Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bringt Sturm den Pott nach Augsburg?

Der 27-jährige Augsburger steht im Finale des Stanley Cups. Siegen die Colorado Avalanche auch in den Endspielen, wäre die Freude perfekt – und es gäbe eine Pokal-premiere.

- VON FLORIAN EISELE

Denver Bislang gibt es nur vier deutsche Eishockey-profis, die den Stanley Cup gewonnen haben: Uwe Krupp, Tom Kühnhackl, Dennis Seidenberg und Philipp Grubauer. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sich bald ein fünfter Nhl-profi mit einem deutschen Pass in diese illustre Runde einträgt: Der gebürtige Augsburger Nico Sturm steht mit den Colorado Avalanche in den Finalspiel­en um den Titel der besten Eishockey-liga der Welt. Es wäre auch für das Team aus Denver ein Meilenstei­n: 21 Jahre liegt der letzte Titel zurück. Gegenüber unserer Redaktion sagte Sturm: „Die Euphorie im Klub ist riesig. Es herrscht eine richtige Vorfreude auf das, was jetzt kommt. Die Leute, die alt genug sind, erinnern sich noch an 2001.“

Auf dem Weg dorthin schaltete der 27-Jährige, der bis 2009 beim Augsburger EV in der Jugend spielte und danach über Kaufbeuren den Sprung ins College-eishockey Nordamerik­as schaffte, einen Spieler aus, den man vor der Spielzeit eher im Endspiel erwartet hätte: Leon Draisaitl. Der gehörte zu den prägenden der abgelaufen­en Nhlsaison, sorgte zusammen mit seinem Sturmpartn­er Connor Mcdavid für über 30 Punkte alleine in den Playoffs. Und doch war das Halbfinale zwischen Edmonton und Colorado eine klare Sache und ging mit 4:0 an die Avalanche – ein Sweep.

Kleiner Wermutstro­pfen für Sturm: Zum Einsatz kam er in den vier Begegnunge­n gegen Edmonton nur in einer Partie. Beim 4:2-Sieg in Edmonton kam der Center auf eine Eiszeit von sieben Minuten und zehn Sekunden. Für ihn kein Problem, wie er beteuert: „Ob ich im Finale nun keines, eines oder vier Spiele mache – solange wir das Ding gewinnen, ist mir das relativ gleich. Das ist auch die Einstellun­g, die wir im Team haben, jeder freut sich für den anderen.“Sturm wusste, worauf er sich einlässt, als er in einem relativ überrasche­nden Transferde­al Mitte März von den Minnesota Wild nach Colorado gewechselt war. Wie einen Wechsel „von Borussia Dortmund zum FC Bayern“hatte er damals den Transfer bezeichnet. Soll heißen: Nicht nur die Qualität der Mitspieler, sondern auch die Konkurrenz ist noch mal größer geworden. Dabei hielt Sturm bei den Wild schon ordentlich mit, kam in 53 Saisonspie­len auf 17 Scorerpunk­te. Dennoch hatte der 27-Jährige, wie in den Us-sportarten üblich, keine Mitsprache dabei: „Der General Manager der Wild hat es mir nach dem Training gesagt. Das ist eine zackige Angelegenh­eit, die maximal 30 Sekunden gedauert hat.“

Sturm gilt als kampfstark­er Center, der sich für keine Drecksarbe­it zu schade ist – dafür hat ihn Colorado verpflicht­et. Joe Sakic, der beim letzten Titel Colorados noch als Spieler auf dem Eis stand und nun als Executive Vice President und General Manager der Avalanche fungiert, sagte über den Augsburger: „Nico ist ein großer, starker Stürmer, der auch eine starke defensive Präsenz mitbringt.“Gut möglich, dass Sturm diese Qualitäten nun wieder öfter auf dem Eis einbringen kann. Mit Nazem Kadri fällt ein Spieler, der ebenfalls auf der Center-position zu Hause ist, verletzt aus. Sturm sieht’s gelassen: „Wie die Aufstellun­g sein wird, werden wir sehen. Ich bereite mich jeden Tag so vor, als ob ich spielen werde.“

Wann genau die Finalspiel­e starfigure­n ten, ist noch nicht klar. Denn während Sturms Team schon durch ist, läuft die Halbfinal-serie zwischen den New York Rangers und dem Titelverte­idiger Tampa Bay Lightning noch, beim Stand von 3:2 Siegen für Tampa Bay. In der Nacht von Samstag auf Sonntag könnte das Team aus Florida den Sack mit einem weiteren Erfolg zumachen.

Sollte Colorado tatsächlic­h den Titel holen, würde das auch für die Stadt Augsburg eine gute Nachricht sein. Denn jeder Spieler, der den begehrtest­en Pokal Nordamerik­as gewinnt, hat das Recht, den Cup einen Tag lang in seiner Heimatstad­t ausstellen zu dürfen. Sturm, dessen Eltern im Stadtteil Neuberghei­m wohnen, wiegelt ab: „Da mache ich mir Gedanken darüber, wenn es so weit sein sollte, ich will es nicht verschreie­n. Jetzt geht es darum, gut zu trainieren und die Spannung oben zu halten.“Ein passender Platz für den Cup wäre wohl schon gefunden: Im Augsburger Curt-frenzel-stadion (CFS) absolviert Sturm fast jeden Sommer Teile der Vorbereitu­ng. Der Stanley Cup im CFS – das wäre auch für das altehrwürd­ige Stadion noch eine Premiere.

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Foto: Jason Franson, Imago Images Ein Augsburger steht im Nhl‰finale: Nico Sturm (links, hier gegen Darnell Nurse von den Edmonton Oilers) kann mit seinem Team den wichtigste­n Titel im nordamerik­a‰ nischen Eishockey gewinnen.
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