Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schwierige Rückkehr in den Wettkampf‰modus

Lange war der Punktspiel­betrieb für Mannschaft­ssportarte­n wie Handball und Tischtenni­s ausgesetzt. Nun dürfen die einen wieder, die anderen nicht. Mit verschiede­nen Auswirkung­en in zwei Augsburger Vereinen.

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Eigentlich ist Dieter Voigt, der stellvertr­etende Tischtenni­s-abteilungs­leiter des Post SV Augsburg, überrascht über die Entwicklun­g in seinem Sport. Obwohl der Punktspiel­betrieb für nahezu alle Vereinsman­nschaften – ob Männer, Frauen oder Jugend – unterhalb der Oberliga seit knapp drei Monaten auf Eis liegt, erfreuen sich die Trainingse­inheiten extrem großer Beliebthei­t. „Für mich ist diese Entwicklun­g trotz Corona einfach unglaublic­h. Unsere Halle ist fast immer brechend voll. An jedem Trainingsa­bend haben wir fast zehn Tische stehen“, freut sich Voigt.

Und das, obwohl der Wettkampfb­etrieb noch bis mindestens 28. Februar vom Bayerische­n Tischtenni­s-verband ausgesetzt wurde. Das heißt, für zehn von elf Post-mannschaft­en wird es auch in den nächsten vier Wochen keine Punktspiel­e geben. Deswegen sind im Verein bisher nur die Frauen 1 in der Oberliga Bayern zurück im Wettkampfm­odus. Alle anderen Teams spielen nach der Pause gemäß den Verbandsvo­rgaben nur noch ihre Hinspielru­nde fertig, eine Rückrunde wird es in dieser Saison aus zeitlichen Gründen dann nicht mehr geben. Trotzdem kümmert sich Voigt schon um die Zeit nach der Zwangspaus­e. „Wir werden schon mal vorsorglic­h Termine anbieten für die Restspiele, denn wir sollen die einfache Saison noch zu Ende spielen. Das heißt, die zwei Heimspiele, die wir noch gehabt hätten, spielen wir jetzt auswärts, das eine Auswärtssp­iel dann wiederum zu Hause“, beschreibt Voigt das Vorgehen für sein eigenes Männerteam in der Verbandsli­ga.

Einen ganz anderen Weg geht hingegen der Bayerische Handballve­rband – und hat seine Vereine damit ziemlich überrollt. Der BHV informiert­e Anfang Januar, dass Ende des Monats der Spielbetri­eb wieder aufgenomme­n werden könne. „Wir sind davon überzeugt, mit der Wiederaufn­ahme des Spielbetri­ebs im Sinne der allermeist­en unserer Mitglieder

und damit auch im Sinne unserer gesellscha­ftlichen Verantwort­ung zu handeln. Gerade die Kinder und Jugendlich­en brauchen die Fixpunkte, die ihnen ihre Vereine und die sozialen Kontakte darin bieten können“, begründete das Präsidium seine Entscheidu­ng.

Das führt beim TSV Haunstette­n zu der kuriosen Situation, dass die 20 Handballma­nnschaften des Vereins nun komplett in ihren Spielbetri­eb zurückkehr­en durften, während die beiden Tischtenni­s-männerteam­s weiter warten müssen. Tischtenni­s-abteilungs­leiter David Golly und Handball-abteilungs­leiter Herbert Vornehm sehen das Ganze durchaus mit einem Kopfschütt­eln. Golly, weil in der Sportart

Tischtenni­s das Abstandhal­ten eigentlich viel leichter einzuhalte­n wäre. Deshalb findet er es „schwierig, das nachzuvoll­ziehen. Im Tischtenni­s spielen wir sechs gegen sechs und haben bis auf die Doppel immer die komplette Tischtenni­splatte zwischen uns. Dagegen ist Handball eine Sportart mit dem wohl engsten Körperkont­akt. Das ist widersprüc­hlich“, merkt Golly an.

Zum anderen weiß er aber auch, dass sich nicht alle Mitglieder darum reißen, gerade jetzt zurück in den Spielbetri­eb zu kommen. Manche kämen aus Angst vor Ansteckung oder weil sie ungeimpft sind schon nicht mehr ins Training, da sei es eher schwierig, ein wettkampff­ähiges Team auf die Beine zu stellen.

Genau das erlebt gerade sein Vereinskol­lege Herbert Vornehm. Denn der kurzfristi­ge Re-start im Handball hat den sonst so routiniert­en Abteilungs­leiter des TSV Haunstette­n an seine Organisati­onsgrenzen gebracht. Er muss in den nächsten Wochen nun täglich die sich ständig ändernden Termine seiner vielen Mannschaft­en im Aktiven-, Jugend- und Bambini-bereich koordinier­en. „Das ist eine Katastroph­e. Jeden Tag kommt ein Anruf, dass Spiele ausfallen oder verschoben werden müssen, weil die Menschen in Quarantäne sind. Mitte November wurden die Ligen bei niedrigste­n Inzidenzen ausgesetzt, jetzt haben wir 300.000 Ansteckung­en am Tag und spielen. Das verstehe ich nicht“, sagt er etwas entnervt schon nach der ersten Woche im Spielbetri­eb und verweist auf die etwa 160 Heimspielt­age, die beim TSV Haunstette­n in einer Saison generell anfallen. In der aktuellen sind es immerhin noch bis zu 120.

„Normal ist die Saison bis April durch. Jetzt spielt die Jugend schon bis Mai. Ich glaube nicht, dass wir alle Spiele durchbring­en. Ich weiß auch nicht, wie es weitergehe­n soll und ob alle Ligen überhaupt korrekt zu Ende gespielt werden können“, sagt Abteilungs­leiter Vornehm angesichts des Chaos, das sich in den nächsten Wochen in den Spielpläne­n noch weiter verstärken wird.

 ?? Foto: Julian Leitensdor­fer ?? Im Tischtenni­s ruht noch der Ball, bis mindestens Ende Februar ist der Punktspiel­betrieb in den unteren Ligen ausgesetzt. Im Handball dagegen läuft der Spielbetri­eb seit einer Woche wieder für alle.
Foto: Julian Leitensdor­fer Im Tischtenni­s ruht noch der Ball, bis mindestens Ende Februar ist der Punktspiel­betrieb in den unteren Ligen ausgesetzt. Im Handball dagegen läuft der Spielbetri­eb seit einer Woche wieder für alle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany