsident war er jahrelang auch bezahlter Geschäftsführer einer Debtochter.
An der war zeitweise der Sportrechtevermarkter Infront beteiligt. Reindls Gegner stören sich an undurchsichtigen Geldflüssen innerhalb dieses Dreiecks; und daran, dass die Deb-tochter zeitweise offenbar nur am Leben gehalten wurde, um Reindls Gehalt bis zum Renteneintritt zu zahlen.
Hendrik Ansink, Vorsitzender des Eishockey-landesverbandes Hessen, erstattete deshalb im Dezember Strafanzeige gegen Reindl, unter anderem wegen des Verdachts der Vorteilsgewährung und der Untreue zum Nachteil des DEB. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I bestätigte gegenüber unserer Redaktion den Eingang der Anzeige und die Zuständigkeit, da die Tochtergesellschaft namens „DEB Eishockeysportgesellschaft mbh“ihren Sitz in München hat. Aufgrund der Strafanzeige gegen den früheren Geschäftsführer sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Der DEB seinerseits hat die Anschuldigungen zurückgewiesen und ein „unabhängiges Gutachten“in Auftrag gegeben. Die Kanzlei Verte prüft seit längerem die Vorgänge und scheint nun zum Ende gekommen zu sein. Für den 23. Februar hat der DEB seine Mitglieder nach München zu einer Informationsveranstaltung geladen, auf der die Untersuchungsergebnisse vorgestellt werden sollen. Offenbar gibt es viel zu besprechen, denn angesetzt ist der Termin auf sechs Stunden.
Noch ungeklärt scheint derweil ein weiterer Krisenherd innerhalb des DEB. Anfang November des vergangenen Jahres kursierte innerhalb des DEB ein Brandbrief einer Mitarbeiterin. In diesem wurden die Arbeitsbedingungen in der chronisch unterbesetzten Geschäftsstelle und auch der Umgangston zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern scharf kritisiert. Von Diskriminierung und Beleidigung war die Rede. Das Klima sei toxisch, mehrere Mitarbeiter litten unter psychischen Problemen. Der DEB in Person von Generalsekretär Claus Gröbner widersprach den Anschuldigungen. Trotzdem rückte die Gewerbeaufsicht wegen des Vorwurfs der Überlastung an und verhängte nach Informationen unserer Redaktion Auflagen.
Auf Nachfrage unserer Redaktion, ob diese Auflagen inzwischen erfüllt wurden, erteilte die zuständige Pressestelle der Regierung von Oberbayern vergangene Woche folgende Auskunft: „Das Gewerbeaufsichtsamt ist im von Ihnen angesprochenen Sachverhalt zu Fragen des Arbeitszeitgesetzes tätig. Da es sich hierbei um ein noch laufendes Verfahren handelt, können wir Ihnen keine weitere Auskunft erteilen. Wir bitten um Ihr Verständnis.“Dies könnte den Verdacht nahelegen, dass die Auflagen noch nicht zur Zufriedenheit der Behörde erfüllt wurden.