Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Markus Weinzierl will Grün sehen
In dieser Farbe erstrahlt die Wwk-arena nach einem Sieg. Und Punkte braucht man im Abstiegskampf dringend. Darum greift der Trainer vor dem Spiel gegen Union durch.
Augsburg Wenn Markus Weinzierl aus seinem Wohnzimmer im Augsburger Stadtteil Göggingen blickt, dann sieht der Trainer des FC Augsburg seinen momentanen Arbeitsplatz, die Wwk-arena. Die leuchtet nach Siegen des FCA immer in Grün. Das soll sie, wenn es nach den Vorstellungen des Fca-trainers geht, auch am Samstag (15.30 Uhr/
nach dem Spiel gegen Union Berlin.
Darum stutzte er auch etwas, als er bei der Spieltagspressekonferenz hörte, dass die Arena einen Abend lila leuchten wird, um auf den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“hinzuweisen. Der steht im Zeichen der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 77 Jahren. „Diese Aktion ist unheimlich wichtig, aber vielleicht bleibt ja noch ein grüner Streifen für uns“, sagte Weinzierl. Doch da die Wwk-arena in der Nacht von Freitag auf Samstag in der symbolischen Farbe für Menschen mit Behinderungen strahlen wird, braucht Weinzierl keine Angst haben. Seine Mannschaft muss also nur noch gewinnen.
Und einen Sieg hat der FCA in dieser für ihn wichtigen Phase der Saison dringend nötig. Mit nur einem Punkt Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz gehen die Augsburger (19 Zähler) in vier Wochen mit drei Heimspielen (Union, Freiburg, Dortmund) und einem Auswärtsspiel in Gladbach nach der Union-partie. Da müssen vor allem zu Hause Punkte her.
Drei der vier Siege gelangen in der Wwk-arena. Der letzte am 19. November gegen den FC Bayern München (2:1) mit Zuschauern. Am
dürfen erstmals wieder Fans ins Stadion. 7600 an der Zahl. Doch die FCA-FANS fremdeln auch angesichts der überschaubaren Leistungen ihrer Mannschaft. Seit fünf Spielen ist man sieglos. Während in Köln das Stadion mit 10.000 Zuschauer innerhalb von zehn Minuten (!) ausverkauft war, gab es am Donnerstag in Augsburg immer noch Karten.
Weinzierl hofft, dass sie noch gekauft werden. Sein Team benötige die Unterstützung der Fans. „Diese Emotionen sind wichtig, damit die
Spieler auch in die letzten drei Prozent ihrer Leistungsfähigkeit kommen, denn die werden wir definitiv brauchen.“
Bei der 1:5-Niederlage vor der Länderspielpause in Leverkusen war das augenscheinlich nicht der Fall. Und das passte Weinzierl gar nicht. Über zwei Stunden soll die visuelle Aufarbeitung direkt nach dem Spiel gedauert haben. Die zweiwöchige Pause musste er aber auch nutzen, um in vielen Gesprächen der Mannschaft noch einmal klarzumachen, dass man mitten im Absamstag stiegskampf steht. Das spricht nicht gerade für die Spieler. Doch Weinzierl beließ es nicht bei Worten.
„Wir haben auch teaminterne Prozesse angestoßen“, verriet der Trainer freimütig. Wie die Wahl eines neuen Mannschaftsrates. Wer den nun bildet, wollte Weinzierl nicht verraten. Bisher hatte er ihn bestimmt und er bestand aus Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, seinem Stellvertreter Alfred Finnbogason, Daniel Caligiuri, Torhüter Rafal Gikiewicz und Florian Niederlechner. Gut möglich, dass jetzt dem einen oder anderen jüngeren Spieler mehr Verantwortung übertragen wurde.
Ein deutliches Zeichen setzte Weinzierl auch damit, dass er einer Leihe von Sergio Cordova zustimmte. Am Donnerstag gab der Verein bekannt, dass der Stürmer für ein Jahr, wie bereits berichtet, an den MLS-KLUB Real Salt Lake in die USA ausgeliehen wird. „Für mich ist das Wichtigste, dass Spieler gerne hier sind, die Aufgabe gerne machen, sich zerreißen und in den Dienst der Mannschaft stellen. Sergio wollte eine Veränderung, dem haben wir entsprochen“, sagte er kühl. Weinzierl nimmt keine Rücksicht mehr auf persönliche Befindlichkeiten und Egoismen. Er sagt, dass es nun entscheidend sei, „wie die Mannschaft zusammenhält in wichtigen Phasen“. Er ist davon überzeugt, dass „nicht die Mannschaft mit den besten Einzelspielern in der Liga bleibt, sondern die Mannschaft, die am besten funktioniert“. Ob das seine bis zum Saisonende sein wird? Ein positives Signal wäre es schon einmal, wenn Markus Weinzierl am späten Samstagabend die Arena von seinem Wohnzimmer aus in Grün leuchten sehen würde.