Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Überfall auf Ehepaar: Wie oft gibt es solche Fälle?

Der nächtliche Angriff auf ein Ehepaar in Bergheim ist wohl aufgeklärt. Fälle wie dieser seien zum Glück sehr selten, sagt die Polizei. Und die Aufklärung­squote ist gut.

- VON JÖRG HEINZLE

Polizeistr­eifen, Kontrollen, ein Hubschraub­er – und das mitten in der Nacht. In Bergheim hatte der Überfall auf ein älteres Ehepaar im Dezember für Aufsehen gesorgt. In der Nacht zum vierten Adventsson­ntag, kurz nach Mitternach­t, hatten sich mehrere Täter Zugang zum Haus des Paares verschafft und die Bewohner – ein 83-jähriger Mann und eine 71-jährige Frau – brutal zusammenge­schlagen. Inzwischen sitzen drei mutmaßlich­e Täter in Haft. Die Ermittlung­en dauern noch an, die Tat scheint aber aufgeklärt zu sein. Nachts im eigenen Haus überfallen zu werden, ist für viele eine schlimme Vorstellun­g.

Von der Polizei heißt es, dass gravierend­e Fälle wie dieser in Augsburg aber nur selten vorkommen.

Wenn es solche Fälle gebe, dann bestehe in aller Regel eine Vorbeziehu­ng oder Bekanntsch­aft zwischen Opfern und Tätern, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Auch wenn der Bezug nach einer Tat nicht sofort klar sei, stelle er sich oft im Laufe der Ermittlung­en heraus. Dass Täter in ein Haus einsteigen und die Bewohner als Zufallsopf­er überfallen, sei noch seltener. Generell gehe es um „absolute Einzelfäll­e“, so Hartmann. Man muss einige Jahre zurückscha­uen, um ähnliche Fälle in Augsburg zu finden. 2017 wurde die Bewohnerin einer Seniorenwo­hnanlage überfallen und ausDie Täter hatten das Opfer, eine querschnit­tsgelähmte Seniorin, gefesselt und geknebelt. Einer der Täter hatte die Frau gekannt, weil er sie zuvor schon als Pfleger versorgt hatte.

Im Februar 2012 hatte es innerhalb von wenigen Tagen mehrere Überfälle gegeben. Die Täter stiegen im Neusässer Stadtteil Westheim in zwei Häuser ein und bedrohten, schlugen und verletzten die Bewohner. In einem Haus am Kobelhang sollen sie kurz darauf eine 69-jährige Frau ausgeraubt haben. Ebenfalls 2012 wurde eine 81-jährige Frau in einer Wohnanlage im Prinz-karl-palais von einem Täter überfallen – er bedrohte sie mit einer Waffe und raubte Geld. 2011 traf es im Spickel zwei Eheleute jenseits der 80. Sie wurden im Schlaf von maskierten Männern überfallen. Die Täter fesselten die wehrlosen Opfer und bedrohten sie. Der Bergheimer Fall jetzt war besonders brutal. Die Täter sollen ihre Opfer zusammenge­schlagen und sogar ins Gesicht getreten haben. Das Paar musste mehrere Wochen im Krankenhau­s behandelt werden. Deshalb stuft die Staatsanwa­ltschaft den Fall derzeit auch als Mordversuc­h ein. Zumindest einer der Täter soll das Haus und die Bewohner gekannt haben. Er war laut Polizei dort zuvor als Handwerker tätig.

Fälle von Mord und Totschlag, inklusive Versuche, zählte die Polizei in Augsburg im Jahr 2020 insgegerau­bt. samt vier, 2019 gab es zehn Fälle. Zahlen für 2021 hat die Polizei noch nicht veröffentl­icht – die Zahlen dürften sich im Bereich der Vorjahre bewegen. Raubdelikt­e gibt es häufiger, allerdings sind auch sie eher selten. 2020 wurden 113 Raubtaten bei der Polizei angezeigt, im Jahr 2019 waren es 110, dazu zählen laut Polizei aber auch Handtasche­nraub oder jeder Diebstahl, bei denen ein Täter mit Gewalt droht. Die Aufklärung­squote in Augsburg ist in beiden Bereichen gut: Bei Mord, Mordversuc­hen, Totschlag und versuchtem Totschlag lag sie in den vergangene­n Jahr stets bei 100 Prozent, bei den Raubdelikt­en wurden etwa drei Viertel der angezeigte­n Taten geklärt.

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