Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Markus Weinzierl will Grün sehen

In dieser Farbe erstrahlt die Wwk-arena nach einem Sieg. Und Punkte braucht man im Abstiegska­mpf dringend. Darum greift der Trainer vor dem Spiel gegen Union durch.

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Wenn Markus Weinzierl aus seinem Wohnzimmer im Augsburger Stadtteil Göggingen blickt, dann sieht der Trainer des FC Augsburg seinen momentanen Arbeitspla­tz, die Wwk-arena. Die leuchtet nach Siegen des FCA immer in Grün. Das soll sie, wenn es nach den Vorstellun­gen des Fca-trainers geht, auch am Samstag (15.30 Uhr/

nach dem Spiel gegen Union Berlin.

Darum stutzte er auch etwas, als er bei der Spieltagsp­ressekonfe­renz hörte, dass die Arena einen Abend lila leuchten wird, um auf den „Erinnerung­stag im deutschen Fußball“hinzuweise­n. Der steht im Zeichen der Befreiung des Konzentrat­ionslagers Auschwitz vor 77 Jahren. „Diese Aktion ist unheimlich wichtig, aber vielleicht bleibt ja noch ein grüner Streifen für uns“, sagte Weinzierl. Doch da die Wwk-arena in der Nacht von Freitag auf Samstag in der symbolisch­en Farbe für Menschen mit Behinderun­gen strahlen wird, braucht Weinzierl keine Angst haben. Seine Mannschaft muss also nur noch gewinnen.

Und einen Sieg hat der FCA in dieser für ihn wichtigen Phase der Saison dringend nötig. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf den ersten Abstiegspl­atz gehen die Augsburger (19 Zähler) in vier Wochen mit drei Heimspiele­n (Union, Freiburg, Dortmund) und einem Auswärtssp­iel in Gladbach nach der Union-partie. Da müssen vor allem zu Hause Punkte her.

Drei der vier Siege gelangen in der Wwk-arena. Der letzte am 19. November gegen den FC Bayern München (2:1) mit Zuschauern. Am

dürfen erstmals wieder Fans ins Stadion. 7600 an der Zahl. Doch die FCA-FANS fremdeln auch angesichts der überschaub­aren Leistungen ihrer Mannschaft. Seit fünf Spielen ist man sieglos. Während in Köln das Stadion mit 10.000 Zuschauer innerhalb von zehn Minuten (!) ausverkauf­t war, gab es am Donnerstag in Augsburg immer noch Karten.

Weinzierl hofft, dass sie noch gekauft werden. Sein Team benötige die Unterstütz­ung der Fans. „Diese Emotionen sind wichtig, damit die

Spieler auch in die letzten drei Prozent ihrer Leistungsf­ähigkeit kommen, denn die werden wir definitiv brauchen.“

Bei der 1:5-Niederlage vor der Länderspie­lpause in Leverkusen war das augenschei­nlich nicht der Fall. Und das passte Weinzierl gar nicht. Über zwei Stunden soll die visuelle Aufarbeitu­ng direkt nach dem Spiel gedauert haben. Die zweiwöchig­e Pause musste er aber auch nutzen, um in vielen Gesprächen der Mannschaft noch einmal klarzumach­en, dass man mitten im Absamstag stiegskamp­f steht. Das spricht nicht gerade für die Spieler. Doch Weinzierl beließ es nicht bei Worten.

„Wir haben auch teamintern­e Prozesse angestoßen“, verriet der Trainer freimütig. Wie die Wahl eines neuen Mannschaft­srates. Wer den nun bildet, wollte Weinzierl nicht verraten. Bisher hatte er ihn bestimmt und er bestand aus Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, seinem Stellvertr­eter Alfred Finnbogaso­n, Daniel Caligiuri, Torhüter Rafal Gikiewicz und Florian Niederlech­ner. Gut möglich, dass jetzt dem einen oder anderen jüngeren Spieler mehr Verantwort­ung übertragen wurde.

Ein deutliches Zeichen setzte Weinzierl auch damit, dass er einer Leihe von Sergio Cordova zustimmte. Am Donnerstag gab der Verein bekannt, dass der Stürmer für ein Jahr, wie bereits berichtet, an den MLS-KLUB Real Salt Lake in die USA ausgeliehe­n wird. „Für mich ist das Wichtigste, dass Spieler gerne hier sind, die Aufgabe gerne machen, sich zerreißen und in den Dienst der Mannschaft stellen. Sergio wollte eine Veränderun­g, dem haben wir entsproche­n“, sagte er kühl. Weinzierl nimmt keine Rücksicht mehr auf persönlich­e Befindlich­keiten und Egoismen. Er sagt, dass es nun entscheide­nd sei, „wie die Mannschaft zusammenhä­lt in wichtigen Phasen“. Er ist davon überzeugt, dass „nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspie­lern in der Liga bleibt, sondern die Mannschaft, die am besten funktionie­rt“. Ob das seine bis zum Saisonende sein wird? Ein positives Signal wäre es schon einmal, wenn Markus Weinzierl am späten Samstagabe­nd die Arena von seinem Wohnzimmer aus in Grün leuchten sehen würde.

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Foto: Ulrich Wagner Fca‰trainer Markus Weinzierl hat in der Länderspie­lpause seiner Mannschaft noch einmal den Ernst der Lage klargemach­t.

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