Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Atempause für das Gesundheitsamt
In der Hochphase der Pandemie waren 380 Beschäftigte in der städtischen Dienststelle im Einsatz. Nun wird beim Personal zurückgefahren. Wie Gesundheitsreferent Reiner Erben die Situation bewertet.
Es gab in der Hochphase der Corona-pandemie wohl keine andere städtische Dienststelle, die mehr gefordert war: Die Beschäftigten des Gesundheitsamtes kümmerten sich fast schon rund um die Uhr um die Registrierung von Erkrankten, aber auch die Kontaktnachverfolgung von Personen, die sich möglicherweise mit dem Virus infiziert hatten. Der Arbeitsaufwand war immens, personell ließ er sich mit den vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht stemmen. Bis zu 380 Personen waren im Amt im Corona-einsatz. Jetzt, da die Zahlen der Erkrankten und Neuinfizierten zurückgegangen sind, kehrt wieder Normalität ein im Dienstbetrieb. Der zuständige Gesundheitsreferent Reiner Erben sieht jedoch keinen Grund zur Entwarnung.
Erben bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Personalsituation sich entspannt. Kein Vergleich zur Lage, als die Corona-zahlen bald täglich in die Höhe schossen. Kurzfristig wurden Mitarbeiter aus anderen städtischen Ämtern ins Gesundheitsamt abkommandiert.
Auch Bundeswehrsoldaten halfen zeitweise im Augsburger Gesundheitsamt mit aus. Nun wurde dort Personal reduziert.
Die Folge war, dass unter anderem der Betrieb von Hallenbädern und Stadtteilbüchereien eingeschränkt werden musste. Dort fehlte das Personal. Mit städtischer Unterstützung allein war es nicht getan. Auch Kräfte der Bundeswehr halfen mit. Zudem schrieb die Stadt eine Vielzahl an befristeten Stellen aus.
In der Hochphase der Pandemie lag die Zahl der im Gesundheitsamt Beschäftigten zeitweise zwischen
350 und 380 Personen. Aktuell seien 85 Mitarbeitende im Corona-einsatz, informiert Erben. Deren Tätigkeiten seien die Kontaktnachverfolgung, die Bearbeitung der Infektionsfälle sowie die Bearbeitung der Isolationen. Fünf Kräfte kommen gegenwärtig noch aus anderen städtischen Dienststellen. Es waren in der Vergangenheit auch schon 100 Frauen und Männer.
Erben ist froh, dass die extrem hohen Zahlen der Corona-fälle im Stadtgebiet vorerst nicht mehr zu registrieren sind. Die Sieben-tage-inzidenz liegt aktuell bei unter 200. „Dennoch ist der anfallende Arbeitsaufwand im Gesundheitsamt noch deutlich spürbar.“Der mit der Pandemie verbundene Arbeitsaufwand sei zurzeit bewältigbar, so Erben. Dies liege aber nicht allein daran, dass die Inzidenzen leicht zurückgegangen seien: „Digitalisierung und Optimierung der Arbeitsschritte zeigen ebenfalls Erfolg.“Zudem könne das neu eingestellte Personal überwiegend die Aufgaben des abgeordneten Personals übernehmen. Ein weiterer Aspekt: Die Kontaktnachverfolgung findet lediglich in äußerst dringenden Einzelfällen statt. Dies sei keine Entscheidung der Behörden vor Ort, erläutert Erben: „Dies ist vorgegeben.“Die umfangreiche Kontaktnachverfolgung werde derzeit ausgesetzt.
Der Gesundheitsreferent weist darauf hin, dass die gegenwärtige Situation keineswegs auf Dauer gelten müsse. Im Gegenteil: Es werde mit einer steigenden Inzidenz gerechnet. Die Folge dürfte sein, dass im Herbst 2022 eine weitere Covid19-infektionswelle
laut Expertinnen und Expertinnen als wahrscheinlich gilt, so Erben: „Tritt dies ein, wird Covid-19 weiterhin Arbeitskräfte im Gesundheitsamt binden.“Spekulationen, wie sich das Gesundheitsamt personell aufzustellen habe, seien verfrüht, sagt der Referent: „Ob im Herbst 2022 wieder Abordnungen aus anderen Dienststellen nötig sein werden, hängt vom Infektionsgeschehen ebenso ab, wie den Planungen auf Bundes- und Landesebene.“Eine Prognose könne derzeit nicht abgegeben werden.
Die Menge an Arbeit führte in den Vorjahren dazu, dass im Gesundheitsamt auch viele Überstunden angehäuft wurden. Zudem konnten dem Vernehmen nach auch Urlaubstage nicht wie gewünscht genommen werden. Referent Erben sagt dazu: „Überstunden und Urlaubstage im Gesundheitsamt werden beziehungsweise wurden gemäß den tariflichen und beamtenrechtlichen Vorgaben sowie den Vorgaben der Stadt Augsburg behandelt oder abgebaut.“Hierzu seien seit dem Jahr 2020 vor allem auch die Zeiträume zwischen den Infektionswellen genutzt worden.