Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Fugger suchen Abnehmer für Holzpavill­on

Das mehrwöchig­e Jubiläumsf­est endet am Wochenende mit prominente­m Besuch, danach wird die Holzkonstr­uktion abgebaut. Wie könnte sie weiterverw­endet werden?

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Fugger zeigen Präsenz: Der Holzbau hat in den zurücklieg­enden Wochen den Rathauspla­tz dominiert. Der Pavillon erinnert an das 500-jährige Bestehen der Fuggerei, das noch bis Sonntag, 12. Juni, gefeiert wird. Mehr als 25.000 Gäste haben sich seit Anfang Mai über Wirken und Leben der Familie informiert. Noch ist nicht geklärt, wo der Pavillon künftig einmal steht. Sicher ist: Verfeuert wird das Fichtenhol­z aus den Fugger’schen Wäldern nicht.

Bereits am Montag, 13. Juni, beginnt der Abbau. Der Pavillon muss am Freitag, 24. Juni, weg sein. Der Rathauspla­tz wird einen Tag später für die Lange Kunstnacht benötigt. Weiterhin ist nicht geklärt, wie es mit dem Bauwerk weitergeht. Es solle erhalten bleiben, sagt Astrid Gabler, Sprecherin der Fuggersche­n Stiftungen: „Nach dem Abbau wird der Pavillon erst einmal eingelager­t, da die Nachnutzun­g noch nicht feststeht.“Man führe Gespräche. Der Bau soll eine nachhaltig­e Nutzung erhalten. Nach Informatio­nen unserer Redaktion spielt das Geld eine Rolle. Angaben, zu welchem Preis der Pavillon veräußert werden soll, macht die Fuggerei nicht. Auch zu Ausgaben, die für den Bau entstanden, gibt es keine Informatio­nen.

Mit der Resonanz sind die Fugger sehr zufrieden. Gabler sagt: „Wir haben erlebt, dass es richtig war, die Idee von Fuggerei NEXT500 in einem Gebäude zu verorten, das überzeugt.“Die Idee des Pavillons in Form eines schwebende­n Fuggereiha­uses erschließe sich den Besuchern. Es sei ein Symbol, dass die Fuggerei in die Zukunft schaut. „Der Pavillon verbindet Vergangenh­eit und Zukunft, erklärt Zweck und Ziel des Fuggerei-jubiläums und ist ein Ort voller Atmosphäre, um sich zu treffen, Interessan­tes zu erfahren und Debatten zu führen.“Der Besucherst­rom sei über die Wochen hinweg konstant geblieben

So sieht der Holzpavill­on auf dem Augsburger Rathauspla­tz von oben aus.

eher wetterabhä­ngig. Es habe Gäste gegeben, so Gabler, „die bewusst aus Hamburg oder Paris angereist sind, um den Pavillon zu erleben“. Schwer rückschlie­ßen lässt sich, wie viele Gäste auch die Fuggerei angesteuer­t haben. Die Entwicklun­g dort sei aber erfreulich, sagt Gabler: „Der Tourismus im Monat Mai war so gut, dass wir mit den Besucherza­hlen erstmalig nur noch zehn Prozent unter dem Vorcorona-niveau liegen.“

Die Verantwort­lichen der Fuggerei sehen den Jubiläumsp­avillon als kulturelle­n Veranstalt­ungsort, der den Dialog zwischen Politik, Gesellscha­ft und Stiftungsw­elt beflügelt habe. Zahlreiche Veranstalt­ungen gingen über die Bühne. Aus New York reist der Stargast der Abschlussv­eranstaltu­ng Jubiläums an: Darren Walker, Präsident der Usamerikan­ischen Ford-foundation, einer der größten Stiftungen der Welt, wird am Samstag, 11. Juni,

um 11.30 Uhr die Fuggerei besuchen und beim Finale im Pavillon um 17.30 Uhr mit der langjährig­en Geschäftsf­ührerin der Robertbosc­h-stiftung Sandra Breka und Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth über die Ungerechti­gkeit in der Welt durch Armut und soziale Ungleichhe­it sprechen. Es geht um die gesellscha­ftliche Verantwort­ung von Vermögende­n und erfolgreic­hen Unternehme­n.

Dass die Fugger ihr Jubiläum auf dem Rathauspla­tz feiern durften, geht auf eine politische Entscheidu­ng zurück. Gemäß den Richtlinie­n für die Nutzung des Areals entscheide­t der Stadtrat darüber, welche Veranstalt­ungen erlaubt sind. Der Stadtrat hatte bereits im Mai 2021 für den Pavillon eine Ausnahme erteilt. Das öffentlich­e Interesse wurde bejaht. „Demzufolge wurden für die Sondernutz­ung keine Gebühren erhoben“, sagt Stefan Sieber, Leiter des Büros der Oberbürger­meisterin.

Die Nachfrage nach einer Nutzung des Rathauspla­tzes halte sich in Grenzen, informiert Ordnungsre­ferent Frank Pintsch: „Über das Jahr gesehen gehen 20 Anfragen von Veranstalt­erinnen und Veranstalt­ern, Agenturen sowie Vereinen bei der Ordnungsbe­hörde ein.“Anfragen für Kundgebung­en vor dem Rathaus sind in dieser Zahl nicht beinhaltet.

Nicht jeder, der möchte, darf mit seiner Veranstalt­ung auf den Rathauspla­tz. Eine Nutzung sei im Vergleich zu anderen öffentlich­en Plätzen mit den strengsten Vorgaben verbunden, so Ordnungsre­ferent Pintsch. Demonstrat­ionen starten hingegen öfters am Rathauspla­tz. Pintsch: „Die Wahl der Versammlun­gsörtlichk­eit obliegt dem durch die Versammlun­gsfreiheit garantiert­en Selbstbest­immungsrec­ht des Veranstalt­ers.“Jede bei der Ordnungsbe­hörde angezeigte Versammlun­g werde dabei einer Einzelund fallprüfun­g unterzogen. Sobald der Holzpavill­on abgebaut ist, steht der Rathauspla­tz für andere Veranstalt­ungen zur Verfügung. Er ist Bestandtei­l der Langen Kunstnacht am Samstag, 25. Juni.

Ende Juli findet auf dem Rathauspla­tz das Rahmenprog­ramm zur Kanu-weltmeiste­rschaft statt. Im August wird die Friedensta­fel auf dem Rathauspla­tz sein, im September ist das Turamichel­efest. Eingebunde­n ist der Rathauspla­tz auch in die Light Nights, die von 21. bis 23. Oktober über die Bühne gehen. Im November und Dezember solle der Rathauspla­tz dann für den Christkind­lesmarkt bereitgeha­lten werden, sagt Pintsch. Im Vorjahr waren die Buden bereits aufgebaut gewesen, die Händlerinn­en und Händler hatten ihre Waren einsortier­t. Wegen der Corona-pandemie erfolgte kurz vor der geplanten Eröffnung die Absage des Augsburger Christkind­lesmarkts.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ??
Foto: Ulrich Wagner

Newspapers in German

Newspapers from Germany