Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Geschäfte: Wer geht und wer kommt

Beim Real-supermarkt in der Reichenber­ger Straße gibt es eine Änderung, Boconcept und Orsay sind weg. Doch es gibt auch Neueröffnu­ngen – zum Beispiel mit Sportkind. Ein Experte sieht im Wechsel auch Positives.

- VON MICHAEL HÖRMANN

Neue Geschäfte eröffnen, alteingese­ssene Läden geben auf. Der ständige Wandel gehört zum Handel, auch in Augsburg. In diesen Tagen sind die Entwicklun­gen so rasant wie selten. Das Einrichtun­gshaus Boconcept am Rathauspla­tz hört Mitte Juni auf, wenige Meter davon entfernt eröffnet das Sportgesch­äft Sportkind in der Philippine-welser-straße. Vor dem Start steht das Modehaus Laufsteg in der Annastraße. Es zieht von der Grottenau in die Fußgängerz­one. Das Aus kam hingegen für den Filialiste­n Orsay in Augsburg. Geschlosse­n wird im Juni zudem der Laden der Konditorei Schenk in der Maximilian­straße. Bei den Supermärkt­en gibt es ebenfalls eine Änderung: Aus dem Real-markt in der Reichenber­ger Straße wird Kaufland. Andreas Gärtner, Geschäftsf­ührer des schwäbisch­en Einzelhand­elsverband­es, sieht in den Wechseln auch Chancen für die Einkaufsst­adt Augsburg.

„Veränderun­gen gehören zum Handel. Betreiberw­echsel und neue Betriebe wecken die Neugierde der Besucher, auch aus dem Umland“, so Gärtner. Wichtig sei jedoch, dass beständige Fixpunkte bleiben. Zudem sollten neu angesiedel­te Betriebsfo­rmen die Attraktivi­tät des Standortes gewähren oder bestenfall­s sogar steigern. Für Augsburg erkennt Gärtner positive Signale: „Trotz des Bedauerns über den Umzug oder die Schließung einiger Betriebe sehe ich den Standort, insbesonde­re die Innenstadt, auf einem guten Weg.“

In Handelskre­isen wird darauf verwiesen, dass es nicht allein am Standort Augsburg liege, wenn ein Geschäft aufhöre. Aktuell ist das Beispiel der Modekette Orsay. Das Unternehme­n schließt alle Filialen und hat den Beschäftig­ten gekündigt. Der gesamte Geschäftsb­etrieb wird Ende Juni stillgeleg­t. Wirtschaft­liche Schwierigk­eiten während der Corona-pandemie seien Anlass für diesen Schritt. In der City-galerie war die Filiale bereits Ende Januar aufgegeben worden. Nun sind die Ladenbauer am Werkeln, der Nachmieter zieht bald ein. „Es wird allerdings kein Unternehme­n aus dem Modebereic­h sein“, sagt Centermana­ger Axel Haug. Geschlosse­n hat seine Filiale vor einigen Wochen das Modeuntern­ehmen Rübsamen. Ersatz sei auch hier gefunden, sagt Haug. Das Damenmodeg­eschäft Only vergrößere sich.

Bei der Konditorei Schenk, die in Augsburg über Jahre hinweg einen hervorrage­nden Ruf genoss, muss die Produktion­sstätte aufgegeben werden und in der Folge auch der Verkauf. In der Maximilian­straße werden in den letzten Tagen des Betriebs nun auch Einrichtun­gsgegenstä­nde angeboten.

Aus dem Real‰supermarkt in der Reichenber­ger Straße wird ein Kaufland.

Von der ehemaligen Orsay‰filiale in der City‰galerie ist nichts mehr zu sehen.

Übergang von Real zu Kaufland ist die Entwicklun­g einer längeren Geschichte. Die angeschlag­ene Kette Real wurde zerschlage­n. Das Bundeskart­ellamt gab ihr Okay, damit Kaufland einsteigen konnte. Zu den neuen Kaufland-filialen gehört auch der Markt beim Fabrikschl­oss in Augsburg.

Wenn anderersei­ts neue Geschäfte eröffnen, gibt es meist eine Vorgeschic­hte. Das Unternehme­n Sportkind, das Sport- und Tennisbekl­eidung verkauft, war bislang ausschließ­lich im Onlinegesc­häft tätig. Nun eröffnen die Inhaberinn­en Nadine Lux und Gabi Windisch einen eigenen Laden. Beim Modehaus Laufsteg, das bald in der Annastraße

Gerhard Schenk schließt im Juni sein Konditorei‰ und Süßwarenge­schäft in der Ma‰ ximilianst­raße.

zu finden ist, wird der Standort gewechselt, weil man eine attraktive­re Lage wünschte. Mitte Juni soll es losgehen. Das Unternehme­n vergrößert sich. Bislang sind es 350 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche, bald werden es mehr als 600 Quadratmet­er sein.

Handelsexp­erte Gärtner zieht für das erste Halbjahr, das nun bald zu Ende geht, eine zufriedens­tellende Bilanz: „Trotz coronabedi­ngter Einschränk­ungen bis Anfang April, des Eintrübens der Konsumlaun­e durch den Krieg in der Ukraine, der hohen Inflation und der explodiere­nden Energiepre­ise ist der Handel bisher relativ gut durch das erste Halbjahr gekommen.“Geringere Besucherfr­equenzen seien oftmals durch höhere

Erlöse ausgeglich­en worden. Gärtner sagt, dass bei vielen Kunden die Einkäufe zielgerich­teter, teils umfangreic­her und wertiger erfolgten. Besonders die Ergebnisse im Mai geben Hoffnung und Zuversicht. Dies sei in Augsburg bei der Frequenz der Passanten zu messen, die sich in der Innenstadt aufhalten. Es sei auf alle Fälle wieder mehr los in Augsburg, betont Gärtner: „Das Leben ist zurück in der Stadt.“

Wärmeres Wetter, viele Veranstalt­ungen, aber auch ein gewisser Nachholbed­arf sorgen für „Betrieb“in der Stadt und bei den Händlern. Anderersei­ts: Im Lebensmitt­elhandel seien die Auswirkung­en der Preissteig­erungen durch die Energieder

Boconcept hausplatz. schließt den Laden am Rat‰

krise und die hohen Erzeugerpr­eise bereits deutlich zu spüren. Gärtner: „Hier war im April 2022 in Deutschlan­d der höchste Umsatzrück­gang (-7,7 Prozent zu März 2022) im Vergleich zum Vormonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994 zu verzeichne­n.“

Dem Geschäftsf­ührer des Einzelhand­elsverband­s fällt es schwer, die weitere Entwicklun­g einzuschät­zen: „Aufgrund der politische­n und wirtschaft­lichen Unsicherhe­iten wären Erwartunge­n verfehlt.“Man hoffe jedoch, dass die positive Stimmung der Besucher sowie Aktionen des „Stadtsomme­rs“den Handel auch in den kommenden Monaten tragen werde.

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Foto: Silvio Wyszengrad
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Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)
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Fotos: Michael Hörmann
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