Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Reuters Schicksal hängt an Maaßen
Als letzter Fußball-bundesligist hat der FC Augsburg für die nächste Spielzeit einen Trainer verpflichtet. Das lässt sich als Schwäche interpretieren – weil andere Kandidaten sich gegen den FCA entschieden haben. Das lässt sich aber ebenso als Stärke auslegen – weil die Verantwortlichen sich nicht vom Markt treiben ließen, sondern sich für eine Lösung entschieden haben, die ihren Idealvorstellungen entsprach. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Sport-geschäftsführer Stefan Reuter und Lizenzspieler-chef Christoph Janker setzen jedenfalls auf einen jungen, aufstrebenden Trainer, der bislang in der Drittklassigkeit erfolgreiche Arbeit abgeliefert hat. Das erinnert an Markus Weinzierl. Auch er verbuchte vor seiner ersten Zeit in Augsburg Erfolge in der dritten Liga. Auch ihm bereitete der FCA einmal die Bühne Bundesliga. Weinzierl erlebte ein äußerst schwieriges erstes Jahr, führte den Klub anschließend jedoch zu den größten Erfolgen der Vereinsgeschichte. Daran werden sich die Fca-entscheider erinnert haben, als ihre Wahl auf Maaßen fiel.
Sie haben die Gewissheit, dass der 38-Jährige größtmögliches Engagement und
Akribie zeigen wird. Mit Maaßen ist die Hoffnung verbunden, nach Jahren der Stagnation endlich den nächsten Entwicklungsschritt zu vollziehen. Er soll der Trainer sein, der das Potenzial, das etlichen Spielern nachgesagt wird, abruft. Von der Mannschaft wird zu Saisonbeginn nicht zwingend mehr erwartet werden als bisher: der erneute Ligaverbleib. Doch das Wie ist nach zuletzt durchwachsenen und wiederholt enttäuschenden Auftritten ebenso bedeutend.
Mit Maaßen und dessen Spielstil kann der FCA verlorene Sympathien zurückholen, eine positive Grundstimmung verbreiten und Fans ins Stadion locken. Während etliche Bundesligateams in Reichweite des FCA erfrischenden und mitreißenden Fußball praktizierten, betätigten sich die Augsburger als Minimalisten in Spielweise, Ergebnissen und Tabellenplatzierung. Nebenbei würden mit sportlichen Ausrufezeichen vereinsinterne Querelen schnell in Vergessenheit geraten.
An der Arbeit Maaßens wird sich auch Reuter messen lassen müssen. Sechs Trainerwechsel in sechs Jahren dokumentieren, dass er oft danebenlag. Scheitert Maaßen, könnte das zugleich das Aus von Reuter bedeuten.