Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

SPD unter Druck

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger‰allgemeine.de

Wenn die Wahl in Nordrheinw­estfalen tatsächlic­h eine kleine Bundestags­wahl war, dann muss es der SPD angst und bange werden. Schneller als erwartet haben sich Konservati­ve und Grüne auf die Eckpunkte einer Koalition im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland der Republik verständig­t - und schneller als sonst üblich sollen die Koalitions­verhandlun­gen nun auch abgeschlos­sen werden. Damit ist die alte Arbeiterre­gion an Rhein und Ruhr die längste Zeit das Stammland der Sozialdemo­kratie gewesen.

Gerhard Schröder hat in einer ähnlichen Situation 2005 alles auf eine Karte gesetzt, vorgezogen­e Neuwahlen erzwungen – und sie verloren. Olaf Scholz wird das sicher nicht tun, dazu ist seine Ampelkoali­tion noch zu frisch im Amt und der politische Flurschade­n nicht groß genug. Die neue Harmonie zwischen der Union und den Grünen aber muss dem Kanzler zu denken geben. Weder in Schleswigh­olstein noch in Nordrhein-westfalen wurde die SPD zur Regierungs­bildung gebraucht, sollte sich das im Herbst in Niedersach­sen fortsetzen, geriete auch Scholz unter Druck. Anders als 2005 kann eine neue Regierung im Bund heute ja auch ohne Neuwahlen gebildet werden. Ein Jamaika-bündnis mit der Union an der Spitze hätte jetzt schon eine Mehrheit im Bundestag.

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