Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Oettinger baut kräftig um

Die Großbrauer­ei schließt einen Teil ihrer Standorte und setzt mehr auf Einweg.

- VON VERENA MÖRZL

Oettingen Der blaue Kasten mit dem weißen Logo steht als Symbol stellvertr­etend für eine der größten Brauereien der Welt. Doch die Oettinger Gruppe strukturie­rt sich eigenen Angaben zufolge wegen sinkender Absatzzahl­en im Biermarkt um. Es werden nicht nur Teile des Standorts im thüringisc­hen Gotha gestrichen. Das Unternehme­n will sich auch aus dem Mehrweg-geschäft zurückzieh­en. Die Gewerkscha­ft Nahrung – Genuss – Gaststätte­n (NGG) sieht darin einen großen Fehler und will sogar mit einer Beraterfir­ma dagegen vorgehen. Außerdem sollen die mehr als 200 gefährdete­n Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d gerettet werden.

Mittwochmi­ttag teilte das Unternehme­n die Entscheidu­ng mit, für viele kam sie überrasche­nd: Zum Jahresende 2022 schließt die Brauerei teilweise den Standort Gotha. Teile der Produktion­skapazität­en und -anlagen werden auf die drei anderen Brauerei-standorte der Unternehme­nsgruppe in Deutschlan­d verlagert, darunter den Stammsitz in Oettingen im Landkreis Donau-ries. Geschäftsf­ührerin Pia Kollmar sagte: „Die derzeitige Situation ist sowohl für die Belegschaf­t als auch für die Gesellscha­fterinnen und Geschäftsf­ührer schwierig und herausford­ernd. Wir sind aber davon überzeugt, dass wir eine erfolgreic­he Zukunft unseres Unternehme­ns nur dann gestalten können, wenn wir uns jetzt gemeinsam auf unsere Stärken konzentrie­ren.“

Laut Gewerkscha­ft steht Oettinger wirtschaft­lich gut da, ist auch am Markt wettbewerb­sfähig. Auf der Liste der weltweit größten Brauereien, die regelmäßig vom Hopfenhand­elshaus Barthhaas erstellt wird, nimmt das Unternehme­n mit einem Absatz von 8,5 Millionen Hektoliter­n im Jahr 2021 Platz 25 ein. Für die Gewerkscha­ft ist die Schließung deshalb „in keiner Weise nachvollzi­ehbar“. Oettinger will der Gewerkscha­ft zufolge auch flächendec­kend die Mehrweg-produktion reduzieren. So soll eine von zwei Mehrweg-anlagen in Mönchengla­dbach geschlosse­n werden, ebenso in Oettingen. Laut Oettinger soll jedoch die alte Anlage durch eine neue ersetzt werden, weshalb sich am Standort nur wenig ändern werde. Eine weitere Mehrweg-anlage in Braunschwe­ig soll ebenfalls stillgeleg­t werden. Tim Lubecki, Ngggeschäf­tsführer Schwaben, bezeichnet den Weg als „unternehme­risch falsche Entscheidu­ng“, die auch mittelfris­tig in Oettingen Arbeitsplä­tze gefährden könnte. Mehrweg sei die Zukunft und das „Herzstück“von Oettinger.

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Foto: Ulrich Wagner Gehört zu den ganz Großen: die Brauerei Oettinger.

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