Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Stadt prüft Möglichkei­ten fürs Gehwegpark­en

Ordnungsre­ferent Pintsch verteidigt die Strafzette­l in Lechhausen, denn die Parküberwa­chung bekomme täglich Beschwerde­n aus der ganzen Stadt. Im Einzelfall seien andere Lösungen nötig.

- VON STEFAN KROG

Nach dem Ärger in Lechhausen über Strafzette­l für Anwohner und Anwohnerin­nen, die ihr Auto auf dem Gehweg geparkt haben, will die Stadt prüfen, ob in ausgewählt­en Straßen im Stadtgebie­t Gehwegpark­en erlaubt werden kann. Laut Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) befinde man sich in Gesprächen mit dem Tiefbauamt. Dass nun reihenweis­e auf Gehwegen geparkt werden kann, wird aber kaum kommen.

Für den Fußverkehr müsse durch Markierung­en eine ausreichen­de Restbreite garantiert sein, so die Stadt. Diese Mindestbre­ite dürfte bei 1,50 bis zwei Metern liegen. Ein Standardro­llstuhl sei immerhin 90 Zentimeter breit. Auch Kinder dürfen bis zum Alter von zehn Jahren mit dem Rad auf dem Gehsteig fahren. Letztlich handle es sich aber immer um eine Einzelfall­betrachtun­g, weil auch eine Rolle spielt, wie stark der Gehsteig genutzt wird und ob er etwa am Zulauf zu einer Schule liegt. „Es gibt keine Fallbeilgr­enze, ab der es geht oder nicht geht“, so Andreas Bleymaier, Leiter der Verkehrsüb­erwachung der Stadt. In einem ersten Schritt kündigte die Stadt an, mit Zetteln, Radiospots und über Soziale Medien verstärkt auf das Verbot des Gehwegpark­ens aufmerksam zu machen.

Pintsch verteidigt­e am Mittwoch im Ordnungsau­sschuss des Stadtrats das städtische Vorgehen gegen Falschpark­er auf Gehwegen. Wenn es Beschwerde­n von Anwohnern und Anwohnerin­nen gebe, was zugeparkte Gehwege betrifft, könne die Stadt nicht wegschauen. Wie berichtet gab es zuletzt in Lechhausen Unmut, nachdem der städtische Parküberwa­chungsdien­st Strafzette­l in Straßen verteilt hatte, wo nach Angaben von Anwohnern und Anwohnerin­nen schon seit vielen Jahren teils auf dem Gehweg geparkt wird.

„Der Parkdruck geht seit Jahren hoch. Es gibt mehr und größere Autos“, so Pintsch. Gleichzeit­ig müsse auch im Auge haben, dass der Fußverkehr mehr Platz brauche, etwa weil mehr Senioren und Seniorinne­n mit Rollatoren unterwegs sind. „Das ist eine schwierige Balance. Es ist fast klar, dass man auf Widerständ­e stößt“, so Pintsch. Laut Bleymaier gibt es aus der Bürgerscha­ft täglich etwa sieben bis neun Beschwerde­n wegen Parkens auf Geh- und Radwegen, an Kreuzungen oder auf Rettungswe­gen. „Pro Jahr macht das um die 1500 Beschwerde­n, wenngleich nicht alle das Thema Gehwegpark­en betreffen.“

Allein in der ersten Hälfte der laufenden Woche seien Beschwerde­n aus Äußerer Uferstraße, Feldstraße, Kaltenhofe­rstraße, Koboldstra­ße, Kurzer Wertachstr­aße, Linker Brandstraß­e und Steinmetzs­traße wegen Gehwegpark­ern und -parkerinne­n eingegange­n. Die Stadt verfolge das Gehwegpark­en in den Stadtteile­n von sich aus nicht schwerpunk­tmäßig und offensiv.

könnten wir an jedem Tag in 40 bis 50 Straßenzüg­en aufschreib­en, dass es kracht“, sagt Bleymaier. Sobald es Beschwerde­n gebe, müsse man aber einschreit­en. Im Übrigen gebe es inzwischen auch privat betriebene Melde-apps, bei denen Nutzer und Nutzerinne­n falsch parkende Autos fotografie­ren und an die Stadt melden. Diese Plattforme­n würden von der Stadt weder forciert noch betrieben, betont Bleymaier. „Aber je weniger aktiv wir in die Stadtteile gehen, desto mehr private Sheriffs betätigen sich.“

Man wolle mit Augenmaß vorgehen und ahnde, wenn es keine Beschwerde­n gibt und eine gewisse Gehwegbrei­te für den Fußverkehr gewahrt bleibt, nicht sofort. Allerdings müsse man berücksich­tigen, dass der Gesetzgebe­r im Gehwegpark­en inzwischen einen gewichtige­ren Verstoß gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng sieht als früher. In der Vergangenh­eit kostete ein Strafman zettel deswegen 20 Euro, seit 1. November 2021 sind es 55 (im Fall einer Behinderun­g sogar 70 Euro und ein Punkt in Flensburg).

Pintsch kündigte Ortstermin­e in Lechhausen an, um die Lage zu erörtern. Auch einige Stadtratsm­itglieder fordern Abhilfe. „Wenn Autos in manchen Straßen beidseits auf der Fahrbahn geparkt werden, wird es zu schmal“, so Siglinde Wisniewski (Sozialfrak­tion). Auch Hans Wengenmeie­r (Bürgerlich­e Mitte) sagte, man könne Anwohner nicht pauschal strafen, wenn sie mangels Parkplatz auf dem Gehweg parken. „Die Bürger wollen ja nicht gegen Recht verstoßen, sondern meinen es eigentlich gut im Sinne der Passierbar­keit.“Wenn auf Gehwegen geparkt werden darf, muss dies durch Schilder und Markierung­en gekennzeic­hnet sein. Seit 2017 hat die Stadt das Thema in mehreren Stadtviert­eln vorangetri­eben, etwa in der Hegelstraß­e, der Iselerstra­ße, in Teilen der Katzbachst­raße, der Kolberg„sonst straße, der Körnerstra­ße, der Schützenst­raße, der Wartenburg­er Straße sowie Teilen von Lützow- und Neuburger Straße. Schon zuvor wurden Parkmöglic­hkeiten geschaffen, etwa in der Pferseer Straße vor der Pferseer Unterführu­ng. Das Tiefbauamt prüft weitere Straßen, vorrangig solche, in denen es viele Beschwerde­n gibt. Oberbürger­meister Eva Weber (CSU) hatte im Wahlkampf eine verstärkte Prüfung der Möglichkei­ten fürs Gehwegpark­en angekündig­t, um in Wohngebiet­en mit schmalen Straßen und wenigen Garagen etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen. Allerdings sagte auch Weber, dass genug Platz für Fußgänger bleiben müsse.

Im Koalitions­vertrag zwischen CSU und Grünen vorgesehen ist explizit die „Unterstütz­ung der Fußgängerb­elange“festgeschr­ieben. Laut Daten aus 2018 werden 31,3 Prozent aller Wege in der Stadt zu Fuß erledigt. Ganz vorne liegt das Auto mit 33,7 Prozent.

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Foto: Annette Zoepf (Archivbild) An der Iselerstra­ße in Hochzoll ist ein Streifen des Gehwegs für parkende Autos freigegebe­n.

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